Heute haben wiedermal die Glocken der Vilshofener Erlöserkirche diese Andacht eingeläutet, zu der wir Sie herzlich begrüßen. Die Kirche wurde erst 1937 erbaut. Eigentlich war schon ein Baustopp verhängt, aber irgendwie ist sie dann doch noch fertiggebaut worden. Die Kirche ist schlicht im Stil der 30er Jahre ausgestattet. Etwa 130 Menschen passen mühelos hinein.
Erlöserkirche Vilshofen - Foto: Greinke.
An jedem Sonntag findet ein Gottesdienst statt, zurzeit meist um 9 Uhr, an jedem 3. Sonntag im Monat um 10 Uhr. Falls Sie noch nicht drin waren: Wenn Sie in der Nähe wohnen, empfehlen wir Ihnen die Teilnahme.
Der Mondkalender zeigt uns heute den 17. SIWaN. Das Mondbild ist im Abnehmen.
Bild: de.tutiempo.net - 17. SIWaN
Und im Kirchenjahr sind wir beim 4. Sonntag nach Trinitatis angekommen. Unser christlicher Glaube an den Dreieinigen Gott, wenn er denn lebendig ist, zeitigt Früchte. Dazu gehört auch die Bereitschaft, an den Lasten des Mitmenschen mitzutragen. Das gebietet die Barmherzigkeit und ist gleichsam ein Gesetz Christi, wie es der Apostel Paulus nennt in dem schönen Satz: "Einer trage des Anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen." (Galater 6,2)
Orgelmusik von Anton Karl Theodor Kehrer, der von 1811-1850 lebte und in Ballenstedt im Harz komponierte, Orgel spielte und auch malte, erklingt jetzt zu Beginn und dann am Schluss der Andacht, jeweils ein Stück in G-Dur.
Wir feiern unsere Andacht im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. -AMEN-
Reformationsgedenken
Außer Martin Luther, seiner Ehefrau Katharina und vielleicht noch Philipp Melanchthon sind den meisten Leuten kaum wichtige Namen bekannt. Gelegentlich wurden und werden in dieser Andachtsreihe weitere Menschen vorgestellt, die die Reformation begleiteten oder vorantrieben oder auch auszubremsen versuchten.
Da denken wir normalerweise an Männer. Dass es aber auch sehr besonnene und mutige Frauen gab, ohne die die Reformation wohl kaum zustande gekommen wäre, wollen wir heute am Beispiel der Argula von Grumbach, geborene Reichsfreiin von Stauff, darstellen. Sie war eine protestantische Publizistin und Reformatorin.
Um 1492 wurde sie als Tochter des Reichsfreiherrn Bernhardin von Stauff und seiner Frau Katharina von Toerring zu Seefeld auf der Burg Ehrenfels im heutigen Beratzhausen geboren. Argula kam als Hoffräulein an den Münchener Hof einer gebildeten Herzogin, der sie ihre Bildung verdankte. Um 1502 erhielt sie eine deutsche Bibel, die sie weitgehend auswendig lernte. Als ihre beiden Eltern 1509 innerhalb von fünf Tagen an der Pest starben, nahm sich die Herzogin ihrer besonders an.
1516 heiratete Argula den fränkischen Reichsritter Friedrich von Grumbach. Aus der Ehe, die 1530 mit dem Tod Friedrich endete, gingen vier Kinder hervor, von denen nur der jüngste Sohn seine Mutter überlebte.
Die Auseinandersetzungen der Reformation gingen an ihr nicht unbeobachtet vorüber. 1523 konnte sie von sich sagen, "von Dr. Martinuns alles gelesen zu haben, was in deutscher Zunge ausgegangen" sei. Sie schrieb auch selbst an Luther und stand mit anderen wichtigen Personen der Reformation im Briefwechsel.
Als in Ingolstandt ein junger Magister zum Widerruf gezwungen und ins Kloster Ettal verbannt wurde, trat sie mit einigen Sendschreiben an den bayerischen Herzog Wilhelm und an die Ingolstädter Universität heran, die großen Aufsehen erregten.
