Die Glocken der Kreuzkirche zu Aidenbach läuteten heute am Sonntag Trinitatis unsere Internet-Andacht ein, zu der wir Sie recht herzlich begrüßen.
Evangelische Kreuzkirche zu Aidenbach - Foto: Greinke.
Orgeltöne sind gleich zu hören: Ein Präludium in C-Dur vom Halleschen Komponisten Friedrich Wilhelm Zachau aus der Zeit um 1700.
Wir feiern unsere Andacht im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. -AMEN-
Die Vollmondphase des 2. Frühlingsmonats ist überschritten: Wir haben den 18. IJaR, der vor der babylonischen Ära "SiW" hieß. Beide Namen bedeuten Ähnliches: IJaR = Licht, SiW = Glanz, Strahlkraft.
Bild: de.tutiempo.net - 18. IJaR
Reformationsgedenken
Es geschah am 26. Mai 1521: Einen Tag nach dem ende des Reichstages zu Worms wurde von den noch zurückgebliebenen Reichsständen das vom päpstlichen Nuntius Hieronymus Aleander entworfene Wormser Edikt öffentlich bekanntgemacht.
Dasselbe war ein Erlass Karl V., mit dem 1521 über Martin Luther die Reichsacht verhängt und die Lektüre und Verbreitung seiner Schriften verboten wurde, Luther selbst sollte von jedermann, der seiner habhaft werden konnte, an Rom ausgeliefert werden, und es war verboten, ihn zu beherbergen. So sollte er auch aus der Gesellschaft ausgeschlossen werden, nachdem er schon am 3. Januar 1521 aus der Kirche ausgeschlossen wurde, Luther wurde darin für "vogelfrei" erklärt.
Am 21. Mai 1521 erfolgte der Reichstagsabschied. Zwei Tage später, am 23. Mai 1521 reisten die - mit Luther sympathisierenden - Kurfürsten von Sachsen und der Pfalz ab und am 25. Mai 1521 fand die Schlusssitzung des Reichstages statt. Erst nach diesem offiziellen Ende des Reichstags, aber noch am 25. Mai, eröffnete der Kaiser den verbliebenen Reichsständen das Mandat, nunmehr als "Edikt" bezeichnet.
Das Wormser Edikt Quelle: Wikipedia.
Ohne Diskussion und Änderung erklärte Kurfürst Joachim I. von Brandenburg die Zustimmung der Reichsstände. Am folgenden Tag, also am 26. Mai 1521, wurde es ausgefertigt - es trug allerdings das Datum des 8. Mai 1521 und erweckte so den Anschein, noch während der Sitzung des Reichstages zustande gekommen zu sein.
Aufgrund dieser Diskrepanzen kam es in der Folgezeit zum Streit über dessen Gültigkeit. Und selbstverständlich wurde es nicht in den Gebieten umgesetzt, die der Reformation nahestanden. Ja, Luthers Landesherr, Kurfürst Friedrich von Sachsen, verbat sich sogar gegenüber dem Kaiser die Zustellung des Edikts - was dieser auch beachtete, womit es im Kurfürstentum Sachsen auch formal nie Rechtskraft erlangte.
Wir sehen: Luthers Gegner taten alles, um diesen geistig überlegenen Kritiker aus dem Weg zu räumen und scheuten schon damals nicht zurück vor Verleumdungen, Fälschungen, vor sogenannter "Kontaktschuld", wie man das heute nennen würde, und vor indirektem Mordaufruf. Wäre es zu einem solchen gekommen, hätte man wohl dazu gesagt: "Luther ist selbst schuld mit seinen radikalen Äußerungen." Sowas gb es also schon damals. Es gibt nichts Neues unter der Sonnen.
Wie ging die Sache für Luther aus? Bekanntermaßen hatte Kurfürst Friedrich in seiner Weisheit vorgesorgt und Luther im Glasbachgrund bei Eisenach gefänglich einziehen, in Schutzhaft nehmen und ihn auf die Wartburg bringen lassen.
Liebe Schwestern und Brüder!
Der heutige Sonntag heißt seit gut 1000 Jahren "Trinitatis" = Dreieinigkeit. Wir feiern Gott als den Dreieinigen, nämlich Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist. So bekennen wir ihn im Apostolischen Glaubensbekenntnis auch in Abgrenzung zu anderen Gotteslehren.
Und auch das umfangreichere Nizänische Glaubensbekenntnis hat die 3 Glaubensartikel von Vater, Sohn und Heiligem Geist. Die Zahl 3 gilt biblisch als die erste Vollkommenheit. Und wir können sogar Hinweise und Zusammenhänge in der hebräischen Bibel, unserem Alten Testament, finden.
Denken wir an den Aaronitischen Segen, der auch der "priesterliche Segen" genannt wird. Er steht im 4. Buch Mose, Kapitel 6, Verse 22-27; Und der HERR redete mit Mose und sprach: "Sage Aaron und seinen Söhnen und sprich: So sollt ihr sagen zu den Israeliten, wenn ihr sie segnet:
>Der Herr segne dich und behüte dich;
der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig;
der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.<
Denn ihr sollt meinen Namen auf die Israeliten legen, dass ich sie segne."
