Herzlich willkommen zur 40. Internetandacht der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinden Vilshofen-Eging und Aidenbach in diesem Kirchenjahr. Wir sind benachbarte Gemeinden in Niederbayern. Geläutet haben heute die Eginger Glocken.
Bild: Greinke.
Der Mondmonat A W ist fast vorbei. Nur ganz schmal - wenn überhaupt noch - ist die Mondsichel zu sehen. In dieser Woche gibt es einen Mondmonatswechsel hin zum Monat ELUL. Das ist der 6. Monat in der biblischen Zählung, gleichzeitig der 12., also der letzte, bevor das neue biblische Jahr beginnt.
Bild: de.tutiempo.net - 28. A W
Das Kirchenjahr ist beim 14. Sonntag nach Trinitatis angekommen, ein Impulstag zur Erinnerung an die vielen Wohltaten Gottes von Anbeginn der Schöpfung und im persönlichen Leben.
Mit tiefen Orgeltönen, als kämen sie aus der Tiefe der Urflut ans helle Tageslicht, stimmen wir uns auf das Thema Schöpfung ein. Das kleine Orgelstück stammt von Maurice Green, einem englischen Komponisten, der von 1694-1755 lebte.
Mit dem heutigen 1. September beginnt in der Orthodoxen Kirche in neues Kirchenjahr. In diesem Monat beginnt auch in den meisten Bundesländern und in vielen anderen Ländern das neue Schuljahr. Und es beginnt die "Schöpfungszeit", also die besondere Zeit des Gedenkens an die Schöpfung, welche bis zum 4. Oktober dauert. Diese wird inzwischen weltweit begangen, ist aber dennoch viel zu wenig bekannt.
Im Jahr 1989 lud der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel Dimitrios "die ganze orthodoxe und christliche Welt" ein, am 1. September "zum Schöpfer der Welt zu beten: mit Dankgebeten für die große Gabe der geschaffenen Welt und mit Bittgebeten für ihren Schutz und für ihre Erlösung".
Und im Jahre 2009 beschloss die Mitgliederversammlung der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Deutschland (ACK), den ökumenischen Tag der Schöpfung jährlich mit einer zentralen Feier am ersten Freitag im September zu begehen.
Schade, dass auch bei diesem schöpfungs-grundlegenden Thema keine vollkommene Einheit wenigstens aller Christen angestrebt wurde. Ihm sei die heutige Andacht gewidmet.
Wir feiern unsere Andacht im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. -AMEN-
Liebe Schwestern und Brüder!
Zwei Schöpfungserzählungen aus verschiedenen Zeiten bilden den Anfang der gesamten Bibel: Zuerst die jüngere, das ist die mit der Einteilung in 7 Tagen aus dem 6. vorchristlichen Jahrhundert, dann die mindestens 500 Jahre ältere mit der Paradiesgeschichte.
Die Schöpfung - Quelle: pinterest.de
Im engen Rahmen dieser Andacht möchte ich nur auf einige Aussagen den Menschen grundlegend betreffend hinweisen.
Und Gott sprach: "Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei, die da herrschen über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über alle Tiere des Feldes und über alles Gewürm, das auf Erden kriecht."
Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie männlich und weiblich. Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: "Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan und herrschet über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über alles Getier, das auf Erden kriecht." (1.Mose 1,26-28)
Was also sind die Merkmale des Menschen? Ein sichtbares Abbild des unsichtbaren Schöpfergottes zu sein - das wird dann gleich nochmal betont, dann dass er über die anderen Lebewesen herrscht oder besser gesagt "waltet", und dass Gott den Menschen schuf "männlich und weiblich". Obwohl Letzteres auch wissenschaftlich zweifelsfrei nachgewiesen ist, nämlich dass jeder entweder XY - oder XX - Chromosomen hat, ist es neuerdings in der EU verpönt, wenn nicht sogar strafbar, wenn jemand sich dazu bekennt.
Es ist sicher richtig, wenn Menschen vor Diskriminierung geschützt werden, die sich aufgrund der körperlichen Geschlechtsmerkmale nicht eindeutig zuordnen lassen, denn jeder Mensch ist ein Abbild des Schöpfergottes. Das ist aber eine andere Sache.
Ich aber bekenne mich im Einklang mit all denjenigen Christen und Juden, die die Bibel als Heilige Schrift anerkennen, zu der Schöpfungsaussage über den Menschen als männlich und weiblich.
Ja, ich halte alles, was dieser Schöpfungswahrheit widerspricht, für diabolisch, unwissenschaftlich und unbiblisch zugleich, gegen Gott und sein Wort, gegen die TORaH gerichtet. So ist es auch antisemitisch und damit menschenfeindlich. Es können keine guten Absichten dahinterstecken. Wohl dem, der sich nicht verführen lässt.
Quelle: Evangelische Kirchengemeinde Suhl.
Auch erinnere ich mich daran, dass das DDR-Regime in den 70er Jahren die Aufführung von Joseph Haydns großartigem Oratorium "Die Schöpfung" in meiner Geburtsstadt Torgau plötzlich verboten hatte. Man kann dieses Oratorium jederzeit im Internet finden und anhören.
