Die Glocken der Erlöserkirche Vilshofen läuteten unsere Andacht ein, zu der wir Sie herzlich aus nah und fern begrüßen. Für jeden Sonntag gibt`s eine neue. Den heutigen nennt man den 13. Sonntag nach Trinitatis. Er widmet sich dem Thema "Diakonie". Wir können auch sagen "Geschwisterliche Liebe".
Logo der Evangelischen Diakonie.
Der Mond ist in seinem Erscheinungsbild abnehmend. Dieser Mondmonat hat einen Namen. Wir sind bei 21. A W angelangt.
Bild: de.tutiempo.net - 21. A W
Der Wolfenbütteler Komponist Selmar Müller, er lebte von 1819 bis 1888, schrieb die Noten des nun folgenden Orgelstückes, das Anfangsmotiv der Liedmelodie "Straf mich nicht in deinem Zorn" verarbeitend.
Wir feiern unsere Andacht im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. -AMEN-
Psalm 112 stimmt uns auf die geschwisterliche Liebe, ja auf Nächstenliebe und Mitmenschlichkeit ein.
Halleluja!
Wohl dem, der den HERRN fürchtet, der große Freude hat an seinen Geboten!
Sein Geschlecht wird gewaltig sein im Lande; die Kinder der Frommen werden gesegnet sein.
Reichtum und Fülle wird in ihrem Hause sein, und ihre Gerechtigkeit bleibt ewiglich.
Den Frommen geht das Licht auf in der Finsternis von dem Gnädigen, Barmherzigen und Gerechten.
Wohl dem, der barmherzig ist und gerne leiht und das Seine tut, wie es recht ist!
Denn er wird ewiglich bleiben; der Gerechte wird nimmermehr vergessen.
Vor schlimmer Kunde fürchtet er sich nicht; sein Herz hofft unverzagt auf den HERRN.
Sein Herz ist getrost und fürchtet sich nicht, bis er auf seine Feinde herabsieht. -AMEN-
Er streut aus und gibt den Armen; / seine Gerechtigkeit bleibt ewiglich. Seine Kraft wird hoch in Ehren stehen.
Der Frevler wird`s sehen und es wird ihn verdrießen; / mit den Zähnen wird er knirschen und vergehen. Denn die Frevler wollen, das wird zunichte.
Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem Heiligen Geiste.
Wie es war im Anfang, so auch jetzt und immerdar / und von Ewigkeit zu Ewigkeit. -AMEN-
Liebe Schwestern und Brüder!
Jesus hatte in einer seiner letzten Reden den Satz formuliert: "Was ihr diesem einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan." (Matthäus 25, 40 b)
Dieser Satz war ein Volltreffer und wurde zum biblischen Votum für den 13. Sonntag nach Trinitatis. Er gehörte von Anfang an und bis heute zu denjenigen Aussagen Jesu, die die größte Wirkung auf viele Menschen hatten, und zwar von Anfang an.
Das soziale Engagement unter den Juden war damals ohnehin gewiss größer als in anderen Völkern, und zwar aufgrund der in der TORaH gebotenen Sozialgesetzgebungen. Ihren Höhepunkt fanden sie in dem Wort aus 3. Mose 19, Vers 18b: "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!" Umso mehr rührte die Herzen der Jesus-Nachfolger an, dass Jesus sich mit den "geringsten Brüdern" identifizierte und die Art des Umgangs mit ihnen zum Gradmesser der Liebe zu Jesus machte.
Unter den Jesusnachfolgern sollte es von Anfang an keine Hungernden oder Vereinsamten geben. Jede Not sollte den Lehren Jesu vom Himmelreich oder Reich Gottes gemäß im Rahmen des Menschenmöglichen wahrgenommen und ausgeglichen werden.
Das war nicht leicht in der damals schon großen Stadt Jerusalem. Die Schätzungen über die damalige Bevölkerungszahl sind sehr unterschiedlich. Man kann aber davon ausgehen, dass sie - von den Festpilgern abgesehen - etwa 30.000 Einwohner hatte, also etwa doppelt so viel wie heute die Stadt Vilshofen. So konnte auch leicht jemand übersehen werden, vor allem deshalb, weil es darin Leute gab, die nicht hebräische, sondern griechische Juden waren, Remigranten, deren Muttersprache Griechisch war.
Da ist folgendes passiert, was zur Geburt der christlichen Diakonie führte, nachzulesen in der Apostelgeschichte des Lukas im 6. Kapitel: Überschrift in der Luther-Bibel: "Die Wahl der 7 Armenpfleger".
