Herzlich willkommen! So tönen die beiden Glocken der Vilshofener Erlöserkirche. Es ist Andachtszeit. Für Sie eine Zeit des Auftankens guter Gedanken.
Kleine und Große Glocken in Vilshofen - Foto: Greinke.
Unser heutiges Thema ist Gedächtnis der Kirchweihe, allgemein und speziell dieser Kirche. Wenn Sie ein Evangelisches Gesangbuch mit bayrisch-thüringischem Anhang haben, dann können Sie dasselbe schon aufschlagen unter Nr. 586 "Die Väter weihten dieses Haus". Der Text steht aber - wie immer - auch hier im Leseformat weiter unten.
5 Tage noch haben wir den Mondmonat TiSchRI. Dann ist dieser erste Monat im neuen biblischen Jahr vorbei und damit auch der 7. biblischer Zählung seit dem Frühjahr.
Bild: de.tutiempo.net - 25. TiSchRI
Heute, am 27. Oktober 2024 ist der 22. Sonntag nach Trinitatis. Maximal sind 24 Sonntage nach Trinitatis möglich. In diesem Jahr gibt`s 23, danach folgen der Drittletzte, Vorletzte und Letzte Sonntag im Kirchenjahr, ehe denn mit dem 1. Advent ein neues beginnt.
Kirchenmusikdirektor Wilhem Rumpf, geboren 1900, starb 1964. Er wirkte in Karlsruhe und hinterließ u. a. eine Sammlung von Choralvorspielen. Daraus hören wir jetzt das zu dem Lied EG 370 "Warum sollt ich mich den grämen".
Gedenken
In nicht wenigen Kirchengemeinden wird in der Zeit von Oktober bis Mitte November der Kirchweihe gedacht, in manchen selbst dann, wenn dieselbe eigentlich wann anders stattfand. Das hat seinen Grund darin, dass im Sommerhalbjahr oft Renovierungsarbeiten in und an der Kirche stattfinden und nach deren Abschluss ein Dank- und Gedenkgottesdienst gefeiert wird. In vielen Gemeinden gibt es da schon eine uralte Tradition.
Im Rahmen dieser Andachtsreihe wollen wir heute den Anfängen und der Geschichte der Vilshofener Erlöserkirche gedenken. Diese Kirche ist noch ziemlich jung. Und so unbedeutend sie auch aussehen mag, täuscht der erste Eindruck, denn sie ist weit und breit die letzte, die in den 30er Jahren trotz staatlicher Widerstände gebaut wurde.
Vilshofen war ja ursprünglich eine fast rein katholische Stadt. 1853 war die Anzahl der Evangelischen mit 32 angegeben. Als 1871 der erste evangelische Gottesdienst in Vilshofen gehalten wurde, waren schon 20 Familien in der Stadt, 1933 bereits 218 Evangelische. Dies veranlässte den Landeskirchenrat in München, eine eigene Gemeinde zu bilden.
Schon Jahre zuvor war ein Obstgarten als Bauplatz für eine Kirche erworben worden. Das damalige Regime des Dritten Reiches war über den Bau einer Kirche alles andere als begeistert. Bisher fanden die Gottesdienste im ersten Stockwerk des Hinterhauses der Stadtsparkasse in einem wenig gepflegten Raum statt, der als Betsaal diente.
Im Sommer 1936 entwarf ein Architekt einen Plan, der vom Landeskirchenrat mit einem Kostenvoranschlag von 25.000 Reichsmark genehmigt wurde. So erfolgte im Herbst desselben Jahres ein erster Spatenstich.
Als die Mauern bereits hochgezogen waren und gerade der Ringanker aus Beton gegossen wurde, bevor der Dachstuhl aufgesetzt werden konnte, erschien die Baupolizei. Der Bau sollte auf Anordung der Gauleitung eingestellt werden. Da erklärte der damalige Pfarrer von Bressendorf:
"Wir müssen jetzt zuerst noch hier fertigmachen. Geht zwei Stunden spazieren und lasst uns solange in Ruhe."
