Glockengeläut ist etwas Schönes - solange es nicht zu oft und von vielen Seiten an die Ohren dringt. Jede unserer Andachten fängt damit an. Heute waren es die Glocken der Vilshofener Erlöserkirche. Es freut uns, dass Sie eingeschaltet haben, vielleicht zum ersten Mal, vielleicht zum wiederholten Mal.
Ganz gleich: Sie sind herzlich willkommen!
Bei uns gibt`s immer Kultuerelles: Orgelmusik, Kirchengeschichtliches, dann natürlich ein geistliches Thema - zurzeit mit je einer biblischen Geschichte, Gebet und Segen. Und, was es woanders im christlichen Internetgeschehen eher selten oder nie gibt: den Hinweis auf den Mondkalender, mit dem wir jetzt fortsetzen.
ELUL - so heißt der 6. Mondmonat biblischer Zählung. Sein 12. Tag ist da. Es fehlt nur noch wenig, bis das Mondbild ganz rund ist.
Bild: de.tutiempo.net - 12 ELUL
Heute am 15. September 2024, ist der 16. Sonntag nach Trinitatis. "Es ist ein köstlich Ding, geduldig sein und auf die Hilfe des HERRN hoffen."
Dieser bemerkenswerte Satz steht im Buch der Klagelieder Jeremias im 3. Kapitel, Vers 21. Gott ist stärker als alle Mächte, auch die des Todes. Darum geht es in dieser Andacht.
Es folgt jetzt Orgelmusik, und zwar eine kleine Choralfughette zum Lied "Aus tiefer Not lasst uns zu Gott von ganzem Herzen schreien".
Reformationsgedenken
Der Theologe und Reformator Theodor Fabricius, eigentlich Dietrich Smit, hat eine besonders seltsame Biografie: Geboren war er am 2. Februar 1501 in Anholt, das ist heute ein Stadtteil von Isselburg in Nordrhein-Westfalen; sein Vater, ein Arbeiter, hatte die Kindesmutter verlassen.
So durchlebte der junge Dyrick keine schöne Kindheit: Durch Betteln und handwerkliche Tätigkeiten versuchte er, die Familie zu ernähren, bis seine Mutter erneut heiratete. Er wurde Schuhmacher. Es heißt über ihn, dass er krankheitsbedingt diese Arbeit aufgeben musste.
Angeblich erst mit 15 Jahren lernte er Lesen und Schreiben, besuchte Schulen in Emmerich und Münster und schaffte es, sich an der Universität Köln einzuschreiben. Das war 1517, 1522 wechselte er nach Wittenberg, wo er all die berühmten Reformatoren hörte. 1527 kehrte er nach Köln zurück, nun aber als Universitätslehrer der hebräischen Sprache. Weil er aber eine evangelische Gesinnung vertrat, machte man ihm das Leben schwer und drängte ihn, die Universität zu verlassen.
Heinrich Aldegrever: Dyrick Smid - Quelle: Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben.
Er ging zunächst nach Jülich, ebenfalls im heutigen Nordrhein-Westfalen, wo er heiratete und deutsche Predigten hielt. Weil er sich für zwei der ersten protestantischen Märtyrer einsetzte, wurde er für 7 Wochen verhaftet, ehe er sich 1531 in den Dienst des Landgrafen Philipp von Hessen begab, wo er an verschiedenen Orten Westdeutschlands tätig war, ehe er 1536 eine Pfarrstelle im hessischen Allendorf an der Werra annahm.
Da er seit 1540 die Doppelehe seines Dienstherrn verurteilte, wurde er verhaftet, sein Eigentum wurde eingezogen und erst 1542 wurde er wieder entlassen. Er kehrte nach Wittenberg zurück und wurde dort Hebräisch-Professor. Auf Empfehlung Luthers wurde Theodor Fabricius - wie er sich nannte - 1544 als Superintendent nach Zerbst in Anhalt, südlich von Magdeburg, vermittelt.
Als Anhänger von Melanchthon hatte er jedoch in Zerbst einen schweren Stand und musste sich nach dem Tod Luthers Angriffen der strengsten Lutheraner erwehren; denn es gab zwischen beiden Gruppen einen erbitterten Streit um die Wahrheit. Ja, man schreckte nicht davor zurück, seine Gottesdienste zu stören.
