Die Aidenbacher Glocken rufen an jedem Sonntag 10:00 Uhr: Du bist getauft und herzlich eingeladen zum Gottesdienst! Sie rufen aber auch alle 3 Wochen: Herzlich willkommen zur Internet-Andacht!
Große und kleine Glocke in Aidenbach - Bild: Greinke.
Ein neuer Mondmonat ist da. Vom Mond ist gar nichts zu sehen. Einen Mondmonatsanfang nennt man auf Hebräisch RoSch ChoDäSch. Monatsanfänge waren in Zeiten des alten Israels Feiertag. Und man richtete sich zu biblischen Zeiten immer nach dem Mondkalender, oft ohne die Monatsnamen zu nennen. So heißt es beispielsweise mehrfach im Alten Testament: "Am 9. Tag des 4. Monats....".
Bild: de.tutiempo.net - 1. Tammus
Und wir haben - wie jeden Sonntag - einen Wochenbeginn. Vom ersten Tag der Woche ist im Neuen Testament mehrfach die Rede. Das ist der Auferstehungstag, auch "Tag des Herrn" genannt, auf Griechisch "Kyriaki". Heute ist der 6. Sonntag nach Trinitatis.
Der Sommer ist da. Drum erklingt jetzt aus den "Vier Jahreszeiten" von Antonio Vivaldi (1678-1741) der "Sommer" in einer Bearbeitung für Orgel.
Wir feiern unsere Andacht im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. -AMEN-
Hauptthema dieses Tages ist die Taufe als der Beginn des neuen Lebens als Christen. Apropos Christen. Die Nachfolger Jesu haben sich selbst nicht von Anfang an so genannt. Ursprünglich als eine jüdische "Sekte des Nazareners" wahrgenommen, bezeichneten sie sich selbst und untereinander als "Heilige", dann auch als "Anhänger des neuen Weges".
"In Antiochia wurden die Jünger zuerst Christen genannt", heißt es in der Apostelgeschichte des Lukas (11,26). Insofern ist diese Stadt durchaus von besonderer Bedeutung - für uns Christen.
Landkarte Antakya - Bild: Ausschnitt aus Worldatlas.
In der Antike gab es zwei Städte mit diesem Namen, eine in Kleinasien, die andere, bedeutendere aber im damaligen Syrien. Heute heißt diese Stadt Antakya und liegt im südlichen Zipfel der Türkei, dicht an der syrischen Grenze. Der Fluss Orontes teilt die Stadt in einen alten und einen neuen Teil. Die Altstadt liegt bergaufwärts.
Antakya (Antiochia) - St.-Petrus-Kirche außen - Bild: Bibel-TV.
Antakya (Antiochia) - St.-Petrus-Kirche innen - Bild: Bibel-TV.
Wie geht es dieser Großstadt und ihren Menschen heute? Eigentlich lag die Einwohnerzahl bis vor kurzem bei etwa 213.000 und setzte sich zusammen vor allem aus türkischen Moslems, arabischen Alawiten, Christen verschiedener Konfessionen aus mehrere hundert Familien und einer kleinen jüdischen Gemeinde.
Antakya vor dem Erdbeben 2023 - Foto: Wikipedia.
Sie lebten seit jeher eng zusammen, gaben und nahmen aneinander friedlich Anteil an den religiösen Festen, ja es gab sogar verwandtschaftliche Beziehungen untereinander. Der Zusammenhalt aller Menschen dort ist beispielgebend geworden. Dennoch: Immer wieder gab es Abwanderungswellen. Viele Christen gingen nach Deutschland.
Antakya - Bazar - Bild: Greinke
Im Februar 2023 gab es in diesem Gebiet grenzüberschreitend ein großes Erdbeben mit vielen Toten. Auch nach einem Jahr und vier Monaten sind die Folgen noch überall sichtbar. Rund 30% der Menschen sind weggegangen. Andere leben in Zeltstädten. Der Wiederaufbau der Stadt geht nur langsam voran.
