Aidenbach, Vilshofen, Eging am See sind die 3 Orte, von denen aus die Glocken der Evangelisch-Lutherischen Kirchen abwechselnd unsere Internet-Andachten einläuten. Heute waren die Aidenbacher dran.
Kleine/Große Glocken Aidenbach - Bild: Greinke
Und nun sind Sie dran, von uns begrüßt zu werden: Herzlich willkommen! Mögen Ihnen jetzt einige Minuten völliger Entspannung, Besinnung und angenehmer Kunde bevorstehen.
Die Monatshälfte des Mondmonats TiSchRI bzw. ETaNIM ist überschritten; wir sind beim 18. von 30 Tagen angekommen.
Bild: de.tutiempo.net - 18. TiSchRI
Heute, am 20. Oktober 2024, ist der 21. Sonntag nach Trinitatis. In der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Bayern finden die Kirchenvorstandswahlen statt. Diesem Thema widmen sich unser Gedenken und unsere Andacht.
Bild: kirchenvorstand-bayern.de
Anton Karl Theodor Kehrer (1811-1850) hatte nur ein sehr kurzes Leben, welches er beruflich mit dem des Hoforganisten, Kantors und Komponisten in Ballenstedt/Südharz ausfüllte. Von ihm stammt das nun folgende Orgelstück in B-Dur.
Gedenken
Die Geschichte des Kirchenvorstandes lässt sich nur ganz grob und sehr unvollständig skizzieren. Schon in der Urgemeinde wurde die Gemeinde durch ein Gremium geleitet. Gewiss aber fand keine Wahl im heutigen Sinne statt, sondern eher so, dass ursprünglich von den Aposteln Männer berufen wurden. Wenn es eine Auswahl gab, hat wahrscheinlich das Los entschieden, ganz nach dem Vorbild der Nachwahl des 12. Apostels Matthias.
Diese Männer nannte man die "Ältesten", griechisch "Presbyter". Alle zusammen waren das "Presbyterium". Es gab z. B. eine Apostel- und Ältestenversammlung in Jerusalem, wie geschrieben steht in Apostelgeschichte 15, Vers 6: "Da kamen die Apostel und die Ältesten zusammen, ...zu beraten. Presbyterium - so heißt der Kirchenvorstand in manchen Landeskirchen noch heute. Die Ältesten genossen höchste Autorität.
Auch zu Zeiten des Apostel Paulus, also mitten im 1. Jahrhundert, und unter seinem Einfluß wurden die Ältesten nicht im engeren Sinne gewählt, sondern eher berufen und eingesetzt. Und bald gab es für eine Gemeinde nur noch einen "Hirten", den Priester.
In der Reformationszeit im 16. Jahrhundert wurde das "Priestertum aller Gläubigen" wiederentdeckt. Martin Luther widersprach der "Pfaffenkirche", so etwa in seiner Schrift. "Dass eine christliche Versammlung oder Gemeinde Recht und Macht habe, alle Lehre zu urteilen und Lehrer zu berufen, ein- und abzusetzen, Grund und Ursache in der Heiligen Schrift" von 1523. Doch blieb dies zunächst ohne Folgen für die Verfassung der lutherischen Kirchengemeinden.
Zwar gab es in bestimmten reformatorischen Gemeinden bald Kirchenvorstände, etwa in der Kurpfalz, wo seit 1571 "Älteste" den Gemeinden vorstanden. Meistens setzte sich aber eine obrigkeitliche Kirchenverfassung durch.
Der politische Machthaber war weltliches Oberhaupt der Kirchen. Mit Hilfe des Konsistoriums, eines Rates, der ihm unterstand, redete er bei allen Angelegenheiten der Gemeinden mit, bestimmte die Pfarrer und regelte ihre finanzielle Ausstattung.
Erst mit den politischen Reformen zu Beginn des 19. Jahrhunderts kamen auch im Luthertum vermehrt "Presbyterien" und "Synoden" auf. Nach dem Vorbild von Gemeinden in Rheinland-Pfalz wurden in allen evangelischen Gemeinden Bayerns Kirchenvorstände eingeführt.