Argula von Grumbach - Bildquelle: alchetron.com
Eine davon "Wie eyn Christlich fraw" wurde rasch und zahlreich vervielfältigt, so dass in weniger als zwei Monaten nach der Abfassung bereits 14 Ausgaben erschienen waren. Ihre Schriften verbreiteten sich weit über Bayern hinaus und erreichten etwa 30 000 Öeser-
Argula wurde so eine der ersten weiblichen Autorinnen im Protestantismus. 1524 schrieb sie in einem Brief an den Bürgermeister und die Ratsherren der Reichsstadt Regensburg: "Das Wort Gottes muss unsere Waffe sein - nicht mit Waffen dreizuschlagen, sondern den Nächsten zu lieben und Frieden untereinander zu haben."
Ihr eintreten für die Reformation brachte ihr viel Leid ein. Ihrem Gatten wurde im selben Jahr das Amt genommen, die Familie geriet in Not, die Verwandtschaft trat scharf gegen sie auf. Diese Rückschläge konnten Argula nicht bezwingen.
Schon damals konnte als verdächtig und dem Feind wohlgesonnen gelten, wer vehement für den Verzicht auf Kriegswaffen und für den Frieden eintrat. Und dass die Familie dafür mitbestraft wurde, sollte in der Reformationszeit nicht zu Ende kommen.
Luther nannte sie in einem Brief an einen Freund "ein einzigartiges Werkzeug Christi" und betonte, dass sie ihren großen Kampf mit Geist und christlicher Erkenntnis führen.
In späteren Jahren trat sie publizistisch nicht mehr hervor. Es wurde um sie still und einsam. 1530 besuchte sie Luther auf der Veste Coburg und führte mit ihm ein Gespräch. Sie reiste danach nach Augsburg, wo der Reichstag zur Confessio Augustana beriet.
Von ihrem weiteren Lebensweg sind nur wenige Nachrichten erhalten. Nach Angaben der meisten Biographen starb Argula von Grumbach selbst 1554 im fränkischen Zeilitzheim, südlich von Schweinfurt. Ihr genauer Todestag ist nicht bekannt. Der Gedenktag dieser überaus tapferen Frau wurde auf den 23. Juni festgelegt.
Liebe Schwestern und Brüder!
Weil heute davon die Rede ist, dass Frauen die Feformation förderten und dass es auch ein Gesetz Christi gibt, möchte ich auf eine Frau hinweisen, die schon zu Davids Zeiten eigentlich eine Reformatorin war, und eine die lange vor Christus sein Gesetz in ihrem Herzen hatte und zur Anwendung brachte, um großen Schaden zu vermeiden.
Die Rede ist von Abigajil, der schönen Frau eines Landwirts namens Nabal, der nicht bereit war, beim Schafschurfest die von David geleitete Schutztruppe seiner Herden einzuladen und damit große Gefahr für sein Landgut mit allem Drum und Dran heraufbeschwor. Denn David und seine Männer waren entschlossen, das Landgut zu zerstören. Einer von den Schafhirten hatte das mitbekommen und sagte es Abigajil.
Da eilte Abigajil und nahm zweihundert Brote und zwei Krüge Wein und fünf zubereitete Schafe und fünf Maß Röstkorn und hundert Rosinenkuchen und zweihundert Feigenkuchen und lud alles auf Esel und sprach zu ihren Leuten: Geht vor mir her; siehe, ich will sogleich hinter euch herkommen. Und sie sagte ihrem Mann Nabal nichts davon.
Und als sie auf dem Esel ritt und hinabzog im Schutz des Berges, siehe, da kam David mit seinen Männern ihr entgegen, sodass sie auf sie stieß. David aber hatte gedacht: ,Nun hab ich alles umsonst behütet, was der da in der Wüste hat, sodass nichts vermisst wurde von allem, was er hat; und er vergilt mir Gutes mit Bösem!"
Und schwor bei Gott, Rache zu üben.
