Es ist für Sie die Andachtszeit gekommen. Die Eginger Glocken haben sie eingeläutet. Und wir heißen Sie auf das Allerherzlichste willkommen! Möge Ihnen zu Segen gereichen, was Sie jetzt hören bzw. sehen und lesen.
Glocken von Eging - Bild: Greinke
Unsere heutigen beiden Themen sind:
Wenn Geist und Macht zusammenprallen - Luther vor Cajetan; Wenn das Licht sich bricht - Von der biblischen Bedeutung des Regenbogens.
Der 7. Monat biblischer Zählung, gleichzeitig der erste im neuen biblischen Jahr, hat 2 Namen: TiSchRI und ETaNiM. TiSchRI ist gebräuchlicher. Heute sind wir beim 11. TiSchRI angekommen.
Bild: de.tutiempo.net - 11. TiSchRI
Und im Gregorianischen Kalender sind wir beim 13. Oktober 2024, dies ist heuer der 20. Sonntag nach Trinitatis. Da wird daran erinnert, dass Gott ein Versprechen abgegeben hat, welches er noch mit einem symbolischen Phänomen für uns als Erinnerungszeichen verstärkt hat, das immer mal wieder am Himmel erscheint. Wir Menschen sollen nämlich darauf antworten mit Gutem: Das Recht walten lassen, Liebe und Wohlwollen üben und demütig vor Gott sein.
Orgelmusik von Maurice Greene (1695-1755) ist heute dran. Der war Musikprofessor an der Universität zu Cambridge, vordem auch Organist an der St.-Pauls-Cathedral und an der Chapel Royal in London. Wir hören ein Präludium in a-Moll.
Bild: Francis Hayman Green - Wikipedia
Reformationsgedenken
In diesen Tagen jährt sich zum 506. mal das Verhör Luthers vor Kardinal Cajetan in Augsburg. Dasselbe fand von 12.-14. Oktober 1518 statt. Luther war zu Fuß angereist. Cajetan sollte Luther zum Widerruf seiner Ablassthesen zwingen. Es ging Cajetan, der vom Papst dazu beauftragt war, nicht darum, ihm tatsächliche Irrtümer nachzuweisen. Dazu war er gar nicht in der Lage. Es ging ihm darum, diesen "Störenfried" mundtot zu machen. Das Papsttum als geistliche Weltmachtorganisation verträgt keine Kritik am System und ist inzwischen damit nicht alleine.
Im Lutherjahr 1983 kam in der DDR die größte und 5-teilige Luther-Verfilmung auf die Bildschirme. Im zweiten Teil spielt Arno Wyziewski den Cajetan und Ulrich Thein den Luther. Hier ein Ausschnitt aus dem Streitgespräch:
Cajetan: "Ich höre mit Freuden, dass Du gelehrt bist und viel Schüler hast. Aber man sagt auch, Du hast mit deinen Artikeln Deutschland beunruhigt. Deshalb: Wenn du ein gehorsames Glied der Kirche sein willst, geh in dich, widerrufe deine Irrtümer! Versprich, das Ausgespiene nicht wieder aufzufressen und auch in Zukunft den Frieden der heiligen Kirche nicht mehr zu stören. Das von Dir zu fordern befahl mir in einer Breve der Heilige Vater."
Luther: "Kann ich das Schreiben sehen?"
Cajetan: "Nein, das kannst Du nicht."
Luther: "Einfach widerrufen, Euer Väterlichkeit - ich hätte es ebenso gut in Wittenberg tun können. Mit Eurer Erlaubnis: Ich bin mir keines Irrtums bewusst. Ich bitte Euch, mich zu belehren!"
Cajetan: "Keine Disputation! Ich befrage Dich in Übereinstimmung mit den heiligen Kirchengesetzen. Es sind apostolische Gesetze, mein Sohn!"
Luther: "Und die Heilige Schrift, hochwürdiger Vater? - Ich ziehe sie den Bullen entschieden vor, die nur die Lehrmeinung der Väter der Scholastik nachbeten. Meine Thesen sind auf die Schrift gegründet."
Cajetan: "Fest steht: Die Amtsgewalt des Papstes ist über der ganzen Kirche, über dem Konzil, über der Schrift."
Luther: "Der Papst über der Bibel?" Über dem Konzil?"
Cajetan: "Erkenne Deinen Irrtum, widerrufe! Das ist der Wille des Papstes!"
