Vom Efeu-umrangten Turm, der neben der Kreuzkirche zu Aidenbach in Niederbayern steht, erklangen die beiden Glocken als Ruf und Einladung zur Andacht der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinden Aidenbach und Vilshofen-Eging. Und wir heißen Sie herzlich willkommen und wünschen Ihnen eine gesegnete Zeit!
Das Mondbild zeigt einen Beinahe-Vollmond, denn wir sind beim 14. A W angelangt. So heißt der 5. Mondmonat.
Bild: de.tutiempo.net - 14 A W
Un der 12. Sonntag nach Trinitatis ist da. An diesem Tag preisen wir Gott, der das geknickte Rohr nicht abbricht, den glimmenden Docht nicht auslöscht und durch Christus Menschen aufrichtet.
Ernst, feierlich schwer ist die Bedeutung der Bezeichnung "Grave" für das nun folgende Orgelstück von John Alcock, der von 1715 bis 1806 lebte. Man könnte schier annehmen, dass diese Musik zu einem Bild oder einer Szene passt, wo ein Mensch gleichsam mit gekrümmtem Rücken geht aufgrund jahrelanger Beugung unter schweren körperlichen Lasten oder Demütigungen.
Wir feiern unsere Andacht im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. -AMEN-
Gedenken:
Heute ist der Brüsewitz-Gedenktag. Am 18. August 1976 zündete sich der evangelische Pfarrer Oskar Brüsewitz in Zeitz vor der Michaeliskirche an, um gegen die Menschenrechtsverletzungen in der DDR zu protestieren. Er erlag am 22. August seinen Verletzungen.
Oskar Brüsewitz, 1929 in Willkischken im Memeland -heute gehört das zu Litauen - geboren, stammt aus einer armen Handwerkerfamilie. Noch als 16-jähriger wurde er gegen Ende des Krieges eingezogen, kam für kurze Zeit in sowjetische Kriegsgefangenschaft, aus der er im Herbst 1945 in die damalige sowjetische Besatzungszone entlassen wurde.
In Sachsen absolvierte er eine Schuhmacherlehre, ging dann in den Westen und wurde Meister seines Berufs. Nachdem seine erste Ehe scheiterte, kam er zurück in die DDR, wo er in Weißenfels zum Glauben an Jesus Christus kam. Leipzig, Markleeberg, Weißensee und Sömerda waren weitere Lebensstationen. Inzwischen hatte Brüsewitz 1955 erneut geheiratet und wurde Vater von 2 Kindern.
Von 1964 bis 1969 besuchte er die Predigerschule in Erfurt und wurde 1970 in Wernigerode zum Pfarrer ordiniert. Die Familie zog nach Rippacha bei Zeitz, wo er seine Pfarrstelle bekam.
Pfarrer Oskar Brüsewitz - Quelle: welt.de
Im Wikipedia-Lexikon steht über ihn: >Seine Jugendarbeit und symbolische Protestaktionen zogen sowohl positive Resonanz als auch rigide staatliche Repression nach sich.<Zum Beispiel konterte der streitbare Pfarrer den SED-Slogan "Ohne Gott und Sonnenschein fahren wir die Ernte ein" mit der auf einem Plakat aufgemalten Aussage "Ohne Regen, ohne Gott geht die ganze Welt bankrott".
Die Anbringung eines Kreuzes aus Leuchtstoffröhren an seiner Kirche machte ihn einerseits beliebt und führte zu beispiellosem Kirchenbesuch in seiner Gemeinde, beschwor aber andererseits zunehmend Konflikte mit staatlichen Stellen. Zudem lehnten ihn einige der Amtsbrüder wegen seiner unkonventionellen Methoden ab. 1976 legt die Kirchenleitung Brüsewitz nahe, einen Pfarrstellenwechsel zuzustimmen oder in den Westen überzusiedeln.
Am 18. August 1976 stellte er vor der Michaeliskirche in Zeitz zwei Plakate auf das Dach seines Autos, auf denen er den Kommunismus anklagte:
Quelle: aref.de
"Funkspruch an alle - Funkspruch an alle - Wir klagen den Kommunismus an wegen Unterdrückung der Kirchen in Schulen an Kindern und Jugendlichen".
"Funkspruch an alle - Funkspruch an alle - Die Kirche in der DDR klagt den Kommunismus an! Wegen Unterdrückung der Kirchen in Schule an Kindern und Jungedlichen".
Anschließend übergoss er sich mit Benzin und zündete sich an. Die Aktion dauerte nur kurz; die Plakate wurden rasch von Staatssicherheitsmitarbeitern weggerissen und der schwer verletzte Brüsewitz anschließend abtransportiert. Am 22. August 1976 erlag er den Verbrennungen im Bezirkskrankenhaus Halle-Dölau, ohne dass ihn seine Familie besuchen durfte. Dem Chefarzt sagte er noch vor seinem Tod, dass seine Tat eine "politische Aktion" gewesen sei. <(Zitat Ende)>
Quelle: blog.erweckungsprediger.de
An seine Amtsbrüder und Amtsschwestern im Pfarrkonvent schrieb er am Tage seines Todes einen Abschiedsbrief mit dem bemerkenswerten Satz:
"Obwohl der scheinbare tiefe Friede zukunftsversprechend ist, der auch in die Christenheit eingedrungen ist, tobt zwischen Licht und Finsternis ein mächtiger Krieg. Wahrheit und Lüge stehen nebeneinander."
