Das Glockengeläut kam heute wieder aus Eging am See, wo die kleinere Glocke eine ehemalige Schiffsglocke ist. Die christliche Gemeinde wird ja auch oft als "Schiff" bezeichnet. Insofern hat sich nur die Art des Schiffes für die Glocke geändert.
Eginger Glocken - Bild: Greinke.
Fühlen Sie sich herzlich begrüßt und willkommen geheißen! Die gesegnete Andachtszeit ist da und will Sie innerlich stärken und die lebendige Hoffnung erneuern.
Der 19. Tag des 6. und damit letzten Monats im biblischen Kalender ist da. Also: abnehmender Mond im Mondbild. Der Mond nimmt immer von rechts ab und von links zu.
Bild: de.tutiempo.net - 19. ELUL
"Der Sonnenkalender zeigt heute den 22. September 2024 an und der Kirchenkalender den 17. Sonntag nach Trinitatis."
"Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat." Das schreibt Johannes der Theologe in seinem ersten Brief, Kapitel 5, Vers 4c. "Von der Kraft des Glaubens" könnte die Überschrift über das Thema dieses Sonntags lauten. Dazu gibt`s heute eine Geschichte.
Ein kleines Orgelstück in e-Moll mit der Tempobezeichnung "Mäßig bewegt" vom österreichischen Komponisten und Organisten Johann Georg Albrechtsberger (1736-1809) erklingt jetzt.
Gedenken
Am heutigen 22. September ist der Gedenktag für den Heiligen Mauricius, welcher der Überlieferung nach um 250 im ägyptischen Theben geboren wurde, ein römischer Offizier war, Anführer der 22., der thebäischen Legion, die nur aus Christen bestand und dann in Agaunum stationiert war, dem heutigen Saint-Maurice im Kanton Wallis in der Schweiz.
Alle in der Legion hatten sich geweigert, den alten Göttern zu opfern und sich an der Verfolgung der Christen zu beteiligen. Daraufhin ließ Kaiser Maximianus, der Mitregent von Kaiser Dokletian, jeden zehnten Mann zur Abschreckung umbringen, was aber ohne Erfolg blieb. Er wiederholte das so lange, bis die ganze Legion ermordet war. Ohne Gegenwehr hatten sich die Offiziere und die Mannschaften als Märtyrer für ihre Religion hinrichten lassen. Das geschah um das Jahr 290.
Lucas Cranach der Ältere: Mauricius - Foto Greinke.
Cranachs Mauricius-Darstellung basiert höchstwahrscheinlich auf der lebensgroßen Reliquienstatue des Heiligen Mauricius, die sich im Dom Halle/Saale befindet.
Die Geschichte des Mauricius und seiner Gefährten geht zurück auf eine um 445 verfasste Leidensgeschichte der Märtyrer von Agaunum.
In vielen Ländern tragen Kirchen seinen Namen, auch in Deutschland. Die heißen dann "Moritz-Kirche" bzw. "Kiche St. Moritz". Coburg, Augsburg und Ingolstadt seien stellvertretend genannt.
Es gab immer wieder Offiziere beim Militär, die ihren Dienst quittierten, weil sie fortan einem anderen Herrn dienen wollten, so beispielsweise der Heilige Martin von Tours. Und auch der Vilshofener Pfarrer i. R. Alexander Schlierf ging diesen Weg.
Manchmal gingen auch Waffen oder Munition diesen Weg. So steht auf dem Altar der Vilshofener Erlöserkirche ein sogenanntes "Patronenkreuz" - das ist ein Geschenk aus Liberia als Dank für die Unterstützung eines Kinderprojektes, wo ehemalige Kindersoldaten, die ihre Familien verloren hatten, solche Kreuze aus Patronen herstellten.
Patronenkreuz
Wünschenswert wäre, wenn sich so mancher Offizier für den Friedensdienst entscheiden würden, um mit dem Glauben die Welt zu besiegen; das aber kann nur Gott bewirken.
Möge er es immer wieder geschehen lassen als Kontrapunkt gegen alle Hoffnungen und Propaganda der Kriegstreibenden.
Wir feiern unsere Andacht im Namen des Vater und des Sohnes und des Heiligen Geistes. -AMEN-
Liebe Schwestern und Brüder!
Der geschichtliche Jesus war ein Wanderprediger. Seine Lieblingsbeschäftigungen waren: Vom-Reich-Gottes-Erzählen und Heilen. Ihm ging es darum, dass der Glaube an die Wirklichkeit des Reiches Gottes - manchmal nennt er es auch Himmelreich - in die Tat umgesetzt wird mit heilsamen Ergebnissen.
"Hocheffizient glauben lernen", das war seine Devise. Dabei nahm er immer wieder anerkennend wahr, dass es Menschen gab, darunter Kranke und Behinderte und auch deren Angehörige oder Freunde, die einen starken Glauben hatten und mit ihrem Anliegen auf Heilung zu Jesus kamen.
So steht oft am Ende einer Heilungsgeschichte: "Geh hin, dein Glaube hat dir geholfen." Das ist schon bemerkenswert: Nicht sagt er: "Ich habe dir geholfen." Sondern betontermaßen: "Dein Glaube hat dir geholfen" oder ganz ähnlich.