Und tatsächlich, die Beamten gingen zunächst wieder und fragten ein paar Stunden später:
"Na, wie weit seid Ihr? - "Jetzt ist der Ringanker fertig." - Gut, dann stellen wir den Bau ein."
Bis Weihnachten stand das Kirchlein im Rohbau bereits fertig da, um dann im Frühjahr 1937 fertiggestellt zu werden. Am 27. Mai 1937 um 15.30 Uhr fand dann die Einweihung statt, und zwar nicht nur der Kirche als solche, sondern auch die der beiden Glocken und der Orgel.
Die Erlöserkirche Vilshofen bei der Einweihung am 27. Mai 1937
Die Festpredigt hielt Pfarrer Horst von Bressendorf über das Bibelwort aus 1. Petrus 2, Vers 5;
"Auch ihr als die lebendigen Steine, bauet euch zum geistlichen Hause und zum heiligen Priestertum."
Anmutig erhob sich damals das liebliche Kirchlein inmitten blühender Obstgärten und grüner Wiesen. Während des Krieges musste die große Glocke abgeliefert werden. 1947 wurde das Kirchengestühl den Bedürfnissen der Gemeinde angepasst und erneuert. Auch eine neue Kirchenglocke wurde wieder eingeweiht. Und am 6. Dezember 1949 erhielt die Evangelisch-Lutherische Gemeinde Vilshofen ein eigenes Pfarramt. 1951 wurde das Pfarrhaus gebaut.
1987 fand ein großes Jubiläumsfest statt. Zu diesem Zwecke wurde eine Festschrift herausgegeben, aus der die vorliegenden Informationen entnommen sind. Immer mal wieder waren Reparatur-, kleine Umbau- und Renovierungsarbeiten notwendig geworden, so im Jahre 2010 und auch in diesem Jahr 2024 wurden die Wände der Kirche innen neu gestrichen.
Erlöserkirche Vilshofen 2024 - Foto: Greinke
Erlöserkirche innen 2024 - Blick zum Altar - Foto: Greinke
Erlöserkirche Vilshofen 2024 - Orgelempore - Foto: Greinke
Dieses Kirchlein mit seinen 110 Sitzplätzen trotzte sozusagen von Anfang an allen Widerständen. Unerschrocken weist es mit seinem Namen "Erlöserkirche" auf unseren Erlöser Jesus Christus hin. Und so soll es auch bleiben bis zum jüngsten Tag.
Wir feiern unsere Andacht im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. -AMEN-
Liebe Schwestern und Brüder!
Der damals für die Einweihung der Erlöserkirche zu Vilshofen ausgesuchte Predigtvers möge uns heute zum Segen werden.
"Auch ihr als die lebendigen Steine, bauet euch zum geistlichen Hause und zum heiligen Priestertum."
Jede Kirche, sei sie klein oder groß, ist ein Haus, meist aus Stein, Gott zu Ehren gebaut, dem Dienst am Heiligen geweiht. Sowohl der Apostel Paulus als auch Petrus verwendeten das Bild des Hausbaus, um es auf die Gemeinde und seine Menschen zu übertragen und zu überspitzen: Wir sollen gleichsam lebendige Steine sein. Die Gemeinde Jesu Christi soll sich als geistliches Haus verstehen.
Jeder von uns, der durch die Taufe dazugehört, ist ein geistlicher Stein und für den Gesamtbau sehr wichtig. Jeder, der fehlt, hat eine Lücke hinterlassen. Und Jesus Christus ist der Schluss-Stein wie bei einer großen gotischen Kirche: Der Schluss-Stein hält den ganzen Bau zusammen. So spiegelt der äußere Bau eines Gotteshauses den inneren Bau, den geistlichen Bau einer Gemeinde.
