Die beiden Glocken des frei neben der Aidenbacher Kreuzkirche stehenden Glockenturms haben mit ihren sehr hohen Klängen diese Internet-Andacht eingeläutet, zu der wir Sie sehr herzlich begrüßen. Sie läuten auch jeden Sonntag als Einladung zum Gottesdienst um 10.00 Uhr.
Kirche zu Aidenbach innen. Foto: Internetseite der Kirchengemeinde Aidenbach.
Heute ist der 3. Sonntag nach Trinitatis. Einer der berühmtesten Sprüche Jesu lautet: "Der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist." So verstand der historische Jesus seinen Lebenszweck. Das ist schon sehr beeindruckend. Darum wird es auch heute unser geistliches Thema sein.
Will man jemanden retten, der eigentlich verloren ist, bedarf es sanfter, einfühlsamer Töne. Solche hat auch Adolf Friedrich Hesse zusammengestellt, der von 1809 bis 1863 lebte, in Breslau an der dortigen Bernhardin-Kirche wirkte und als der "schlesische Bach" galt. Zwei seiner Orgelkompositionen sind heute dran, zunächst ein Präludium in F-Dur mit der Bezeichnung "Mäßig".
Josef Kriehuber 1831: Adolf Hesse - Quelle: Wikipedia.
Wir feiern unsere Andacht im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. -AMEN-
Der Mondkalender zeigt uns heute den 10. SIWaN. Der Halbmond hat schon einen Bauch, ist also zunehmend in Richtung Vollmond.
Bild: de.tutiempo.net - 10. SIWaN
Gedenken
Im Evangelischen Namenskalender stehen nicht nur besondere evangelische Christen drin, sondern auch Menschen, die vor der Reformation sehr wichtig waren für die Entwicklung der Christenheit und als solche in die Kirchengeschichte eingegangen sind. So für den heutigen 16. Juni der Name Johannes Tauler. Der starb genau vor 663 Jahren, am 16. Juni 1361. Wer war dieser Mann?
Um 1300 in Straßburg geboren, war er ein deutscher Theologe und Prediger, der vor allem in seiner Heimatstadt, aber auch in Basel und Köln wirkte. Er war einer dem es um tiefe göttliche Erfahrungen und Geheimnisse ging, aus diesen zu leben nicht nur für sich selbst, sondern auch für andere Menschen. Drum nennt man ihn auch einen Mystiker.
Er stammte aus einer wohlhabenden Familie, studierte Theologie in einem Dominikanerorden. 1338 ging er nach Basel, wo er sehr volkstümliche Predigten hielt. In den Folgejahren reiste er mehrmals nach Köln, wo er auch oft predigte. In den späten vierziger Jahren war er bereits ein berühmter Prediger. Da war er aber schon wieder zurück in seiner Heimatstadt Straßburg.
Immer wieder setzte er sich für Frauen ein und für die Beginen, eine Gemeinschaft von Frauen, die keinem von der Kirche anerkannten Orden, sondern dem Laienstand angehörten, aber meist ein ordensähnliches, gemeinschaftliches Leben führten. Sie waren damals päpstlichen und bischöflichen Verfolgungen ausgesetzt. Tauler wandte sich in Predigten scharf gegen Personen, welche die Beginen verachteten oder durch üble Nachrede in Verruf brachten.
Seine letzte Lebenszeit verbrachte Tauler, von Krankheit geschwächt, im Gartenhaus des Dominikanerinnenklosters St. Nikolaus in Straßburg. Nach seinem Tod am 16. Juni 1361 wurde er im Dominikanerkloster beigesetzt.
Tauler ging es darum, seiner Zuhörerschaft den Weg zur Vereinigung mit Gott zu eröffnen, ganz im Sinne Jesu, der die Verlorenen sucht und rettet. Gelingt eine solche Rettung, nennt Tauler sie "Durchbruch" oder "Überfahrt".
