Hoch über die Aidenbacher Kreuzkirche hinaus ragt ihr danebenstehender schlanker viereckiger und mit Efeu bekleideter Turm mit seinen beiden Glocken, die soeben zu Andacht und Gebet riefen.
Kirchturm der Kreuzkirche zu Aidenbach - Foto: Internetseite der Kirchengemeinde Aidenbach.
Sie haben gut daran getan, unsere Andacht anzuklicken. Freilich ersetzt keine Radio- oder Internetandacht einen richtig erlebten Gottesdienst, wo Menschen zum gemeinsamen Hören, Beten und Singen beieinander sind. Aber sie kann ein guter geistlicher Einstieg sein in den Sonntag oder in die neue Woche.
Man kann unsere Internetandacht auch mehrmals anhören oder herunterladen, um wichtige Informationen und Gedanken noch einmal nachzuhören, oder aber auch, um ein Musikstück noch einmal zu genießen. Zu all dem sind Sie recht herzlich eingeladen.
Was alles steht auf dem heutigem Programm?
Wir hören - wie immer - Orgelmusik, schauen auf den Mondkalender und auf den Kirchenjahreskalender, gedenken eines der wichtigsten Kurfürsten, lernen eine biblische Geschichte ganz neu kennen, hören ein ungewöhnlich modernes Lied, was noch nie in einer Andacht erklang, beten und dürfen den zugesprochenen Segen Gottes ganz persönlich empfangen.
Los geht`s mit Orgelmusik von Johann Sebastian Bach: "Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ" ist der Titel des Liedes EG 244.
Wir feiern unsere Andacht im Namen des Vaters und des Sohnes und den Heiligen Geistes. -AMEN-
Der Mond scheint im Verschwinden zu sein. Seine abnehmende Mondsichel zeigt, dass wir heute den 27. Tag NISaN haben. So ist sein hebräischer Name, der auf Deutsch "Knospe" heißt. Der Frühlingsmonat erreicht in Kürze sein Ende.
Bild: de.tutiempo.net - 27. NISaN
So sehr das Kirchenjahr auch vom Mondkalender abhängig ist, stimmt doch das Monddatum nicht mit dem einen Sonntag überein, weil eben der Mondmonat 29 oder 30 Tage hat und es - wie heuer geschehen - alle 2 oder 3 Jahre einen 13. Mondmonat gibt und dann der Frühlingsmonat sehr spät beginnt.
Heute haben wir den Sonntag Rogate - Betet! So wird auch das Beten nachher unser geistliches Thema sein. Doch zunächst kommen wir zum Reformationsgedenken.
Friedrich der Weise - fast jeder geschichtlich auch nur etwas Gebildete hat diesen Namen schon mal gehört, wahrscheinlich im Zusammenhang mit Martin Luther und den Anfängen der Reformation. Heute ist sein Todestag, morgen sein Gedenktag im evangelischen Namenskalender.
Friedrich III. so hieß er auch - erblickte 1463 auf Schloss Hartenfels in Torgau als erster Sohn des Kurfürsten Ernst aus dem Hause der Wettiner das Licht der Welt. Schon 1486, als er 23 Jahre alt war, trat er die Nachfolge des väterlichen Herrschaftsgebietes an.
Er war ein Förderer der Wissenschaft und Kunst. Aus kriegerischen Konflikten hielt er sich während seiner Regierungszeit heraus. Mit dem Neubau von Schloss und Schlosskirche machte er Wittenberg zu seiner Residenz. Hier gründete er auch 1502 eine Universität - welche Ausgangsort und Zentrum der Reformation war.
Lucas Cranach 1532: Friedrich der Weise.
Friedrich der Weise lebte gemäß den Glaubenspraktiken seiner Zeit: täglicher Messbesuch, Werkfrömmigkeit, Marien- und Heiligenverehrung, Reliquienkult. Er sammelte leidenschaftlich Reliquien - über 19.000 mit dem angeblichen Gegenwert von rund zwei Millionen Jahren Ablass! Auch reiste er im Jahre 1493 ins Heilige Land. Obwohl Friedrich der Weise tief im Katholizismus verwurzelt war, sah er die Reformbedürftigkeit der damaligen Papstkirche.