Christen und Juden kämpfen nach dem Erdbeben um ihr kulturelles Überleben. Inzwischen gibt es nur noch 20 Juden in Antakya, ihre Synagoge ist zerstört. Und nach dem Erdbeben haben auch viele Christen die Stadt verlassen. Andere sind geblieben und versuchen nun, eine neue christliche Siedlung aufzubauen. Sie fürchten, dass die abgewanderten Christen nie mehr zurückkommen.
Die verbliebenen Christen halten nach wie vor zusammen und planen, eine temporäre Wohnsiedlung zu errichten und den Weggegangenen eine Rückkehrmöglichkeit zu schaffen, bis Antakya wieder aufgebaut ist.
Mehrere Kirchen sind eingestürzt, so auch die syrisch-orthodoxe. In einem Vorort ist ein großes Zelt aufgebaut, wo sonntags ein Gottesdienst einer protestantisch-freikirchlichen Gemeinde stattfindet und sich auch Christen der anderen Kirchen einfinden. Es gibt aber auch andere provisorische Gottesdienststätten.
Die erste protestantische Gemeinde war übrigens eine methodistische und entstand im Jahr 2000. Man möge auch beachten, dass Missionieren in der Türkei zwar nicht verboten ist, aber natürlich von den muslimischen Verbänden nicht gerne gesehen wird und gegebenenfalls bei den Behörden zu Benachteiligungen führen kann.
Die Bedeutung von Antakya haben Christen aus der Elfenbeinküste treffend formuliert: "Ohne Antakya wären wir keine Christen, denn das Wort des Herrn kam zu uns von Antiochien."
Liebe Schwestern und Brüder!
Wir können davon ausgehen, dass Gott nicht etwa Freude daran hat, eine Stadt zu zerstören. Das antike Beispiel der Stadt Ninive macht uns das deutlich. Es mutet schon sehr nachdenklich an, wenn nicht selten auf politische Ereignisse prompt ein solch verheerendes Erdbeben folgt. Selbstverständlich ist es jedenfalls technisch durchaus längst möglich, ein Erdbeben oder eine ähnliche Katastrophe zu erzeugen.
Gott ist ein Gott des Lebens und will viele Menschen zur neuen Lebensqualität kraft des Glaubens und der Taufe verhelfen. So entstand die erste christliche Großstadtgemeinde aus Juden, Helenen und anderen im biblisch genannte "Antiochia in Syrien", dem heutigen Antakya, von dem vorhin ausführlich die Rede war.
Gerne möchte ich Ihnen zusammenfassen, was im Neuen Testament über die für uns Christen so bedeutende Stadt geschrieben steht. 15mal taucht der Name dieser Stadt auf, davon 14mal in der Apostelgeschichte, einmal im Paulus-Brief an die Galater.
Die erste Notiz erzählt von einem gewissen Nikolaus aus Antiochia, der zur 7er-Gruppe der ersten Diakone gehörte. Einige der ersten verfolgten Jesus-Leute gingen nach Antiochia und verkündigten dort das Evangelium.
Dorthin wurde Barnabas gesendet, der offenbar eine Gemeinde gründete, die immer größer wurde, wie folgender Satz aus der Apostelgeschichte belegt: "Und viel Volk wurde für den Herrn gewonnen."
"Barnabas aber zog aus nach Tarsus, Saulus zu suchen. Und als er ihn fand, brachte er ihn nach Antiochia. Und sie blieben ein ganzes Jahr bei der Gemeinde und lehrten viele." Und dann kommt der in unserem Zusammenhang entscheidende Satz: "In Antiochia wurden die Jünger zuerst Christen genannt." Die sammelten auch Geld wegen einer Hungersnot für die Jesus-Nachfolger in Jerusalem.
Paulus und Barnabas werden entsendet - Bild: Szene aus dem Film "Taten der Apostel".
Von Antiochia aus wurden im Jahre 46 oder 47 Barnabas, Paulus und Johannes Markus zur ersten Missionsreise ausgesandt. Dahin kehrten sie auch wieder zurück. Paulus und Barnabas blieben sodann eine längere Zeit in Antiochia "und predigten mit vielen andern das Wort des Herrn."