In diesen Tagen aber, als die Zahl der Jünger zunahm, erhob sich ein Murren unter den griechischen Juden in der Gemeinde gegen die hebräischen, weil ihre Witwen übersehen wurden bei der täglichen Versorgung. Da riefen die Zwölf die Menge der Jünger zusammen und sprachen:
"Es ist nicht recht, dass wir für die Mahlzweiten sorgen und darüber das Wort Gottes vernachlässigen. Darum, ihr lieben Brüder, seht euch um nach sieben Männern in eurer Mitte, die einen guten Ruf haben und voll Heiligen Geistes und Weisheit sind, die wir bestellen wollen zu diesen Dienst. Wir aber wollen ganz beim Gebet und beim Dienst des Wortes bleiben."
Und die Rede gefiel der ganzen Menge gut; und sie wählten Stephanus, einen Mann voll Glaubens und Heiligen Geistes, und Philippus und Prochorus ud Nikanor und Timon und Parnenas und Nikolaus, den Judengenossen aus Antiochia.
Diese Männer stellten sie vor die Apostel; die beteten und legten die Hände auf sie. Und das Wort Gottes breitete sich aus und die Zahl der Jünger wurde sehr groß in Jerusalem. Es wurden auch viele Priester dem Glauben gehorsam.
So entstand also die erste Gruppe von Gemeindediakonen unter der Leitung dessen, der später der Erzmärtyrer werden sollte: Stephanus. Von den anderen wissen wir so gut wie nichts. Ist auch nicht so wichtig.
Was aber wichtig ist: Die Jünger reagierten sofort und angemessen auf die entstandenen Notlage und den damit verbundenen Konflikt zwischen den beiden Gruppen. Die Einigkeit aller Jesusnachfolger sollte durch nichts angetastet werden, weder durch soziale Not, noch durch sprachliche oder andere Barrieren.
Und: Diakonie sollte immer Basis-Diakonie sein, eng mit den Menschen an der Basis verbunden. Denn das griechische Wort "Diakonia" bedeutet "Durchkellnerung", wörtlich sogar "Durchstaubung". Es handelt sich also um einen Basis-Dienst, bei dem man durchaus gleichsam mit Staub in Berührung kommt. Nur, wo Menschen in diesem Sinne Diakonie betreiben, ruht Segen darauf. Vielleicht bedarf manche Einrichtung, die den Namen "Diakonie" trägt, einer Rückbesinnung auf diesen Ursprung. Der heutige 13. Sonntag nach Trinitatis ist ein traditioneller Impulstag dafür.
Was aber außerdem noch wichtig ist: Das Gebet und der Dienst des Wortes dürfen aus diakonischen Gründen nicht vernachlässig werden. Die Kirche darf also niemals vorrangig eine diakonische Einrichtung sein. Sie hat in erster Linie das Evangelium vom Reich Gottes zu verkündigen, so, wie es Jesus gelehrt und mit seinem Blut besiegelt hat. -AMEN-
In der bayrisch-thüringischen Ausgabe des Evangelischen Gesangbuchs finden wir unter Nummer 648 das Lied "Wo ein Mensch Vertrauen gibt".
1. Wo ein Mensch Vertrauen gibt, nicht nur an sich selber denkt, fällt ein Tropfen von dem Regen, der aus Wüsten Gärten macht.
2. Wo ein Mensch den andern sieht, nicht nur sich und seine Welt, fällt ein Tropfen von dem Regen, der aus Wüsten Gärten macht.
3. Wo ein Mensch sich selbst verschenkt und den alten Weg verlässt, fällt ein Tropfen von dem Regen, der aus Wüsten Gärten macht.
Lasset uns beten: Kyrie eleison, Christe eleison, Kyrie eleison.
Gütiger Gott und Vater!
Du siehst das Elend der Menschen und hast uns geboten, einander beizustehen und Nöte auszugleichen. Du hast den Samen der Diakonie in die frühe Christenheit gelegt. Dafür danke ich dir und bitte dich:
Für uns Christen alle, dass wir stets wachsam sind, wahrnehmen und helfen, wo jemand unserer Schwestern und Brüder in Not gerät.
Für alle, die in den kirchlichen Einrichtungen der Diakonie arbeiten, dass sie die Gesinnung der ersten Jesusnachfolger annehmen.
Für alle, die den Dienstauftrag der Wortverkünigung haben, dass sie sich nicht verzetteln und ablenken lassen. Das und noch mehr bitte ich dich durch Christus, unsern Herrn.
Mit seinen Worten rufen wir: VATER UNSER IM HIMMEL........-AMEN-
Zum Beschluss erklingt die Orgel mit einem Moderato in C-Dur von Theodor Drath. Das war ein schlesischer Komponist und Musikdirektor, und lebte von 1828-1920.
Ein offenes Herz für alle Mitmenschen, besonders aber für unsere Glaubensgeschwister, wünschen Ihnen mit herzlichen Grüßen Ihr Pfarrer Manfred Greinke, Gabriele Kerstan und Ulrike Lau-Hartl.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. -AMEN-