Zweimal war Fabricius verheiratet, wurde 1560 schwer krank, starb aber erst 10 Jahre später, nämlich am 15. September 1570 dort in Zerbst. Auf seinem Grabstein ist bis heute zu lesen, er habe "treulich, christlich und redlich gelebt". So ist heute sein Geburtstag.
Wir sehen an seinem - freilich nur grob - geschilderten Lebenslauf, dass Gott kleine Leute aus armen Verhältnissen groß gemacht hat, dann, dass die Treue zu Gott und zur evangelischen Lehre durchaus auch Leidenszeiten bedeuten kann; denn die Mächtigen in Staat und leider auch in der Kirche sind noch nie davor zurückgeschreckt, Kritiker zu verfolgen, sie aus Lehr - und anderen Ämtern zu entfernen und einzuschüchtern.
Aber Männer wie Fabricius blieben bis zum Lebensende tapfer, hofften geduldig auf den Herrn, weil sie wussten, dass Jesus Christus dem Tode die Macht genommen hat und das Leben und ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht hat durch das Evangelium. Das gibt Hoffnung zu mutigem Bekennen auch in unseren schweren Zeiten.
Wir feiern unsere Andacht im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heilgen Geistes. -AMEN-
Liebe Schwester und Brüder!
Zu den höchsten geistlichen Gütern in der Heiligen Schrift gehört die Geduld von Anfang an. Vor allem ist von Gottes Geduld mit den Menschen die Rede.
Viele biblische Vorbilder in der Treue zu Gott erweisen dieselbe in Geduld. Man mag an Noah, Abraham, dessen Urenkel Josef, Mose, seinen Nachfolger Josua denken, um nur einige zu nennen, selbstverständlich aber auch Jesus, vor allem, als er unschuldig litt.
In vielen neutestamentlichen Briefen wird zur Geduld, vor allem im Leiden ermahnt, so in den meisten des Apostels Paulus. Dessen Geduld wurde mehr als einmal auf eine harte Probe gestellt.
So wissen wir, dass er, als er von der dritten Missionsreise nach Jerusalem zurückkehrte, dort verleumdet und verhaftet wurde. Die Römer hatten ihn ganze zwei Jahre festgehalten, ohne dass man ihm hätte etwas nachweisen können.
Paulus wird in Schutzhaft genommen - Bild: Paula Jordan.
Allerdings wurde aus der Haft so etwas wie eine Schutzhaft. Der Prozess gegen ihn wurde verschleppt.
Selbst da erwies er sich als geduldig und ohne Tadel. Schließlich berief er sich auf den Kaiser und so musste man ihn nach Rom senden - ohne konkrete Anschuldigung. Eine weite Schifffahrt stand bevor. Immer an der Küste entlang ging es bis Kleinasien, dann nach Kreta, wo sie im Kali Limenes, zu deutsch: "Guthafen" landeten.
Kali Limenes - Guthafen - Foto: Reinhard Hümmer.
Es war schon Spätherbst. Die Schifffahrt wurde gefährlich. So lesen wir in der Apostelgeschichte 27, dass Paulus zu den Schiffsleuten sprach: "
Liebe Männer, ich sehe, dass diese Fahrt nur mit Leid und großem Schaden vor sich gehen wird, nicht allein für die Ladung und das Schiff, sondern auch für unser Leben."
Aber der Hauptmann glaubte dem Steuermann und dem Schiffsherrn mehr als dem, was Paulus sagte. Und da der Hafen zum Überwintern ungeeignet war, bestanden die meisten von ihnen auf dem Plan, von dort weiterzufahren.....
Als aber der Südwind wehte, meinten sie, ihr Vorhaben ausführen zu können, lichteten die Anker und fuhren nahe an Kreta entlang. Nicht lange danach aber brach von der Insel her ein Sturmwind los, den man Nordost nennt. Und da das Schiff ergriffen wurde und nicht mehr gegen den Wind gerichtet werden konnte, gaben wir auf und ließen uns treiben.
Da aber viele Tage weder Sonne noch Sterne schienen und ein gewaltiges Ungewitter uns bedrängte, war all unsre Hoffnung auf Rettung dahin.
Seesturm und Schiffbruch - Bild: Paula Jordan.
