Heute waren es die Glocken der 1937 erbauten Vilshofener Erlöserkirche, die uns diese Andacht eingeläutet haben. Wenn beide gemeinsam erklingen: Die kleine erinnert an die Taufe, die große lädt ein zum Gottesdienst, welcher bei uns in Vilshofen immer am ersten Sonntag im Monat und zu großen Feiertagen um 9:00 Uhr mit Abendmahl gefeiert wird. Jetzt aber begrüßen wir Sie herzlich zur Andacht.
Das Mondbild zeigt heute den 8. Tag des 4. Monats mit Namen Tammus. Was sagt die Bibel über den 4. Monat?
Ein Beispiel: An einem 9. Tag des 4. Monats brach zu Zeiten König Zedikias nach erfolgreicher Belagerung eine Hungersnot in Jerusalem aus, die zur Flucht des Königs aus der Stadt und zum Einfall der Soldaten des babylonischen Königs Nebukadnezar führte. Das war 586 vor Christus, also vor 2610 Jahren. Das und noch mehr steht sowohl im alttestamentlichen zweiten Buch der Könige als auch beim Propheten Jeremia.
Bild: de.tutiempo.net - 8. Tammus
Im Kirchenjahr sind wir beim 7. Sonntag nach Trinitatis angelangt. Der hat zum Hauptthema das Abendmahl in seiner Geschichte und Bedeutung.
August Reinhart, geboren 1831 in Ballenstedt im heutigen Sachsen-Anhalt, daselbst auch 1912 gestorben, war Lehrer, Komponist und Herausgeber der ersten Harmonium-Schule. Viele kleine Stücke für dieses Instrument und auch Orgel stammen aus seiner Feder, so auch die heutigen beiden in Es-Dur. Das erste erklingt jetzt unter dem Titel "Lebhaft".
Wir feiern unsere Andacht im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. -AMEN-
Das Abendmahl ist nach evangelischer Auffassung das zweite und wiederholbare Sakrament, ein Gemeinschaftsmahl, welches Christus gestiftet hat. Schaut man in die Geschichte des Abendmahls, fallen leider eine ganze Menge Verfehlungen und Entgleisungen, Missverständnisse und Missbräuche auf, die den eigentlichen Sinn verdunkeln, ja verdrehen. Und das bis zum heutigen Tage.
Schon in der frühen Kirche ging`s damit los, dass man meinte, dass nur lupenreine Christen zur Teilnahme zugelassen werden können. Dieser Irrtum durchzieht in Varianten die gesamte Kirchengeschichte. Und es kam ja zu vielen Kirchenspaltungen mit der Folge, dass man sich gegenseitig nicht mehr als Christen anerkannte und eine kirchliche Gemeinschaft Menschen vom Abendmahl ausschloss. Auch das ist bis zum heutigen Tage so. Allerdings nimmt bei uns Evangelischen diese Unsitte - Gott sei Dank - immer mehr ab.
Es gibt in der Kirche kaum Schlimmeres, als dass Menschen abgelehnt und ausgeschlossen werden, es sei denn, sie verhalten sich bewusst und absichtlich christus- und kirchenfeindlich; denn beim Abendmahl am Vorabend der Kreuzigung Jesu feierte er mit seinen Jüngern, die alle zumindest schon überlegt hatten, wie sie entkommen können, falls man ihnen auch nachstellten würde. Und Jesus hat betontermaßen immer wieder mit Sündern Tischgemeinschaft gepflegt. Ausschluss anderer Christen aus der Abendmahlgemeinschaft ist auch direkt gegen Christus gerichtet und eine Form des geistlichen Machtmissbrauchs, der schon viele Menschen vom Glauben abgehalten hat.
Im Mittelalter hatten die Menschen Angst, sie könnten geheiligten Wein aus dem Kelch versehentlich verschütten und damit das Blut Christi vergießen. Und so kam es dazu, dass sie lieber auf den Wein verzichteten und nur der Priester den Wein trank - im Gegensatz zum Stiftungswort Jesu: "...trinket alle daraus!" Das ist in der römisch-katholischen Kirche immer noch so.
Einen traurigen Höhepunkt der Verfehlungen bildeten die Gottesdienstverbote und die damit verordneten Verzichte auf das Abendmahl ab 2020 und danach. Wenn wir glauben, dass das Abendmahl eine "heilsame Gabe Gottes" ist, durch die er uns "erquickt", wie wir es in einem Dankgebet immer beten, dann ist es umso widersinniger, in Zeiten von Seuchen aller Art auf Gottes Heilmittel zu verzichten und es zeugt von Unglauben und Veruntreuung der Gaben Gottes. Das hatte es selbst in Pestilenz-Zeiten vorher noch nie gegeben.
Abendmahl - Foto: Greinke.
In unserer Gemeinde Vilshofen gibt es seit einigen Jahren für jeden Kommunikanten einen Mini-Kelch aus Edelstahl, je nach Bedarf mit Wein oder Traubensaft gefüllt, sodass auch allen hygienischen Anforderungen entsprochen wird. Mit einigen begleitenden Zusatzmaßnahmen konnten wir in der vergangenen schweren Zeit und jetzt ohne dieselben das Abendmahl feiern und die heilsamen Gaben Gottes genießen. Dazu laden wir immer wieder gerne ein.
Abendmahl - Foto: Greinke.
Liebe Schwestern und Brüder!