Unter all denen war auch ein gewisser Hauptmann. Er war so etwas wie der Polizeichef oder Sheriff von Kapernaum. Das ist eine Stadt am Nordufer des Sees Genezareth, wo Jesus sich oft und gerne aufhielt. Dieses Hauptmanns wichtigster Diener war durch irgendetwas plötzlich gelähmt. Was dann geschah, wird uns im Matthäus-Evangelium, Kapitel 8 erzählt:
Als aber Jesus nach Kapernaum hineinging, trat ein Hauptmann zu ihm; der bat ihn und sprach: "Herr, mein Knecht liegt zu Hause und ist gelähmt und leidet große Qualen." Jesus spricht zu ihm: "Ich will kommen und ihn gesund machen."
Paula Jordan - Der Hauptmann von Kapernaum.
Der Hauptmann antwortete und sprach: "Herr, ich bin nicht wert, dass du unter mein Dach gehst, sondern sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht gesund." Denn auch ich bin ein Mensch, der Obrigkeit untertan, und habe Soldaten unter mir; und wenn ich zu einem sage: >Geh hin!<, so geht er; und zu einem andern: >Komm her!<, so kommt er; und zu meinem Knecht: >Tu das!<, so tut er`s.
Als das Jesus das hörte, wunderte er sich und sprach zu denen, die ihm nachfolgten: "Wahrlich, ich sage euch: Solchen Glauben habe ich in Israel bei keinem gefunden!" Und Jesus sprach zu dem Hauptmann: "Geh hin; dir geschehe, wie du geglaubt hast." Und sein Knecht wurde gesund zu derselben Stunde.
Wahrscheinlich war dieser Hauptmann gar kein Jude und sogar ursprünglich Ausländer, von gutem Ruf und hohem im Ansehen in der Stadt. Sein Satz: "Herr, ich bin nicht wert, dass du unter mein Dach gehst, aber sprich nur ein Wort, ..." wurde ja in die Abendmahls-Liturgie aufgenommen mit der kleinen Änderung am Schluss: "So wird meine Seele gesund!"
Selbst Jesus musste da stauen über so starken Glauben, den der Hauptmann auch noch erklärt. Er traut Jesus zu, dass sein Wort wirkt - selbst über Entfernungen. Und gleichzeitig zeigt er große Demut und Respekt vor dem Judentum. Denn es war einem Juden aus religiösen Gründen nicht erlaubt, das Haus eines Nichtjuden zu betreten.
Alle Achtung vor diesem Mann, der mit diesem respektvollen Glaubenssatz in die christliche Glaubensgeschichte und Liturgie eingegangen ist.
Glauben heißt also auch: Zutrauen. Jesus zutrauen, dass er heilen kann. Wenn zur "Welt" nicht nur alles Böse gehört, der ganze Egoismus, die Lieblosigkeit, Hab- und Machtgier, sondern auch alle Krankheiten und Gebrechen, dann ist jede Heilung auch ein "Sieg, der die Welt überwunden hat."
Aber um jedes Missverständnis auszuschließen: Es gibt auch Menschen, die mit einem bleibenden körperlichen Gebrechen einen solchen Sieg errungen haben, indem sie mit ziemlich gesunder Seele und starkem Glauben sich nicht von ihrem Gebrechen beherrschen lassen. Darum beten wir auch für Kranke und Gebrechliche um Heilung nach dem Maß der Gnade Gottes.
Wir sehen: In einigen Menschen, die sich für einen militärischen oder ähnlichen Dienst entschieden haben, steckt so manches Potential, aus dem Gott Großartiges, ja Weltbewegendes im positiven Sinne machen kann. Das geht sowohl aus dem heutigen Gedenken als auch aus der heutigen Bibel-Geschichte eindeutig hervor. Denn Gottes Geist weht, wo er will. -AMEN-
Es folgt nun das Lied EG 384 "Nun aufwärts froh den Blick gewandt".
1. Nun aufwärts froh den Blick gewandt / und vorwärts fest den Schritt! / Wir gehn an unsers Meisters Hand, / und unser Herr geht mit.
2. Vergesset, was dahinten liegt / und euern Weg beschwert; / was ewig euer Herz vergnügt, / ist wohl des Opfers wert.
3. Und was euch noch gefangen hält, / o werft es von euch ab! / Begraben sei die ganze Welt / für euch in Christi Grab.
4. So steigt ihr frei mit ihm hinan / zu lichten Himmelshöhn. / Er uns vorauf, er bricht uns Bahn / wer will ihm widerstehn?
5. Drum aufwärts froh den Blick gewandt / und vorwärts fest den Schritt! / Wir gehn an unsers Meister Hand, / und unser Herr geht mit.
Lasset uns beten: Kyrie eleison, Christe eleison, Kyrie eleison.
Lieber Vater im Himmel!
Ich danke dir für den Glauben, den du uns durch Jesus Christus geschenkt hast, für die Verbindung, die du zu uns geschaffen hast, denn wir sind für die Nähe zu dir bestimmt.
Ich danke dir für die Verheißung des Sieges über die Welt und bitte dich: Zeige mir meine unerkannte Weltlichkeit und hilf mir, sie im Glauben zu überwinden. Schenke deiner Christenheit Erkenntnis der Wahrheit und den Mut zum guten Kampf des Glaubens. Durch unsern Herrn Jesus Christus, der uns also beten gelehrt hat.
VATER UNSER IM HIMMEL.......-AMEN-
Aus dem Görlitzer Tabulaturbuch von Samuel Scheidt (1587-1654) erklingt als Nachspiel der Orgelchoral "Von Gott will ich nicht lassen, denn er lässt nicht von mir".
Einen starken, lebendigen und hocheffizenten Glauben, dem gute Ergebnisse folgen, wünschen Ihnen mit herzlichen Grüßen Ihr Pfarrer Manfred Greinke, Gabriele Kerstan und Ulrike Lau-Hartl.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. -AMEN-