Die Glocken der evangelischen Erlöserkirche zu Vilshofen rufen zu Andacht und Gebet, und wir heißen Sie dazu am heutigen 1. Sonntag nach Trinitatis herzlich willkommen.
Die Sonntage nach Trinitatis entfalten die Bedeutung unseres Glaubens an den Dreieinigen Gott. Die liturgische Farbe ist in dieser Zeit grün.
Grünes Antependium in der Erlöserkirche Vilshofen - Foto: Greinke.
Vom norddeutschen Komponisten Nikolaus Bruhns, der von 1665-1697 lebte, hören wir ein Präludium in g-Moll.
Wir feiern unsere Andacht im Namen des Vater und des Sohnes und des Heiligen Geistes. -AMEN-
Am nächtlichen Himmel ist die C-ähnliche Mondsichel zu sehen. Wir sind noch immer im 2. Mondmonat IJaR, oder biblisch auch SiW genannt, und zwar an seinem 25. Tag.
Bild: de.tutiempo.net - 25. IJaR
Gedenken
Für heute steht im Evangelischen Namenskalender der Name Johann Friedrich Oberlin. Dieser war ein evangelischer Pfarrer, Pädagoge und Sozialreformer aus dem Elsass; in der Frühpädagogik gilt er als Vordenker von Friedrich Fröbel, von dem wir schon in der Andacht zum Sonntag Jubilate, den 21. April 2024 berichteten. Und er gilt als einer der Väter des Kindergartens.
Titelseite des Buches: OBERLIN, Johan Friedrich Oberlin (1740-1826) Priester und Sozialreformer.
Johann Friedrich Oberlin wurde am 31. August 1740 als jüngerer der beiden Söhne des Lehrers Johann Georg Oberlin und dessen Ehefrau Magdalena in Straßburg geboren.
Er studierte zwischen 1755 und 1761 in seiner Heimatstadt Theologie und wirkte anschließend im Haushalt eines Straßburger Arztes Daniel als Hofmeister und Hauslehrer. 1763 wurde er zum Magister promoviert. Vier Jahre später bestand er sein theologisches Abschlussexamen.
1767 berief man ihn zum Pfarrer in die evangelische Gemeinde Waldersbach, wo er dann 59 Jahre gelebt und gewirkt hat. Oberlin erkannte schnell die wirtschaftlichen, sozialen und persönlichen Nöte und Bedürfnisse seiner ländlichen Kirchengemeinde. Er verbesserte im Steintal die Infrastruktur zugunsten der Landwirtschaft und gründete sogar Industriebetriebe und eine Kreditanstalt;
Die Tuchweberei wurde als Heimarbeit verbreitet, Wohnunterkünfte und hygienische Verhältnisse verbessert. Auf seine Initiative hin entstanden auch Kleinkinderschulen.
Oberlin heiratete 1768 in Straßburg Magdalena, eine Tochter des Professors Johann Jakob Witter. Das Paar hatte neun Kinder, von denen zwei jung verstarben.
Oberlins Erziehungsgrundsatz war: "Erzieht eure Kinder ohne zuviel Strenge...mit andauernder zarter Güte, jedoch ohne Spott." Er führte manuelle Tätigkeiten wie Stricken, Malen, Blätterpressen und -einkleben in der Schule ein, um die Konzentrationsfähigkeit und Fertigkeiten der Kinder zu erhöhen.
Die dialektsprechenden Kinder erlernten die noch unbekannte französische Sprache und Schrift mittels Bilder, Gesang und Wiederholungen. Heimat-, Gesteins- und Pflanzenkunde wurden vermittelt. Er verfasste pädagoische Schriften und legte Sammlungen zu naturkundlichen Themen an.
Spiele, Karten und Holzbuchstaben wurden als didaktische Elemente erkannt und eingeführt, Ausflüge zur körperlichen Betätigung eingesetzt. Um auch die Erwachsenen zu fördern, gründete er eine Leihbibliothek und landwirtschaftliche Vereine. Durch seine Ausbildungsstipendien und sein sozialpädagisches Wirken eröffnete Oberlin auch Frauen einen Weg in die anerkannte Berufswelt.
Die härteste Belastungsprobe bestand sein Sozialwerk in den Hungerjahren 1816 und 1817. Mit über 85 Jahren starb Pfarrer Oberlin am 1. Juni 1826 in Waldersbach. Er fand seine letzte Ruhestätte auf dem Friedhof von Urbach im Depaertement Bas-Rhin.
Eine Kirche, ein College, eine Stadt in Ohio, eine Universität in Japan, ein Seminar mit einer Berufsfachschule und eine Fachschule für Sozialpädagogik, eine Schule, Kindertagesstätten, mehrere Vereine und eine Stiftung sind nach seinem Namen benannt.
Und 1954 schon wurde zu seinem ehrenden Gedenken eine Wohlfahrts-Briefmarke herausgegeben.
Liebe Schwestern und Brüder!
Jesus sagte in Lukas 10, Vers 16: "Wer euch hört, der hört mich: und wer euch verachtet, der verachtet den, der mich gesandt hat."
Dieses Wort sollte auf das Wirken des Apostel Paulus genau zutreffen, der auf seinen Missionsreisen immer wieder sowohl Zustimmung als auch Ablehnung, ja sogar Verfolgung erfuhr, oft beiden am selben Ort.
Weder große Zustimmung noch scharfe Ablehnung oder Verfolgung erfuhr er in Athen, dem geistigen Zentrum, wo er auf seiner 2. Missionsreise über Philppi, Thessaloniki und Beröa hinkam. Was er dort erlebte, lesen wir in Apostelgeschichte 17, die Verse 16 bis 34:
Als aber Paulus in Athen auf Silas und Timotheus wartete, wurde sein Geist in ihm erregt, als er die Stadt voller Götzenbilder sah. Und er redete zu den Juden und den Gottesfürchtigen in der Synagoge und täglich auf dem Markt zu denen, die sich einfanden. Einige Philosophen aber, Epikureer und Stoiker, stritten mit ihm.