Luther: "Hochwürdiger Vater! Ihr seid der Stellvertreter des höchsten Richters. Mir widerstrebt im tiefsten Innern, solcher Autorität entgegen zu sein. Ich will in mich gehen. Ich bitte Euch: Gebt mir Bedenkzeit!"
Cajetan: "Komm wieder morgen um dieselbe Stunde! Ich will Dich väterlich aufnehmen, wenn du Dich eines Besseren besonnen hast."
Am nächsten Tag:
Luther: "Ich, der Augustinermönch Martin Luther, erkläre, dass ich die heilige Römische Kirche in allen meinen Worten und Taten verehre und anerkenne. Im Hinblick auf die Forderungen aber, die der hochwürdige Kardinal auf Befehl des Papstes - wie er versicherte - mir stellte, lege ich Verwahrung ein. Ich kann nicht ablassen von meiner Forschung, viel weniger ungehört, unwiderlegt zum Widerruf mich drängen lassen. Da ich als Mensch irren kann, unterwerfe ich mich auch jetzt noch dem Urteil der Heiligen Kirche. Zugleich aber erbiete ich mich, persönlich hier oder anderswo, auch in der Öffentlichkeit, von meinen Äußerungen Rechenschaft zu geben."
Cajetan: "Ein Abgrund des Ungehorsams!"
Luther: "Ich bitte euch: Erlaubt mir meine Gründe schriftlich vorzubringen!"
Cajetan: "Mein Sohn! Du musst widerrufen!"
Luther: "Habt Mitleid mit meinem Gewissen! Ich kann nicht widerrufen, was mir mein Gewissen befiehlt. Geschrieben steht: "Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen."
Ferdinand Pauweis: Luther vor Kardinal Cajetan - Bild: thecathwalk.de
Dann schrien sie sich gegenseitig an. Der Streit mündete schließlich in etwa folgende Aussagen Cajetans:
Cajetan: "Du sollst der Kirche nicht neue Dogmen aufdrängen! Bekehre Dich und rette Deine Seele! Geh! Und tritt mir nicht mehr unter die Augen! Es sei denn, Du willst widerrufen.
Wisset: Ich bin bevollmächtigt, den Bann auszusprechen über Dich und alle, die es mit Dir halten, auch über alle Orte, die Dich beherbergen. Widerrufe!"
Dann musste Luther aus Augsburg fliehen, denn Tetzels Leute hatte vor, ihn nachts auf seinem Schlaflager umzubringen. So war und ist es, wenn Geist und Macht zusammenprallen.
Wir feiern unsere Andacht im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. -AMEN-
Liebe Schwestern und Brüder!
Seit einigen Jahren wird vor allem in Deutschland die sogenannte "Regenbogenflagge" präsentiert, ja sie soll möglichst sogar die Nationalflagge Schwarz-Rot-Gold verdrängen und ersetzen. Das ist eigentlich aus mehreren Gründen ein Unding, über das Menschen anderer Länder nur den Kopf schütteln, weil es auch an Lächerlichkeit kaum noch zu überbieten ist. Das ist das Eine.
Das andere ist dies: Der Regenbogen ist ja als Lichtbrechung nach einem starken Regen ein Naturphänomen. Die Menschen zu biblischen Zeiten haben sich Gedanken darüber gemacht, wie es in seiner spirituellen Bedeutung für uns einzuordnen ist. Der Schöpfer selbst hat in sein Herz schauen lassen und den Sinn des Regenbogens in ihre Herzen gelegt, wie aus der folgenden Geschichte, die ziemlich am Ende der Noah-Erzählung im 1. Mose 8 und 9, hervorgeht:
Als Noah mit seinen Söhnen und mit seiner Frau und den Frauen seiner Söhne und mit allen Tieren aus der Arche gegangen war, sprach der HERR in seinem Herzen:
"Ich will hinfort nicht mehr die Erde verfluchen um der Menschen willen; denn das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf. Und ich will hinfort nicht mehr schlagen alles, was da lebt, wie ich getan haben.
Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht." Und Gott segnete Noah und seine Söhne und sprach: Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde.
Alles, was sich regt und lebt, das sei eure Speise; wie das grüne Kraut habe ich`s euch alles gegeben. Allein esst das Fleisch nicht mit seinem Blut, in dem sein Leben ist! Wer Menschenblut vergießt, dessen Blut soll auch durch Menschen vergossen werden; denn Gott hat den Menschen zu seinem Bilde gemacht.