Weil die Gemeinde aus Juden und Nichtjuden bestand, entstanden dort auch Probleme und Krisen. Den Juden ist es eigentlich verboten gewesen, mit Nichtjuden gemeinsam zu essen. Diese Krise führte aber zu einem großen Kompromiss und Entwicklungsschritt, der gemeinsame Mahlzeiten ermöglichte, da im neuen Leben im Reich Gottes alle gleich sind.
Von Antiochia aus begann und endete auch die zweite Missionsreise des Paulus und auch die des Barnabas, allerdings gingen sie nicht gemeinsam, sondern jeder eine andere Richtung.
Und des Paulus dritte Missionsreise nahm ebenfalls in Antiochia ihren Anfang. Auch gab es vordem dort einen Streit zwischen Paulus und Petrus, weil Petrus, was die Tischgemeinschaft mit Nichtjuden betraf, nicht genug gefestigt war.
Soviel und noch viel mehr geschah in Antiochia in Syrien, der damals drittgrößten Stadt im Römischen Reich. Wichtige Impulse für die gesamte Christenheit gingen von dieser gewiss multireligiösen Stadt aus, in der viele Menschen verschiedener Herkunft für Jesus Christus, unseren Herrn, und sein Reich der Liebe Gottes gewonnen wurden. Das alles steht im 5. Buch des Neuen Testaments, Apostelgeschichte, in den Kapiteln 6 bis 16.
Möge Gott um der dort verbliebenen Christen willen diese Stadt erhalten, bewahren und segnen. Möge die dort entstandene Notlage dazu dienen, dass die Christen verschiedener Konfessionen sich ihrer Einheit in Christus bewusstwerden. Dasselbe möge Gott an allen Orten tun, auch in Ihrem Ort. -AMEN-
"Die Kirche steht gegründet allen auf Jesus Christ". Dieses Lied EG 264 aus dem 19. Jahrhundert stammt aus England und verweist auf die Grundlage unseres christlichen Glaubens.
1. Die Kirche steht gegründet / allein auf Jesus Christ, / sie, die des großen Gottes / erneute Schöpfung ist. / Vom Himmel kam er nieder / und wählte sie zur Braut, / hat sie mit seinem Blute / ihr ewig angetraut.
2. Erkorn aus allen Völkern, / doch als ein Volk gezählt, / ein Herr ist`s und ein Glaube, / ein Geist, der sie beseelt, / und einen heilgen Namen / ehrt sie, ein heilges Mahl, / und eine Hoffnung teilt sie / kraft seiner Gnadenwahl.
3. Schon hier ist sie verbunden / mit dem, der ist und war, / hat selige Gemeinschaft / mit der Erlösten Schar, / mit denen, die vollendet. / Zu dir, Herr, rufen wir: / Verleih, dass wir mit ihnen / dich preisen für und für.
Lasset uns beten: Kyrie eleison, Christe eleison, Kyrie eleison.
Lieber Herr Jesus Christus!
Ich danke dir, dass ich getauft bin und zur Gemeinschaft im Reich Gottes gehöre. Du hast einst die Stadt Antiochia auserwählt, ein Muster und Vorbild zu sein für alle späteren Gemeinden. Dafür danke ich Dir auch und bitte Dich: erhalte diese Stadt, stärke die Christen und hilf ihnen zur Einheit.
VATER UNSER IM HIMMEL.......-AMEN-
William Walond, er lebte von 1719 bis 1768, hat die kleine Fantasie in G-Dur komponiert, mit der wir unsere Andacht nach dem Segen beschließen.
Denken Sie immer wieder daran, dass Sie getauft sind und was Gott damit gemeint hat. Luther hat es sich sogar mit Kreide auf seinen Tisch geschrieben: "Ich bin getauft."
Herzlich grüßen Ihr Pfarrer Manfred Greinke, Gabriele Kerstan und Ulrike Lau-Hartl.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. -AMEN-