Quelle: evangelisch.at
Die beiden Glaubensbekenntnisse der Christen sprechen im jeweils 1. Artikel auch vom Schöpfergott, so das Apostolische: "Ich glaube an Gott den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erden", und das Nizänische: "Wir glauben an den einen Gott, den Vater, den Allmächtigen, der alles geschaffen hat, Himmel und Erde, die sichtbare und unsichtbare Welt."
Das "Herrschen" und "Untertan-machen" kann - wie schon erwähnt - nur im Sinne von "Walten" verstanden werden, nicht aber im Sinne von verachten, ausbeuten, zerstören, manipulieren. Die Wertschätzung dessen, was uns Menschen anvertraut ist, ist eines der höchsten Güter. In diesem Sinne spricht auch die ältere, aber in der Reihenfolge zweite Schöpfungserzählung: "Und Gott der HERR nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaute und bewahrte." (1. Mose 2, 15)
Das ist also die hoheitliche Aufgabe und zugleich die Würde des Menschen. Alles, was der Mensch tut, soll aufbauend und zugleich bewahrend sein. Was dem nicht entspricht, verletzt die Würde des Menschen. An ihm will sich Gottes Herrlichkeit zeigen, wie es der folgende Psalm 8 so wunderbar beschreibt.
Ein Psalm Davids, vorzusingen, auf der Gittit.
HERR, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in allen Landen, der du zeigst deine Hoheit am Himmel! Aus dem Munde der jungen Kinder und Säuglinge / hast du eine Macht zugerichtet um deiner Feinde willen, dass du vertilgest den Feind und den Rachgierigen. Wenn ich sehe die Himmel, deiner Finger Werk, den Mond und die Sterne, die du bereitest hat: was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, und des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst? Du hast ihn wenig niedriger gemacht als Gott, mit Ehre und Herrlichkeit hast du ihn gekrönt. Du hast ihn zum Herrn gemacht über deiner Hände Werk, alles hast du unter seine Füße getan: Schafe und Rinder allzumal, dazu auch die wilden Tiere, die Vögel unter dem Himmel und die Fische im Meer und alles, was die Meere durchzieht. HERR, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in allen Landen!
Und Jesus lehrt ganz in diesem Sinne in Markus 16,15:
"Gehet hin in alle Welt und predigt das Evangelium aller Kreatur."
Dieses "Predigen" ist nicht wörtlich, sondern sinngemäß und sachgemäß gemeint. Menschen gegenüber predigen wir vor allem mit Worten. Der übrigen Schöpfung aber predigen wir mit unseren Taten. Möge unser "Predigen" dem Willen des Schöpfers entsprechen und ihm gefallen. -AMEN-
"Wenn ich, o Schöpfer, deine Macht" - so beginnt das Lied 506 im Evangelischen Gesangbuch. Es beschreibt staunend, was Gott geschaffen hat. Wir hören daraus die Strophen 1, 2 und 5.
1. Wenn ich, o Schöpfer, deine Macht, / die Weisheit deiner Wege, / die Liebe, die für alle wacht, / anbetend überlege: / so weiß ich, von Bewundrung voll, / nicht, wie ich dich erheben soll, / mein Gott, mein Herr und Vater!
2. Mein Auge sieht, wohin es blickt, / die Wunder deiner Werke; / der Himmel, prächtig ausgeschmückt, / preist dich, du Gott der Stärke. / Wer hat die Sonn an ihm erhöht? / Wer kleidet sie mit Majestät? / Wer ruft dem Heer der Sterne?
5. Der Mensch, ein Leib, den deine Hand / so wunderbar bereitet, / der Mensch, ein Geist, den sein Verstand / dich zu erkennen leitet: / der Mensch, der Schöpfung Ruhm und Preis, / ist sich ein täglicher Beweis / von deiner Güt und Größe.
Gebet - Quelle: treuimglauben.de
Lasset uns beten: Kyrie eleison, Christe eleison, Kyrie eleison.
Lieber himmlischer Vater!
Ich danke dir von Herzen für diesen Tag und alle bisherigen Tage meines Lebens - für die schönen und auch für die schweren.
Ich danke dir für meine Entwicklung und alles, was mich weitergebracht hat.
Ich danke dir für die Luft und das Wasser, für Sonnenschein und Regen, für meine Nahrung und gute Lebensbedingungen.
Ich danke dir für all die Menschen, die mir Gutes getan haben. Besonders danke ich dir für alles, was an mir gesund ist.
Für alles und noch mehr preise ich deinen heiligen Namen.
Ich bitte dich: Erhalte mir eine dankbare Gesinnung. Bewahre mich vor Selbstüberschätzung und auch vor Verbitterung. Segne mich mit geistlichem Segen, dass ich unversehrt bleibe an Leib, Seele und Geist.
Dasselbe bitte ich auch für alle Menschen, die nach dir fragen, durch Christus, unseren Herrn, der so beten gelehrt hat:
VATER UNSER IM HIMMEL.......-AMEN-
Nach dem Segen zum Beschluss erklingt von Friedrich Wilhelm Zachau, dem Lehrer Händels in Halle/Saale, eine Choralfughette zum Lied EG 297 "Wo Gott der Herr nicht bei uns hält".
Gott hat wohl bedacht, wie er uns Menschen bereitet. Ungefärbte Freude an seiner Schöpfung und eine dankbare Gesinnung wünschen Ihnen mit herzlichen Grüßen Ihr Pfarrer Manfred Greinke, Gabriele Kerstan und Ulrike Lau-Hartl.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. -AMEN-