Jesu hat das Abendmahl in seiner auf ihn bezogenen Bedeutung eingesetzt. Das ist unumstritten. Aber es hat schon im biblisch-jüdischen Seder-Mahl seine Wurzel. Heute möchte ich aber von der tiefsten Wurzel des Abendmahls erzählen. Im 1. Buch Mose, Kapitel 14 steht davon geschrieben das:
Fremde Stadtkönige überfielen Sodom und Gomorra, wo Lot, Abrams Neffe wohnte. Auch ihn und alles, was er hatte führten sie gefangen weg und zogen davon.
..Da kam einer, der entronnen war, und sagte es Abram an. Als nun Abram hörte, dass seines Bruders Sohn gefangen war, wappnete er seine Knechte, dreihundertundachtzehn, in seinem Hause geboren, und jagte ihnen nach und schlug sie. Und er brachte alle Habe wieder zurück, dazu auch Lot, seines Bruders Sohn, mit seiner Habe, auch die Frauen und das Volk.
Als er nun zurückkam von dem Sieg über die fremden Könige, ging ihm entgegen der König von Sodom in das Königstal. Aber Melchisedek, der König von Salem, trug Brot und Wein heraus. Und er war ein Priester Gottes des Höchsten und segnete ihn und sprach: Gesegnet seist du. Abrahm, vom höchsten Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat: und gelobt sei Gott der Höchste, der deine Feinde in deine Hand gegeben hat. Und Abram gab ihm den Zehnten von allem."
Melchisedek bringt den Abram Brot und Wein - Bild: Dierc Bouts der Ältere (15. Jhd.)
Es hatte mit seinem bösen Ereignis begonnen, einem Raubüberfall fremder Mächte. Abram aber gelang es, seinen Neffen mit all seinen Leuten und Hab und Gut zu befreien. Siegreich, aber erschöpft kehrte er zurück. Etwas unerwartet Schönes geschah dann:
Ihm kam auch ein Stadtkönig entgegen, der sogar gleichzeitig ein Priester des Höchsten war, aber er kam nicht mit Waffengewalt, sondern segnend und mit Brot und Wein. Brot ist das Symbol für die irdische Gerechtigkeit, Wein für die himmlische. Diese Symbolik bleibt immer bestehen.
Nun heißt es sogar im Neuen Testament, dass Christus im Himmel regiert nach der Weise Melchhisedeks,. Was bedeutet das? Wir wissen nämlich fast nichts von diesem Priesterkönig. Gemeint ist, dass die irdische und die himmlische Gerechtigkeit bei Christus übereinstimmten wie damals bei Melchisedek. Sein Name bedeutet ja auch: "Mein König ist gerecht".
So sind die beiden Elemente Brot und Wein von Anfang an ganz starke Zeichen, die Himmel und Erde miteinander verbinden. Es ist beides die wahre Himmelsspeise und es gibt nichts Besseres, umso mehr, als Jesus Christus sich damit identifiziert hat: Brot: "Das ist mein Leib...". Wein: "Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut...". Drum ist es wichtig zu betonen, dass Jesus Christus möglichst viele damit geistlich ernähren und erhalten will und zwar zum ewigen Leben.
An einem 9. Tammus brach eine große Hungersnot im Heiligen Land aus. Davon hörten wir. In unserem Land und anderswo ist längst eine geistliche Hungersnot ausgebrochen. Und viele Menschen wissen nicht, dass ihre Seele verkümmert.
Wenn eine Seele krank ist, sind die rituellen Gaben Brot und Wein göttliche Heilsmittel. Darüber dürfen wir froh sein und das Abendmahl genießen. Das möge zukünftig ununterbrochen so bleiben, und wehe dem, der es jemandem oder uns allen verwehrt. -AMEN-
Passend zu unserem Thema steht das Lied im Evangelischen Gesangbuch 227: "Dank sei dir Vater für das ewge Leben".
1. Dank sei dir, Vater, für das ew`ge Leben und für den Glauben, den du uns gegeben, dass wir in Jesus Christus dich erkennen und Vater nennen.
2. Jedes Geschöpf lebt von der Frucht der Erde, doch dass des Menschen Herz gesättigt werden, hast du vom Himmel Speise uns gegeben zum ew`gen Leben.
3. Wir, die wir alle essen von dem Mahle und die wir trinken aus der heil`gen Schale, sind Christi Leib, sind seines Leibes Glück, Schwestern und Brüder.
Lasset uns beten: Kyrie eleison, Christe eleison, Kyrie eleison.
Lieber Vater im Himmel!
Schon vor Zeiten hast du die erquickenden Gaben Brot und Wein bereitet, uns Menschen zu laben. Dein Sohn Jesus Christus hat uns ganz deutlich gemacht, welche Kraft Du uns durch ihn gibst: Die Kraft zum Überwinden aller Mächte des Bösen und des Todes. Öffne die Augen unserer Herzen, dass wir immer besser den Wert und die Bedeutung der wahren Himmelsspreise erkennen und sie nutzen.
VATER UNSER IM HIMMEL........-AMEN-
Zum Abschluss unserer Andacht erklingt - wie anfangs angekündigt noch ein Stück von August Reinahrd. Diesmal mit der Tempobezeichnung "Mäßig".
Wir möchten Sie ermutigen, die heilsamen Gaben Gottes regelmäßig anzunehmen und verbleiben mit herzlichen Grüßen, Ihr Pfarrer Manfred Greinke, Gabriele Kerstan und Ulrike Lau-Hartl.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. -AMEN-