Aber nicht die des Paulus. Der hoffte geduldig auf die Hilfe des Herrn:
Und als man lange nichts gegessen hatte, trat Paulus mitten unter sie und sprach:
Liebe Männer, man sollte mir gehorcht haben und nicht von Kreta aufgebrochen sein, und uns dieses Leidens und Schadens überhoben haben. Doch nun ermahne ich euch, dass ihr unverzagt seid; denn keiner von euch wird umkommen, nur das Schiff... Darum, liebe Männer, seid unverzagt; denn ich glaube Gott, es wird also geschehen, wie mir gesagt ist. Wir müssen aber anfahren an eine Insel.
Und als es anfing, hell zu werden, ermahnte Paulus sie alle, Nahrung zu sich zu nehmen, und sprach:
"Es ist heute der vierzehnte Tag, dass ihr wartet und ohne Speise geblieben seid und habt nichts zu euch genommen. Darum ermahne ich euch, Speise zu nehmen , denn das dient zu eurer Rettung: es wird euer keinem ein Haar vom Haupte fallen."
Und als er das gesagt hatte, nahm er Brot, dankte Gott vor ihnen allen und brach`s und fing an zu essen. Da wurden sie alle guten Mutes und nahmen auch Nahrung zu sich. Als es aber Tag wurde, kannten sie das Land nicht; eine Bucht aber wurden sie gewahr, die hatte ein flaches Ufer.
Der Hauptmann ließ die, die schwimmen konnten, als Erste ins Meer springen und sich ans Land retten, die andern aber einge auf Brettern, einige auf dem, was noch vom Schiff da war. Und so geschah es, dass sie alle gerettet ans Land kamen.
Man hätte auf diesen Gottesmann hören sollen, dann wäre ihnen viel Leid erspart geblieben. Aber auch in gleichsam unnötiger Todesnot bewies Paulus die Geduld, die der Schlüssel war für den Empfang von Gottes Hilfe. An die Korinther schrieb er: "In allem erweisen wir uns als Diener Gottes: in großer Geduld..."
Was aber ist Geduld? Das griechische Wort bedeutet: "Untertragen", also wie eine Säule ein Gebäudeteil trägt. Den Nutzen davon haben viele. Die Kraft dazu gibt Gott. -AMEN-
"Es mag sein, dass alles fällt" - Lied 378 im Evangelischen Gesangbuch, Strophen 1-3.
1. Es mag sein, dass alles fällt, dass die Burgen dieser Welt um dich her in Trümmer brechen.
Halte du den Glauben fest, dass dich Gott nicht fallen lässt: Er hält sein Versprechen.
2. Es mag sein, dass Trug und List eine Weile Meister ist: wie Gott will, sind Gottes Gaben.
Rechte nicht um Mein und Dein; manches Glück ist auf den Schein, lass es Weile haben.
3. Es mag sein, dass Frevel siegt, wo der Fromme niederliegt;
doch nach jedem Unterliegen wirst du den Gerechten sehn lebend aus dem Feuer gehn, neue Kräfte kriegen.
Gebet - Quelle: treuimglauben.de
Lasset uns beten: Kyrie eleison, Christe eleison, Kyrie eleison.
Dafür möchte ich mit Ihnen beten:
Herr Jesus Christus, du hast dem Tode die Macht genommen und das Leben und ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht. Wir preisen dich an deinem Tag, Licht vom ewigen Licht, Sonne dieser und der zukünftigen Welt, und bitten dich: Erleuchte unsere Gedanken, lehre uns geduldiger werden in diesen unruhigen Zeiten. Hilf uns, die Hoffnung auf dich zu bezeugen, die in uns ist, der du mit dem Vater und dem Heiligen Geiste lebest und erleuchtest von Ewigkeit zu Ewigkeit.
VATER UNSER IM HIMMEL.......-AMEN-
Aus Johann Sebastian Bachs Orgelbüchlein hören wir nach dem Segensspruch ein Choralvorspiel zum Lied "Christ lag in Todesbanden".
Geduld und Hoffnung auf den Herrn - diese beiden Generaltugenden mögen weiterhin in Ihnen wachsen. Das wünschen Ihnen mit herzlichen Grüßen Ihr Pfarrer Manfred Greinke, Gabriele Kerstan und Ulrike Lau-Hartl.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. -AMEN-