Dabei wurden die Kirchenvorsteher von der Obrigkeit ausgewählt - oder die Familienoberhäupter einer Gemeinde wählten. Ende des 19. Jahrhunderts hatten fast alle evangelischen Gemeinden in Bayern einen Kirchenvorstand. Seine Aufgabe war vor allem die Vermögesverwaltung für die Gemeinden.
Die Trennung von Kirche und Staat nach dem Ersten Weltkrieg 1918 hatte zur Folge, dass viele Kirchenvorstände das Gemeindeleben in allen Belangen selbstbewusst zu gestalten begannen - allerdings immer im übergeordneten Gremium, die Synode, verantwortlich. Das ist bis heute so geblieben.
Wir feiern unsere Andacht im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. -AMEN-
Liebe Schwestern und Brüder!
Wie wir aus der kirchengeschichtlichen Entwicklung der Gemeindeleitung sehen, ist also eine Kirchenvorstandswahl eine ziemlich moderne Angelegenheit, wenngleich auch seine Prinzipien tiefere Wurzeln haben.
Und es ist sehr zu begrüßen, dass keine politischen Machthaber mehr Oberhaupt der Kirche als Organisation sind. Es zählen nämlich in der Kirche von Anfang an eigentlich andere Dinge als egoistische Macht- und Einflussinteressen.
Ich hole jetzt mal ziemlich weit aus: Die Insel Kreta gilt ja - historisch gesehen - zu Recht als die "Wiege Europas" "zu Recht" sogar im wahrsten Sinne des Wortes, denn das älteste Zivilrecht Europas mit sehr hohen Rechtsstandarts war das Stadtrecht von Gortys, der antiken Hauptstadt Kretas. Es stammt aus der Zeit 500 vor Christus. Wer schon einmal dort war, erinnert sich an dasselbe, welches man in Stein gehauen bis heute bewundern kann.
Stadtrecht von Gortys: Schrift abwechselnd von links nach rechts und umgekehrt. Bild: Greinke
Kreta kann als "Wiege europäisch-christlicher Gemeindestruktur" angesehen werden. Es gibt in der Bibel einen kleinen Brief des Apostels Paulus an seinen Mitarbeiter Titus, der die Aufgabe hatte, das Gemeindeleben auf der Insel Kreta zu ordnen. Es ist im Neuen Testament der 12. von 13 Paulus-Briefen. Da heißt es schon im 1. Kapitel, Verse 4-9:
Brief des Paulus - Bild: yumpu.com
,,..an Titus, seinen echten Sohn nach dem gemeinsamen Glauben: Gnade und Friede von Gott, dem Vater, und Christus Jesus, unserem Heiland!
Deswegen ließ ich dich in Kreta, damit du das Fehlen dennoch ordnest und in jeder Stadt Älteste einsetzt, wie ich dir aufgetragen habe: Wenn einer unbescholten ist, Mann einer einzigen Frau, der gläubige Kinder hat, die nicht im Ruf stehen, liederlich oder ungehorsam zu sein.
Denn es ist nötig, dass ein Leitender untadelig ist als Gottes Haushalter, nicht eigenmächtig, nicht jähzornig, kein Weinsäufer, kein Schläger, nicht schändlichen Gewinnsuchend; sondern gastfreundlich, das Gute liebend, besonnen, gerecht, fromm, selbstbeherrscht, sich haltend an das gemäß der Lehre glaubwürdige Wort, damit er fähig sei, sowohl zu ermahne in der heilsamen Lehre als auch die Widersprechenden zu überführen."
Es sind also durchaus hier sehr anspruchsvolle Kriteren für die Eignung als Gemeindeleiter genannt. Freilich gilt es, das Geschriebenen sinngemäß umzusetzen und anzuwenden. Denn damals war es eher undenkbar, dass eine Frau eine Gemeinde leitet oder einem Leitungsgremium angehört. Dennoch wünscht man sich auch heute Menschen in die Gemeindeleitung, die sowohl den sozial-ethisch als auch den geistlich hohen Ansprüchen genügen und auch kommunikativ in der Lage sind, das heilsame Evangelium gegen Angriffe von außen erfolgreich zu verteidigen.