Und ich richte meinen Bund so mit euch auf, dass hinfort nicht mehr alles Fleisch verderbt werden soll durch die Wasser der Sintflut und hinfort keine Sintflut mehr kommen soll, die die Erde verderbe. Und Gott sprach: Das ist das Zeichen des Bundes, den ich geschlossen habe zwischen mir und euch und allem lebenden Getier bei euch auf ewig:
Bild: bibel-de.org
Meinen Bogen habe ich in die Wolken gesetzt; der soll das Zeichen sein des Bundes zwischen mir und der Erde. Und wenn es kommt, dass ich Wetterwolken über die Erde führe, so soll man meine Bogen sehen in den Wolken. Alsdann will ich gedenken an meinen Bund zwischen mir und euch und allen lebenden Getier unter allem Fleisch, dass hinfort keine Sintflut mehr komme, die alles Fleisch verderbe.
Es ist der Regenbogen also ein Zeichen des Friedens, den Gott der Welt für alle Zeiten anbietet, und zwar restlos allen Menschen. Das 6fach gebrochene Licht symbolisiert auch, wie unterschiedlich Menschen sein können, was aber nicht bedeutet, dass Gott mit allem einverstanden ist, was Menschen machen.
Wie der Regenbogen auch wieder verschwindet - man kann ihn ja nicht einfangen -, so entzieht sich auch Gott unserem Zugriff und lässt es schon gar nicht zu, dass wir ihn für bestimmte ideologische Zwecke einsprannen. Er ist heilig, unantastbar und grundsätzlich unzugänglich, sofern er sich nicht offenbaren will. Aber ohne Gott gibt es keinen Frieden und wo man sein Zeichen von ihm trennen will, entsteht Unfrieden.
Diese Heiligkeit Gottes hat auch Jesus nie infrage gestellt, sosehr er auch Menschen vom Rande der Gesellschaft in die Mitte geholt hat, um sich ihnen zuzuwenden und sie auf den Weg der Nachfolge zu rufen, damit sie lernen, was gut ist, nämlich Recht und Liebe üben und demütig vor Gott werden, ihm in allem die Ehre geben, nicht aber um den heiligen Gott in seiner grundlegenden Friedenabsicht ideologisch zu manipulieren. Das ist ein himmelweiter Unterschied. Wohl dem, der ihn erkennt. Schließlich ist Christus unser Friede und sonst nichts. -AMEN-
Aus dem Jahre 1963 stammt das nun folgende Friedenslied, im Evangelischen Gesangbuch 425 "Gib uns Frieden jeden Tag".
1. Gib uns Frieden jeden Tag! / Lass uns nicht allein. / Du hast uns dein Wort gegeben, / stets bei uns zu sein. / Denn nur du, unser Gott, / denn nur du, unser Gott, / hast die Menschen in der Hand. / Lass uns nicht allein.
2. Gib uns Freiheit jeden Tag! / Lass uns nicht allein. / Lass für Frieden uns und Freiheit / immer tätig sein. / Denn durch dich, unseren Gott, / denn durch dich, unseren Gott, / sind wir frei in jedem Land. / Lass uns nicht allein.
3. Gib uns Freude jeden Tag! / Lass uns nicht allein. / Für die kleinsten Freundlichkeiten / lass uns dankbar sein. / Denn nur du, unser Gott, / denn nur du, unser Gott, / hast uns alle in der Hand. / Lass uns nicht allein.
Lasset uns beten: Kyrie eleison, Christe eleison, Kyrie eleison.
Wir danken dir, du Gott des Friedens, für den Friedensbund, den Du mit Noah und der ganzen Menschheit geschlossen hast. Wir danken dir für das gute Zeichen des Regenbogens. Wir danken dir, dass du uns in Jesus Christus den Frieden gibst, den die Welt nicht geben kann. Wir bitten dich für alle, die keinen inneren Frieden haben, um dein Erbarmen, für alle, die irren, um Erleuchtung und Erkenntnis, für die ganze Menschheit um Versöhnung mit dir und miteinander.
VATER UNSER IM HIMMEL.........-AMEN-
Zum Beschluss der Andacht nochmals Orgelmusik von Maurice Green: ein Andante in A-Dur.
Friedensfreunde sind Gottes Freunde wie Noah einer war. Die Tür dazu ist für jeden Menschen offen.
Mit herzlichen Grüßen Ihr Pfarrer Manfred Greinke, Gabriele Kerstan und Ulrike Lau-Hartl.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. -AMEN-