Segnen und behüten, angesicht leuchten lassen und gnädig sein, Angesicht erheben und Frieden geben. Das sind die drei göttlichen Tätigkeitspaare des Segens.
Es wird hier bewusst immer grammatisch in der 2. Person Einzahl und nicht in 2. Person Mehrzahl gesprochen. Wir können es sowohl als individuelles "Du", also als direkte Ansprache an jeden einzelnen Menschen verstehen, als auch als kollektives "Du", womit das Volk bzw. die Gottesdienstgemeinde angesprechen ist.
So sollten Aaron und seine Nachkommen, also die Priester, dem Volk Israel den Segen zusprechen. Man muss dazu wissen, dass die Priester niemals aus dem Stamm Juda waren, sondern immer aus dem Stamm Levi. Später, nach der babylonischen Gefangenschaft, war diese genaue Ordnung nicht mehr aufrecht zu erhalten. Dieser Segensspruch wurde überall in den Synagogen und Häusern gesprochen.
Dieser Segensspruch ging dann auch mit der Entstehung des Christentums in den normalen kirchlichen Gebrauch ein. Und die Dreieinigkeit Gottes wird auch im Kirchenjahr mit ihren liturgischen Farben gleichsam gespiegelt:
Heute und an allen Christusfesten und bei Taufen weiß.
Weißes Antependium der Erlöserkirche zu Vilshofen.
An allen Sonntagen nach Trinitatis beispielsweise und bei Trauungen grün, zu Pfingsten, am Reformationstag, bei der Konfirmation und bei Amtseinführungen rot.
Die Grundlage also ist die Schöpfung, die mit grün symbolisiert wird. Darauf baut sich die Erlösung auf, die mit weiß symbolisiert wird. Darauf baut sich die Heiligung auf, die mit rot symbolisiert wird.
Grün-weiß-rot- wie die ungarische Flagge. So steht unser menschliches Leben in einem direkten Zusammenhang mir dem Dreieinigen Gott. Und wir Menschen sind ja - wenn man so will - auch eine Dreieinigkeit, nämlich von Leib, Seele und Geist.
Freilich ist Gott viel mehr, als wir versthen können. Gott offenbart sich uns in dem Maße, wie es für uns wichtig ist. Und er offenbart sich uns auf eine Weise, die wir verstehen können.
Das wird auch in diesem biblischen Segensspruch deutlich. Und auch in dem anderen trinitatischen, der am Ende unserer Internet-Andachten gesprochen wird, und den Sie für sich selbst in Anspruch nehmen können. -AMEN-
Es folgt nun das Lied EG 140 "Brunn alles Heils, dich ehren wir."
1. Brunn alles Heils, dich ehren wir und öffnen unsern Mund vor dir; aus deiner Gottheit Heiligtum dein hoher Segen auf uns komm.
2. Der Herr, der Schöpfer, bei uns bleib, er segne uns nach Seel und Leib, und uns behüte seine Macht vor allem Übel Tag und Nacht.
3. Der Herr, der Heiland, unser Licht, uns leuchten lass sein Angesicht, dass wir ihn schaun und glauben frei, dass er uns ewig gnädig sein.
4. Der Herr, der Tröster, ob uns schweb, sein Antlitz über uns erheb, dass uns sein Bild werd eingedrückt, und geb uns Frieden unverrückt.
5. Gott Vater, Sohn und Heilger Geist, O Segensbrunn, der ewig fließt; durch fließ Herz, Sinn und Wandel wohl, mach uns deins Lobs und Segens voll!
Lassest uns beten: Kyrie eleison, Christe eleison, Kyrie eleison.
Herr, unser Gott, lieber Vater im Himmel, du hast jeden von uns gemacht. Jeder von uns ist anders. Du liebst jeden von uns. Hilf uns erkennen, dass du alles gut gemacht hast! Herr Jesus Christus, du bist das Licht für die Welt, du schenkst, dass auch wir Licht der Welt sind! Du willst allen Menschen helfen. Du sendest uns, Gutes zu tun, damit wir anderen Menschen den Lebensweg hell machen. Halt uns bei dir! Heiliger Geist, du führst uns zusammen und schenkst uns gute Gemeinschaft. Bleibe bei uns! Gib uns neue Hoffnung, hilf allen Kranken, tröste die Traurigen und lehre uns leben! Dir, Dreieiniger Gott, sei Lob, Ehre und Anbetung jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. -AMEN-
VATER UNSER IM HIMMEL........-AMEN-
Ein Orgelchoral von Samuel Scheidt aus dem Jahre 1650 dient dieser Andacht als Nachspiel, und zwar zu dem Abendlied im Evangelischen Gesangburch 470: "Der du bist drei in Einigkeit". Da heißt es in der 3. Strophe:
Gott Vater, dem sei ewig Ehr, Gott Sohn, der ist der einig Herr, und dem Tröster, Heiligen Geist, von nun an bis in Ewigkeit.
Ja, so soll es sein! Herzlich grüßen Ihr Pfarrer Manfred Greinke, Gabriele Kerstan und Ulrike Lau-Hartl.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. -AMEN-