Hier noch drei Zitate von Ihm:
Ferdinand Riedel: Statue 1898 an der Kirche Alt-St.-Peter, evangelischer Teil, Straßburg. Foto: Ökumenisches Heiligenlexikon.
"Das einzige wirkliche Lehrbuch ist unser Herr Jesus Christus. Diese Schule hat mich gelehrt, alles dranzugeben. Diesem Meister will ich leben."
"Der Brunnen des Lebens ist die Liebe, und wer nicht in der Liebe ist, der ist tot."
"Der Mensch soll sich unter Tag oder Nacht immer eine gute Zeit nehmen, und in der soll er sich in den Grund senken, jeder nach seiner Weise."
Es kommt also alles drauf an, von Jesus zu lernen, im Lebensbrunnen der Liebe zu bleiben und über sich selbst und den Sinn seines Daseins immer wieder gründlich nachzudenken, um denselben zu erfüllen, was wir am Beispiel Jesu lernen können.
Diese Gedanken hatte Johannes Mühlmann 1618 in seinem Lied "O Lebensbrünnlein tief und groß" aufgegriffen. Es steht im Evangelischen Gesangbuch 399. Da heißt es in den ersten beiden und in der vierten Strophe:
1. O Lebensbrünnlein tief und groß, / entsprungen aus des Vaters Schoß, / ein wahrer Gott ohn Ende, / der du dich uns hast offenbart / in unsrer Menschheit, rein und zart, / dein lieb` Herz zu uns wende. / Denn wie ein Hirsch nach frischer quell, / so schreit zu dir mein arme Seel/ aus dieser Welt Elende.
2. O Lebensbrünnlein, durch dein Wort / hast du dich uns an allem Ort / ergoss`n mit reichen Gaben, / voll Wahrheit und göttlicher Gnad, / die uns erschienen früh und spat, / das matte Herz zu laben. / O frischer Quell, o Brünnelein, / erquick und lass die Seele mein / in dir das Leben haben.
4. O Lebensbrünnlein, Jesu Christ, / dein Güte unerschöpflich ist, / niemand kann sie ermessen; / darum mir auch nichts mangeln wird, / wenn mich versorgt der treue Hirt, / der mir mein Herz besessen. / Mit seinem Evangelio / macht er mein Herz im Leib so froh, / dass ich sein nicht vergesse.
Liebe Schwestern und Brüder!
Gott lädt ein. Das ist das Eine. Davon handelte die vorige Andacht. Jesus sucht und rettet die Verlorenen. Das ist das andere, dem wir uns heute widmen. Ein der bekanntesten Jesus-Geschichten ist die, wo Jesus nach Jericho kommt und beim reichen Oberzöllner Zachäus einkehrt. Sie steht nur im Lukas-Evangelium, und zwar im Kapitel 19, Verse 1-10.
Und er ging nach Jericho hinein und zog hindurch. Und siehe, da war ein Mann mit Namen Zachäus, der war ein Oberer der Zöllner und war reich. Und er begehrte, Jesus zu sehen, wer er wäre, und konnte es nicht wegen der Menge; denn er war klein von Gestalt. Und er lief voraus und stieg auf einen Maulbeerbaum, um ihn zu sehen; denn dort sollte er durchkommen.
Und als Jesus an die Stelle kam, sah er auf und sprach zu ihm: "Zachäus, steig eilend herunter; denn ich muss heute in deinem Haus einkehren."
Paula Jordan: Jesus findet Zachäus.
Und er stieg eilend herunter und nahm ihn auf mit Freuden. Als sie das sahen, murrten sie alle und sprachen: "Bei einem Sünder ist er eingekehrt."
Zachäus aber trat vor den Herrn und sprach: "Siehe, Herr, die Hälfte von meinem Besitz gebe ich den Armen, und wenn ich jemanden betrogen habe, so gebe ich es vierfach zurück." Jesus aber sprach zu ihm: "Heute ist diesem Hause Heil widerfahren, denn auch er ist Abrahams Sohn. Denn der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist."