Als nun Abigajil David sah, stieg sie eilends vom Esel und fiel vor David nieder und beugte sich zur Erde und fiel ihm zu Füßen und sprach:
"Ach, mein Herr, auf mich allein falle die Schuld! Lass deine Magd reden vor deinen Ohren und höre die Worte deiner Magd! Mein Herr errege sich nicht über Nabal, diesen heillosen Menschen; denn wie sein Name, so ist er: Er heißt >Tor< und Torheit ist bei ihm.
Ich aber, deine Magd, habe die Leute meins Herrn nicht gesehen, die du gesandt hast. Nun aber, mein Herr, so wahr der HERR lebt und so wahr du selbst lebst: Der HERR hat dich davor bewahrt, in Blutschuld zu geraten und dir mit eigener Hand zu helfen..."
Und mit Segensworten setzte sie ihre Rede fort und mündete ein in den Schlusssatz:
"Und wenn der HERR meinen Herrn wohltun wird, so wollest du an deine Magd denen."
Abigajil Bildquelle: elviajedeunamujer.blogspot.com
Da sprach David zu Abigajil: "Gelobt sei der HERR, der Gott Israels, der dich heute mir entgegengesandt hat, und gesegnet sei deine Klugheit und gesegnet seist du, dass du mich heute davon zurückgehalten hast, in Blutschuld zu geraten und mir mit eigener hand zu helfen."
Also nahm David aus ihrer Hand, was sie ihm gebracht hatte, und sprach zu ihr: "Zieh mit Frieden hinauf in dein Haus; sieh, ich habe auf deine Stimme gehört und dein Angesicht wieder erhoben."
Als aber Abigajil zu Nabal kam, siehe, da hatte er ein Mahl zubereitet in seinem Hause wie eines Königs Mahl und sein herz war guter Dinge und er war sehr betrunken. Am nächsten Morgen sagte sie ihm alles, worauf Nabal einen Herzanfall bekam und nach zehn Tagen starb.
David hatte nicht nur die Schönheit der Abigajil wahrgenommen, sondern auch ihre Klugheit und Güte erkannt. Das Ende der Geschichte: Die beiden haben geheiratet.
Abigajil war ihrer Zeit weit voraus. Was für eine Frau und was für ein Happy End! Nachzulesen im 1. Buch Samuel, Kapitel 25.
Des anderen Last zu tragen kann eine unerwartet gute und befreiende Wendung in eine noch so verfahrenen Situation bringen. Wer in eine solche kommt, möge es ausprobieren. Gott wartet darauf, wunderbar einzugreifen. -AMEN-
Lied 253 im Evangelischen Gesangbuch nimmt all diese Gedanken um das Gesetz Christi in der 4. Strophe auf:
4. So trägt ein Glied des andern Last um seines Hautes willen; denn wer den andern lasten fasst, lernt das Gesetz erfüllen, worin uns Christus vorangeht. Dies königlich Gebot besteht in einem Worte: Liebe.
Lasset uns beten: Kyrie eleison, Christe eleison, Kyrie eleison.
Herr Jesus Christus! Du hast uns vollkommene Liebe und Hingabe vorgelebt und uns geboten, einander zu unterstützen. Ich danke Dir für alle Hilfe und Unterstützung, die ich in meinem Leben erfahren habe und bitte dich: Schenke mir viel Weisheit im Umgang mit anderen Menschen, dass ich wahrnehme, wo und wie ich Lasten anderer tragen kann. Der du mit dem Vater und dem Heiligen Geiste lebest und regierest jetzt in dieser Zeit und von Ewigkeit zu Ewigkeit. -AMEN-
VATER UNSER IM HIMMEL.......-AMEN-
Wie schon angekündigt: Zum Beschluss eine weitere Komposition von Anton Karl Theodor Kehrer.
Wer die Lasten eines anderen trägt, ist noch lange kein Esel! Herzlich grüßen Ihr Pfarrer Manfred Greinke, Gabriele Kerstan und Ulrike Lau-Hartl.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. -AMEN-