Das ist einerseits sehr anspruchsvoll, anderseits sehr wohltuend. Sich diesem geistlichen Anspruch zu stellen ist eine bleibende Aufgabe eines jeden Christen. Angenommen und wichtig zu sein für den Gesamtbau der Gemeinde Jesu Christi, das gibt Geborgenheit und fördert ein gesundes christliches Selbstbewusstsein, welches ich Ihnen von ganzem Herzen wünsche. Gott braucht Sie und mich und uns alle, die wir zu ihm gehören. -AMEN-
Ein traditionell aus Thüringen stammendes Kirchweihgedächtnislied steht im Evangelischen Gesangbuch 586. Davon hören wir die Strophen 1 und 6.
1. Die Väter weihten dieses Haus, / o Höchster, deinem Namen; / schmück es mit deinem Segen aus; /lass uns und unsern Samen / dein Licht und Recht und Segenswort / an diesem dir geweihten Ort / zum Heil der Seelen hören.
6. Nun segne, Vater, dieses Haus, / das wir nach dir, Herr, nennen; / treib Feindschaft, Stolz und Zank hinaus, / lehr uns dich recht erkennen; / stör alles, was uns stören will, / lass uns allhier in heilger Still / bei dir im Himmel wohnen.
Lasset uns beten: Kyrie eleison, Christe eleison, Kyrie eleison.
HERR, unser Gott, lieber Vater im Himmel! Wir danken dir, dass du es dir gefallen lässt, an vielen Orten in den Kirchen deinen Namen und deine Ehre wohnen zu lassen, so auch in der Erlöserkirche zu Vilshofen. Wir rühmen und preisen dich, denn du hast deine Gnade walten lassen über uns alle Zeiten hindurch bis auf diesen Tag.
Wir bitten dich: Lass deine Augen offen stehen über alle Gotteshäuser Tag und Nacht. Wenn wir Menschen darinnen dir nahe sein wollen und uns von dir finden lassen, den Glauben an dich bekennen und unsere Bitten vor dich bringen, so wollest du gnädig unsere Gebete erhören, uns tun nach deinem Willen und uns den Weg weisen.
Segne alle Gottesdienste, der du erwählt und ausgesondert hast deine Gemeinde aus allen Völkern an allen Orten zur Erbauung deines ewigen Reiches. Das und noch vielmehr bitten wir dich durch unseren Heiland Jesus Christus, der mit dir und dem Heiligen Geiste lebet und regieret von Ewigkeit zu Ewigkeit. -AMEN-
VATER UNSER IM HIMMEL........-AMEN-
Johann Walter, der Urkantor der Reformation, er lebte von 1496 bis 1570, schrieb ein kleines zweistimmiges Stück zum Lied "Ein feste Burg ist unser Gott". Wir hören es zum Beschluss dieser Andacht.
Wir sind fast wieder am Ende unserer Andacht angelangt. Die heute begonnen Woche hat einige Gedenktage: Morgen, Montag den 28. Oktober ist der Gedenktag der Apostel Simon und Judas. Simon, das ist der Zelot, also einer aus einer politisch ziemlich nationalistisch-patriotischen Richtung. Judas, das ist nicht der Verräter, sondern der andere, der Sohn des Jakobus. Von beiden wissen wir ziemlich wenig. Aber auch ihrer wird im liturgischen Kalender gedacht.
Dann ist am kommenden Donnerstag der 31. Oktober, der Reformationstag. Und - was viele nicht wissen: Im evangelischen liturgischen Kalender steht auch der 1. November als Gedenktag der Heiligen.
Immer wieder dankbar der Dinge zu gedenken, die uns zugute in der Vergangenheit geschehen sind, ist eine schöne Sache.
Herzlich grüßen Ihr Pfarrer Manfred Greinke, Gabriele Kerstan und Ulrike Lau-Hartl.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. -AMEN-