Aha, aus dieser Geschichte also stammt, der schon eingangs erwähnte Satz Jesu, der sogar Wochenspruch für diese Woche ist. In Jericho, der tiefst gelegenen Stadt der Welt, gab und gibt es Maulbeerbäume - habe ich selbst gesehen. Deren Äste fangen ziemlich weit unten an, sodass man gut draufklettern kann.
Zachäus, dieser kleine Mann, war im Rang gar nicht klein, nämlich Oberzöllner, also Kollaboratuer mit der Besatzungsmacht und Betrüger obendrein. Und deshalb galt er auch als ein Ober-Sünder, von dem man damals gefälligst fernzuhalten hatte. Der Mann war verloren. Gerade deshalb wollte Jesus ihn besuchen, um ihn zu retten.
Ein ziemlich schlechte Sprichwort sagt: "Sage mir mit wem du umgehst, und ich sage dir, wer du bist." Ganz nach diesem Motto regten sich auch die Leute über Jesus, der bei einem Sünder eingekehrt ist.
Interessant: Kein Vorwurf, keine moralische Belehrung, kein Bekehrungsversuch kam aus dem Munde Jesu. Die Geste der Einkehr bei Zachäus hatte bewirkt, dass Zachäus bei sich selbst einkehrte. Er fand - so würde Tauler wahrscheinlich sagen - seinen eigenen Grund und den Brunnen des Lebens.
Die Leute hatten natürlich nicht begriffen, was da in Wirklicheit vor sich ging. Aber Zachäus war gefunden und gerettet. Seine Worte, dass er alles - und sogar vielfach - zurückgeben wollte, machen das deutlich. Was weiter aus ihm geworden ist wirssen wir nicht. Das entscheidende aber ist uns überliefert.
Ich hoffe in dieser Zeit auf eine ähnliche Situation, nämlich dass jemand, der sich mit den "Falschen" und gegen unser Volk verbündet hat zum eigenen Vorteil und zum Schaden vieler, durch eine Begegnung zum Brunnen des Lebens findet und zu einer eigenen Bestimmung, umkehrt, wiedergutmachen will und einen echten Neuanfang macht. Und ich bin dann gespannt auf die Reaktion der Leute. Unsere sollte der von Jesus gleichen. -AMEN-
Jesus nimmt die Sünder an. So lautet der Titel des Liedes EG 353. Wir hören daraus jetzt die erste Strophe.
- Jesus nimmt die Sünder an. / Saget doch dies Trostwort allen, / welche von der rechten Bahn / auf verkehrten Weg verfallen. / Hier ist, was sie retten kann: / Jesus nimmt die Sünder an.
Lasset uns beten: Kyrie eleison, Christe eleison, Kyrie eleison.
Herr Jesus Christus, du suchst und rettest die Verlorenen. Ich danke dir und bitte dich für die vielen verlorenen Menschen auf der ganzen Welt: Erbarme dich ihrer! Sende ihnen Menschen, die ihnen in deinem Auftrag helfen. Hilf mir, aufmerksamer zu werden für Menschen in seelischer Not und nimm mich in deinen Suchtrupp auf. So will ich mithelfen, dass dein Reich komme. Der du mit dem Vater und dem Heiligen Geiste lebest und regierest jetzt in dieser Zeit und von Ewigkeit zu Ewigkeit. -AMEN-
VATER UNSER IM HIMMEL........-AMEN-
Wie immer, beschließen wir unsere Andacht nach dem Segen mit Orgelmusik. Und wir schon angekündigt, heute mit einer weiteren Komposition von Adolf Friedrich Hesse, und zwar in F-Dur und mit der Bezichnung "Sanft bewegt".
Sanfte Gedankenbewegung hin auf den eigenen Lebensgrund werden ihnen wohltun! Herzlich grüßen Ihr Pfarrer Manfred Greinke, Gabriele Kerstan und Ulrike Lau-Hartl.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. -AMEN-