Herzlich willkommen zur Internetandacht der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinden Vilshofen-Eging und Aidenbach! Die beiden Kirchenglocken der Vilshofener Erlöserkirche rufen mit den Tönen c und a: "Es ist christliche Andachtszeit, eine besonders gesegnete Zeit. Halte inne, verweile! Es folgen Gedanken zum Auftanken."
Kleine und große Glocken der Erlöserkirche in Vilshofen.
Heute geht mit seinem 29. Tag der Mondmonat Tammus zu Ende. Der Mond ist nicht zu sehen.
Bild: de.tutiempo.net - 29. Tammus.
Der 10. Sonntag nach Trinitatis 2024 ist da: "Israel-Sonntag" genannt oder auch "Gedächtnistag der Zerstörungen Jerusalems", so unsere evangelische Tradition.
Wer kann und möchte, schlage bitte jetzt schon das Evangelische Gesangbuch Nr. 434 auf: Schalom chaverim, schalom.
Doch zunächst hören wir Orgelmusik von August Reinhard aus dem 19. Jahrhundert, und zwar ein Stück in d-Moll mit der Tempobezeichnung "langsam".
Wir feiern unsere Andacht im Namen des Vaters und und des Sohnes und des Heiligen Geistes. -AMEN-
Der Israel-Sonntag wird seit dem 16. Jahrhundert in der Evangelischen Kirche in Deutschland begangen, und zwar immer 11 Wochen nach dem Pfingstfest. Dabei ging und geht es immer um die Geschichte des Heiligen Landes mit seiner Hauptstadt Jerusalem, die Geschichte des Judentums, die Geschichte des Verhältnisses von Christen und Juden, auch um die gegenwärte komplizierte Situation des Staates Israel mit seinen verschiedenen Völkern, Religionen und Konfessionen und mit seinen Nachbarländern.
Dieser Sonntag liegt auch in sachlicher und zeitlicher Nähe zum jüdischen Fasten- und Volkstrauertag am 9. Tag des 5. Mondmonats A W, der heuter am 13. August ist.
Nach jüdischer Lehre war es der Tag, an dem der Tempel in Jerusalem zerstört worden war, nämlich 586 vor Christus und auch 70 nach Christus. Auch zahlreiche andere schlimme Dinge, die sich gegen das jüdische Volk richteten, sind mehr oder weniger zufällig an diesem Tag geschehen.
Der Israel-Sonntag hilft uns, niemals zu vergessen, dass der christliche Glaube ud der jüdische Glaube eine gemeinsame Wurzel haben, die in der Hebräischen Bibel, unserem Alten Testament, dokumentiert ist.
Und, was viele nicht recht wahrnehmen, dass Abraham der Vater aller 12 Stämme Israels ist, von denen einer JöHUDaH, also Juda ist. Aber auch die anderen 11 Stämme gehören zum Volk Israel, was sehr zu unterscheiden ist vom Staat Israel.
Letzterer kann einfach nicht zur Ruhe kommen. Bis zum heutigen Tag jagt eine kriegerische Auseinandersetzung die andere. Dabei sollte doch Israel als das Heilige Land das Sinnbild für eine friedliche, Gott wohlgefällige Gesinnung aller ihrer Bewohner sein und die Hauptstadt Jerusalem die Stadt des Friedens, das Symbol eines himmlischen Jerusalems, wo Gott bei den Menschen wohnt und alle Tränen von ihren Augen wischt.
Liebe Schwestern und Brüder!
Jesus, als er sich der Stadt Jerusalem näherte, musste er gemäß der biblischen Überlieferung nach Lukas im 19. Kapitel weinen.
Unbekannter Maler: Jesus weint über Jerusalem - Quelle: bmarchives.org
"Wenn doch auch du erkenntest, was dem Frieden dient! Aber nun ist`s vor deinen Augen verborgen. Denn es wird eine Zeit über dich kommen, da werden deine Feinde um dich einen Wall aufwerfen, dich belagern und von allen Seiten bedrängen und werden dich dem Erdboden gleichmachen samt deinen Kindern in dir und keinen Stein auf dem andern lassen in dir, weil du die Zeit nicht erkannt hast, in der du heimgesucht worden bist."
So seine Worte. Er sollte Recht behalten mit dem, was er voraussagte.
"Wenn doch auch du erkenntest, was dem Frieden dient." Das ist wohl der Punkt, auf den alles ankommt. Aber was dient denn dem Frieden? Vor allem Gerechtigkeit. Und zwar keine kalte Gerechtigkeit, sondern eine, deren i-Punkt gleichsam die Barmherzigkeit ist.