Und einige von ihnen sprachen: "Was will dieser Schwätzer sagen?" Andere aber: "Es sieht so aus, als wolle er fremde Götter verkündigen." Er hatte ihen nämlich das Evangelium von Jesus und von der Auferstehung verkündigt.
Allioli-Bibel um 1900 - Raffaello Sanzio: Paulus predigt in Athen.
Sie nahmen ihn aber mit und führten ihn auf den Areopag und sprachen: "Können wir erfahren, was das für eine neue Lehre ist, die du lehrst? Denn du bringst etwas Neues vor unsere Ohren; nun wollen wir gerne wissen, was das ist."
Alle Athener nämlich, auch die Fremden, die bei ihnen wohnten, hatten nichts anderes im Sinn, als etwas Neues zu sagen oder zu hören. Paulus aber stand mitten auf dem Areopag und sprach:
"Ihr Männer von Athen, ich sehe, dass ihr die Götter in allen Stücken sehr verehrt. Ich bin umhergegangen und habe eure Heiligtümer angesehen und fand einen Altar, auf dem stand geschrieben: >Dem unbekannten Gott.< Nun verkündige ich euch, was ihr unwissend verehrt.
Gott, der die Welt gemacht hat und alles, was darin ist, er, der Herr des Himmels und der Erde, wohnt nicht in Tempeln, die mit Händen gemacht sind.
So predigte Paulus und verkündete den wahren, lebendigen und einzigen und dennoch in Athen unbekannten Gott und sagte auch: "...und fürwahr, er ist nicht ferne von einem jeden unter uns."
Und so verkündigte er Jesus Christus:
Zwar hat Gott über die Zeit der Unwissenheit hinweggesehen; nun aber gebietet er den Menschen, dass alle an allen Enden Buße tun. Denn er hat einen Tag festgesetzt, an dem er den Erdkreis richten will mit Gerechtigkeit durch einen Mann, den er dazu bestimmt hat, und hat jedermann den Glauben angeboten, indem er ihn von den Toten auferweckt hat."
Als sie von der Auferstehung der Toten hörten, begannen die einen zu spotten: die andern aber sprachen: "Wir wollen dich darüber einandermal weiterhören." So ging Paulus von ihnen.
Einige Männer schlossen sich ihm an und wurden gläubig; unter ihnen war auch Dionysius, einer aus dem Rat, und eine Frau mit Namen Damaris und andere mit ihnen.
"Danach verließ Paulus Athen..." heißt es im nächsten Satz. Ihm geschah - im Gegensatz zu vielen anderen Städten, in denen er verkündigte - nichts Böses. Aber er hatte in Athen auch kaum Missionserfolg, sondern eher Verachtung erfahren, obwohl er dort gewiss religionspädagogisch eine Meisterleistung vollbracht hatte. Aber immerhin: Einige fanden zum lebendigen Glauben.
Ergo: Es liegt nicht in der Hand eines Verkündigers, ob sein Wirken sofortigen Missionserfolg zeitigt. Es ist auch niemals dessen Bringe-Schuld Gott oder einer Gemeinde gegenüber. Die einzige Aufgabe liegt in der Verkündigung. Was Gott daraus macht, ist seine Sache.
Allerdings ist es von größter Wichtigkeit, dass alles, was ein Verkündiger des Evangeliums sagt, eindeutig und unverwechselbar von Jesus Christus geprägt und als seiner Lehre erkennbar ist. Andere oder gar dazu scheinbar sehr gut passende Lehren oder gar einseitige Stellungnahmen und Äußerungen gehören nicht in seinen Mund. Man soll aus den Verkündigern Jesus Christus heraushören und sonst nichts und niemanden. Darauf haben die Menschen einen berechtigten Anspruch. -AMEN-
Es folgt nun die Liedstrophe EG 157 "Lass mich dein sein und bleiben".
Lass mich dein sein und bleiben, / du treuer Gott und Herr, / von dir lass mich nichts treiben, / halt mich bei deiner Lehr. / Herr, lass mich nur nicht wanken, / gib mir Beständigkeit; / dafür will ich dir danken / in alle Ewigkeit.
Lasset uns beten: Kyrie eleison, Christe eleison, Kyrie eleison.
Herr Jesus Christus, deine Stimme ist meist sanft und einfühlsam, besonders gegenüber allen, die schutzbedürftig und leicht verletzlich sind. Sie hat viele Menschen erreicht, auch mich. Ich wünsche mir, dass auch meine Stimme so wird. Hilf mir dabei durch die Kraft des Heiligen Geistes, dass ich die richtigen Worte sagen lerne. Heilige du meine Sprache! Und gib mir Mut zum Aussprechen der Wahrheit, auch da, wo sie unbequem ist. Das und noch mehr, was mein Herz bewegt, bitte ich dich, der du eins bis mit dem Vater und dem Heiligen Geiste jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. -AMEN-
VATER UNSER IM HIMMEL.......-AMEN-
Mit der g-Moll Fuge von Nikolaus Bruhns, die zum eingangsgehörten Präludium gehört, beschließen wir unsere Andacht.
Eine gesegnete Woche, in der deutlich die Stimme Christi auch durch Ihre Stimme herauszuhören ist, wünschen mit herzlichen Grüßen Ihr Pfarrer Manfred Greinke, Gabriele Kerstan und Ulrike Lau-Hartl.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. -AMEN-