Nun könnte ein Kandidat meinen, diesen hohen Ansprüchen nicht oder noch nicht vollumfänglich gerecht werden zu können. Das kann sogar ein sehr gutes Zeichen sein, weil es davon zeugt, dass jemand sich selbst nicht zu hoch einschätzt. Was nicht ist, kann ja noch werden! Und Gott selbst hat mehr als einmal jemanden in ein Amt berufen, der sich dafür selbst nicht als geeignet fand oder nach menschlichen Maßstäben ungeeignet schien. Sogar bei Mose war es so.
So möchte ich alle Kandidaten ermutigen, den Dienst in der Gemeinde als von Gott beauftragt anzunehmen als Kirchenvorsteherin bzw. Kirchenvorsteher oder auch als weitere Mitarbeiter, je nachdem, was das Wahlergebnis anzeigt. Schon viele sind in ihr Amt hineingewachsen und darin geistlich gereift. Es kommt immer auf die Lernbereitschaft an.
Unsere Kirchenvorstandswahlen haben einige große Vorteile gegenüber politischen Wahlen:
° Es gibt keinen Wahlkampf
° Niemand wird in die Opposition geschickt
° Niemand wird ausgegrenzt
° Wahlfälschung ist ausgeschlossen
° Es geht nicht um einseitige ideologische Machtinteressen.
Deswegen sind die Kirchenvorstandswahlen die besten, die es gibt. Gott nimmt uns Menschen ernst und lässt gerne wählen. Er schenke einen guten Wahlverlauf und segne die Ergebnisse zu seiner Ehre, der Gemeinde zum Nutzen und allen zum Segen. -AMEN-
Bei alle dem möge uns immer bewusst bleiben, worauf sich die Kirche gründet und warum viele Dinge anders sind und anders sein sollten, als außerhalb von ihr. Der Text des folgenden Liedes im Evangelischen Gesangbuch 264 macht`s deutlich.
1. Die Kirche steht gegründet / allein auf Jesus Christ, / sie, die des großen Gottes / erneute Schöpfung ist. / Vom Himmel kam er nieder und wählte sie zur Braut, / hat sich mit seinem Blute / ihr ewig angetraut.
2. Erkorn aus allen Völkern, / doch als ein Volk gezählt, / ein Herr ist`s und ein Glaube, / ein Geist, der sie beseelt, / und einen heilgen Namen / ehrt sie, ein heilges Mahl, / und eine Hoffnung teilt sie / kraft seiner Gnadenwahl.
3. Schon hier ist sie verbunden / mit dem, der ist und war, / hat selige Gemeinschaft / mit der Erlösten Schar, / mit denen, die vollendet. / Zu dir, Herr, rufen wir: / Verleih, dass wir mit ihnen / dich preisen für und für.
Lasset uns beten: Kyrie eleison, Christe eleison, Kyrie eleison.
Lieber Vater im Himmel!
Jede Kirchengemeinde gehört zur gesamten Gemeinde Jesu und ist dein Kleinod. Und wir dürfen durch die heilige Taufe dazugehören. Dafür danke ich dir. Ich bitte dich um einen guten Verlauf der Kirchenvorstandswahlen heute in Bayern, um Segen für alle Kandidaten, um die Bereitschaft, Mut und Stärkung aller, mitzuwirken an deinem großen Heilswerk, das du begonnen hast durch Jesus Christus, deinen Sohn, mit dessen Worten wir immer wieder zu dir rufen:
VATER UNSER IM HIMMEL..........-AMEN-
Auch zur Kirchenvorstandswahl bedarf es des Heiligen Geistes. Komm, Heiliger Geist, Herre Gott! Zu dieser Bitte gibt`s ein gleichlautendes Lied und zu diesem Lied gibt es einen Orgelchoral vom jungen Andreas Armsdorf, der nur von 1670-1699 lebte. Damit beenden wir unsere heutige Andacht nach der Segenszusage.
Einen Impuls zum Aufschwung für alle bayrischen Kirchengemeinden möge der Heilige Geist auch durch die Kirchenvorstandswahlen geben. Das wünschen mit herzlichen Grüßen Ihr Pfarrer Manfred Greinke, Gabriele Kerstan und Ulrike Lau-Hartl.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. -AMEN-