Gott hatte Jerusalem erwählt, "Stadt des Friedens" zu sein. Wo sie aber nicht bereit ist, die Grundlagen des Friedens anzunehmen und zu beherzigen, widerfährt ihr Übleres als anderen Städten. So wichtig auch eine Stadtmauer war, die Stabilität der Gemeinschaft aller ihrer Bewohner ist entscheidend für ihre Uneinnehmbarkeit.
Jesu Weg führte ihn sodann direkt zum Tempel, wo er viele Taubenhändler und Geldwechsler sah, die offensichtlich nicht mehr nur vor dem Tempel ihre Geschäfte machten, sondern sogar im Tempel selbst. Das ging Jesus zu weit. Er sah den Tempel entheiligt.
Und er ging in den Tempel und fing an, die Händler auzutreiben, und sprach zu ihnen: "Es steht geschrieben: ">>Mein Haus soll ein Bethaus sein<<; ihr aber habt es zur Räuberhöhle gemacht."
Paula Jordan: Die Tempelreinigung.
Die "Tempelreinigung", wie dieses Ereignis seit Luthers Zeiten genannt wird, - es war aber tatsächlich die Aufdeckung eines Tempelmissbrauchs - wurde zum Anlass seiner bald darauf erfolgten Verhaftung mit dem Ziel, ihn umzubringen. Die Feinde der Wahrheit sind entschlossen, jeden zu vernichten, wer sie aufdeckt. Drum heißt es weiter bei Lukas:
Und er lehrte täglich im Tempel. Aber die Hohenpriester und Schriftgelehrten und die Angesehensten des Volkes trachteten danach, dass sie ihn umbrächten, und fanden nicht, wie sie es machen sollten; denn das ganze Volk hing ihm an und hörte ihn.
Geldgeschäfte passen nicht zum Heiligtum. Und Geldgier, die man bei den Händlern und Geldwechslern voraussetzen kann, passen nicht zur Gotteslehre der TORaH, ebenso wenig Machtgier religiöser und politischer Art. Gott ist ein Gebender und Bereitender.
Wer ein Freund und Liebhaber der TORaH, also der Wegweisung Gottes, sein will, wie sie in den 5 Büchern Mose in vielen Einzelheiten beschrieben ist, und gleichzeitig geld- und machtgierig ist, wird daran scheitern und zugrunde gehen. Darin liegt die ganze Tragik. Und wo in der Christenheit die Fehler des alten Judentums übernommen wurden, ereilte sie dasselbe Schicksal. Und das wird auch in Zukunft so sein.
Eine Herzensbeziehung zu Gott schließt jede Art von Geld- und Machtgier aus. Wer das beherzigt, wird die Frucht des 10. Sonntages nach Trinitatis genießen. Und wir wünschen allen Menschen den Frieden, den die Welt nicht geben kann, den aber der Messias gibt. -AMEN-
Eins der beiden hebräisch-sprachigen Lieder in unserem Evangelischen Gesangbuch steht unter Nr. 434 "Schalom chaverim". Die wörtliche Übersetzung lautet: "Friede, Freunde, Friede, Freunde, Friede, Friede! Auf Wiedersehen, auf Wiedersehen, Friede, Friede. Wobei "Schalom" mehr bedeutet als nur Friede, sondern auch Gesundheit, Unversehrtheit, Wohlergehen u.a.m. (Lied 434 Schalom chaverim).
Lasset uns beten: Kyrie eleison, Christe eleison, Kyrie eleison.
Heiliger, treuen Gott, du hast das ganze Volk Israel erwählt. Durch Jesus Christus hast du viele wieder zu Mitbürgern in deinem Reich gemacht. Ich danke Dir dafür und bitte dich: Führe uns alle auf dem Weg des Heils, den du bereitet hast, in die gemeinsame Zukunft mit dir, damit wir aus deinem Frieden leben und dich loben und ehren in Ewigkeit. -AMEN-
VATER UNSER IM HIMMEL.......-AMEN-
Zum Beschluss erklingt die chassidische Melodie des Liedes 433 "Hevenu schalom alejchem - Wir bringen Frieden euch allen."
Wer aus der Geschichte nicht lernt, steht in der Gefahr, sie zu wiederholen. Wer aber lernbereit ist, bringt sich und andere in eine gute Zukunft des inneren und äußeren Friedens.
Das wünschen Ihnen mit herzlichen Grüßen Ihr Pfarrer Manfred Greinke, Gabriele Kerstan und Ulrike Lau-Hartl.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. -AMEN-