Brüsewitz sah also, was hinter den relativ friedlich gewordenen Kulissen für ein geistiger Kampf tobte. Er sah, wie viele Jungendliche von staatlichen und gesellschaftlichen Kräften irregeführt und ins geistige Verderben gedrängt wurden. Und die Kirchenleitung der Evangelischen Kirche in der DDR, die es gewiss schwer hatte, irgendwie mit den staatlichen Stellen auszukommen, tat so gut wie nichts dagegen.
Ein willfähriges, kritikloses Organ der Machthaber war sie gewiss auch nicht, wenngleich es auch in der Pfarrerschaft und bis zu den Bischöfen Stasi-Mitarbeiter gab. Dennoch empfand man den Dienst und die sehr auffälligen Aktionen von Pfarrer Oskar Brüsewitz als eher störend für das Verhältnis von Staat und Kirche.
Brüsewitz letzte große Aktion, die mit seinem schrecklichen selbstinintierten Tod endete, möchte ich nicht bewerten. Was aber können wir von ihm lernen?
Die Kirche hat ein prophetisches Wächteramt. Ihr Auftraggeber ist der lebendige Gott. Sie darf sich niemals kritiklos an bestehende Machtverhältnisse und deren Interessenvertreter anpassen. Sie hat den schweren Kampf gegen die Mächte der Finsternis zu führen und den Mund aufzutun für die Sache aller, die unschuldig in Not geraten, verleumdet, beschimpft und bedroht werden.
Die Kirche hat nicht den Auftrag, verlängerter Arm irgendeiner Ideologie, Interessengemeinschaft oder Regierung zu sein. Sie hat sich allein Gott gegenüber zu verantworten, den Menschen aber das ungefärbte Evangelium vom Reich gottes und der Liebe Christi zu bringen. Sie darf und soll sich dessen immer bewusst sein, was Oskar Brüsewitz auf eines seiner Plakate geschrieben hat:
"Die auf Gott vertrauen, kriegen neue Kraft".
Das ist sein Vermächtnis.
Oskar Brüsewitz mit seiner Botschaft an die Welt - Quelle: evangelisch.de
Liebe Schwestern und Brüder!
Jesus war bekanntlich zu seinen irdischen Lebzeiten nicht nur ein Lehrer Israels, sondern auch ein Heiler. Heute möchte ich wieder mal auf eine Heilungsgeschichte aufmerksam machen, die sich in einer Synagoge irgendwo in Galiläa abspielte. Sie steht in Lukas 13, Verse 10-17. Man beachte die Zahl der Jahre, die gleich im zweiten Satz genannt wird!
Und Jesus lehrte in einer Synagoge am Sabbat.Und siehe, ein Weib war da, die hatte seit achtzehn Jahren einen Geist, der sie krank machte, und sie war verkrümmt und konnte sich nicht mehr aufrichten. Als aber Jesus sie sah, rief er sie zu sich und sprach zu ihr: "Weib, sei frei von deiner Krankheit!"
Jesus befreit von schwerer Last - Bild: renner.org
Und legte die Hände auf sie; und sogleich richtete sie sich auf und pries Gott. Da antwortete der Vorsteher der Synagoge, denn er war unwillig dass Jesus am Sabbat heilte, und sprach zu dem Volk: "Es sind sechs Tage, an denen man arbeiten soll; an denen kommt und lasst euch heilen, aber nicht am Sabbattag."
Da antwortete ihm der Herr und sprach: "Ihr Heuchler! Bindet nicht jeder von euch am Sabbat seinen Ochsen oder seinen Esel von der Krippe los und führt ihn zur Tränke? Sollte dann nicht diese, die doch Abrahmas Tochter ist, die der Satan schon achtzehn Jahre gebunden hatte, am Sabbat von dieser Fessel gelöst werden?"
Und als er das sagte, mussten sich schämen alle, die gegen ihn gewesen waren. Und alles Volk freute sich über alle herrlichen Taten, die durch ihn geschahen.
Die Bibel ist voll von Zahlen. Zahlen sind ein göttliches Ordnungssystem. Alle haben eine Bedeutung, so auch die Zahl 18. Sie steht für Krankheit, Ängste, Lügen, Unwissenheit, auch für Egoismus ud die geistigen Bilder, die uns beherrschen. So ist die Zahl sozusagen der Schlüssel zum Verständnis dieser Geschichte. Es heißt ja nicht, dass dieses gekrümmte Weib durch fortwährende schwere Arbeit krank wurde, sondern durch "einen Geist, der sie krank machte".
Das kann viel bedeuten. Es wird uns aber im Evangelium nicht erläutert. Das Wesentliche ist mit diesem Satz gesagt. Das möge genügen. Ebenso möge die Information genügen, dass Jesus sie zu sich rief und sie mit seinen Worten "Weib, du bist erlöst von deiner Krankheit" und mit seiner Handauflegung heilte.
Nebenbei bemerkt: Ich bediene mich hier bewusst des altdeutschen Wortes "Weib" und nicht des relativ modernen Begriffs "Frau". Denn so steht`s in der ursprünglichen Luther-Übersetzung und auch in anderen, die sehr nahe am griechischen Urtext bleiben wollen.
Jesus hatte sie von einer schweren Last befreit, einer seelischen Last, die sogar ihren Leib gekrümmt hatte. Das erzeugte bei ihr ein Gotteslob, beim Synagogenvorsteher für Ärger. Er verwies auf die Pflicht, am Sabbat, am gottgegebenen Ausruhetag, wirklich alles sein zu lassen. Es gibt ja genug andere Tage, an denen man sich heilen lassen kann.
Ja, der Sabbat, hebräisch "SchaBaT" genannt, das ist übrigens der Samstag, also der 7. Tag der Woche, soll nach Gottes Willen ein Tag der Ruhe und der Feier sein.
Warum heilte Jesus oft am Sabbat? Weil er diejenigen, die er heilte, genau an diesem Tag von der Last befreien wollte, welche ihnen die Freude am Ruhetag vorenthält. So auch bei dieser "Tochter Abrahams", wie Jesus sie nannte. Danach konnte sie nämlich Gott von Herzen preisen, vorher eher nicht.
So hatte Jesus dem Synagogenvorsteher gleichsam "das Maul gestopft", und ihn und alle, die seiner Meinung waren, der Scheinheiligkeit überführt.
Keineswegs aber hat Jesus den biblischen Ausruhetag, den SchaBaT, abgeschafft oder gar auf den ersten Tag der Woche, den Sonntag verlegt. wie viele Theologen seit vielen Jahrhunderten fälschlicherweise behaupten, sondern Jesus hat den praktischen Sinn des Sabbats an konkreten Menschen zur Geltung gebracht.
"Und alles Volk freute sich über alle herrlichen Taten, die durch ihn geschahen."
Ergo: Alles was Jesus getan hat oder jemand in seinem Namen befreiend und heilsam tut, ist Grund zu großer Freude. -AMEN-
Lied 361 im Evangelischen Gesangbuch: Befiehl du deine Weg, Strophen 1, 7, 10 und 12.
1. Befiehl du deiner Wege / und was dein Herze kränkt / allertreursten Pflege / des, der den Himmel lenkt. / Der Wolken, Luft und Winden / gibt Wege, Lauf und Bahn, / der wird auch Wege finden, / da dein Fuß gehen kann.
7. Auf, auf, gib deinem Schmerze / und Sorgen gute Nacht, / lass fahren, was das Herze / betrübt und traurig macht: / bist du doch nicht Regente, / der alles führen soll, / Gott sitzt im Regimente / und führet alles wohl.
10. Wird`s aber sich befinden, / dass du ihm treu verbleibst, / so wird er dich entbinden, / da du`s am mindsten glaubst; / er wird dein Herze Lösen / von der so schweren Last, / die du zu keinem Bösen / bisher getragen hast.
12. Mach End, o Herr, mach Ende / mit aller unsrer Not; / stärk unsre Füß und Hände / und lass bis in den Tod / uns allzeit deiner Pflege / und Treu empfohlen sein, / so gehen unsre Wege / gewiss zum Himmel ein.
Lasset uns beten: Kyrie eleison, Christe eleison, Kyrie eleison.
Lieber Herr Jesus Christus!
Ich danke dir, dass Du Menschen von ihren schweren seelischen Lasten befreist. Du kennst auch meine Lasten. Ich bitte dich: Befrei mich von allem, was mir die Lebensfreude nimmt und richte mich auf, wo ich gekrümmt bin. Das Gleiche erbitte ich für alle Menschen, die unter bösen Lasten und Einflüssen leiden. Gepriesen seist Du, befreiender Gott. Gepriesen sei dein herrlicher Name, der uns zeigt, dass du für uns da bist jetzt und alle Zeit und auch in Ewigkeit.
VATER UNSER IM HIMMEL.........-AMEN-
Mit sanften Orgeltönen in C-Dur von August Reinhard, er lebte von 1831-1912, beschließen wir unsere Andacht nach dem Segenszuspruch.
Dass Sie befreit von unnötigen seelischen Lasten sich des Lebens freuen und Gott von Herzen preisen, das wünschen Ihnen mit herzlichen Grüßen
Ihr Pfarrer Manfred Greinke, Gabriele Kerstan und Ulrike Lau-Hartl.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. -AMEN-