Ab 1513 regierte er gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Johann, dem Beständigen. Die gesamte gemeinsame Regierungszeit der beiden Brüder war von gutem Einvernehmen und kooperativer Zusammenarbeit geprägt. Keiner der beiden traf wichtige Entscheidungen, ohne den anderen vorher um Rat zu fragen. Das verlangsamte zwar die Regierungstätigkeiten, bewahrte aber beide vor törichten Schnellschüssen.
Zu Friedrichs historischem Verdienst wurde der Schutz Martin Luthers: Er weigerte sich, das 1518 von Rom gefällte Ketzerurteil gegen Luther anzuerkennen. Zum Reichstag nach Worms 1521 sicherte er ihm freies Geleit zu. Und nach der dort erfolgten Ächtung ließ er Luther gefänglich einziehen und auf die Wartburg bringen. Mit seinem stillen Wirken im Hintergrund sorgte er ganz entscheidend dafür, dass sich die Reformation ausbreiten konnte.
Während der Bauernkriege war er gegen eine Vernichtung der Bauern; seiner Meinung nach sollten die Forderungen der Bauern erfüllt werden.
Interessant ist: Eine persönliche Begegnung mit seinem Schützling Martin Luther hat es nie gegeben. Friedrichs Geheimrat und späterer Altenburger Pfarrer Georg Spalatin war der Mittler zwischen beiden.
Friedrich der Weise verstarb am 5. Mai 1525 auf seinem Jagdschloss in Lochau, dem heutigen Annaburg im südostelbischen Teil des heutigen Landkreises Wittenberg. Erst auf dem Totenbett ließ er sich das Abendmahl auf protestantische Art reichen. Nach seinem Tod übernahm Johann der Beständige die Kurwürde und regierte allein weiter.
Liebe Schwestern und Brüder!
Wenn ich mich einsam fühle, wenn ich eine Hand brauche, bevor ich einschlafe, bevor ich meine Mahlzeit esse, wenn ich erfolgreich bin, wenn ich kein Glück habe, wenn jemand krank ist, wenn ich einfach mal reden möchte, bete ich weiter, ich bete weiter.
Wenn ich Fehler mache, wenn ich mir Sorgen mache, wenn ich entmutigt bin, wenn ich antworten brauche, wenn ich Trost brauche, wenn es notwendig ist, wenn ich ein paar Worte brauche, wenn ich einfach nur glücklich bin, bete ich weiter, ich bete weiter.
Bete weiter!
Glaube an den Herrn!
Wenn ich einige Sorgen habe, wenn das Leben Spaß macht, wenn ich dankbar bin, wenn ich Hilfe brauche, wenn der Tag zu Ende geht, wenn ich einen Grund dazu habe, wenn ich nicht anders kann, wenn ich Hilfe für dich will, bete ich weiter.
Das war ein Bekenntnis zum Beten, mit dem wir ins Thema "Beten" einsteigen. Wir hören es jetzt im englischsprachigen Original, gedichtet, komponiert und gesungen von Hannes Greinke. Der Titel lautet: "Keep On Praying".
Eine der schönsten Gebets-Geschichten in der Bibel und die erste wohl überhaupt, ist Abrahams Fürbitte für Sodem. Aber es ist eigentlich keine Fürbitte, sondern ein Feilschen mit Gott mit dem Ziel, Lot vor dem Untergang zu retten, der sein Neffe war und in Sodom wohnte. Sie steht in 1. Mose 18, Verse 16-33:
Der HERR sprach: "Es ist ein großes Geschrei über Sodom und Gomorra, dass ihre Sünden sehr schwer sind. Darum will ich hinabfahren und sehen, ob sie alles getan haben nach dem Geschrei, das vor mich gekommen ist, oder ob`s nicht so sein, damit ich`s wisse."
Abraham bitte für Sodem - Foto: rainbowtoken.com.
Aber Abraham sprach: "Willst du denn den Gerechten mit dem Gottlosen umbringen? Es könnten vielleicht fünfzig Gerechte in der Stadt sein: wolltest du die umbringen und dem Ort nicht vergeben um fünfzig Gerechter willen, die darin wären? Das sei ferne von dir, dass du das tust und tötest den Gerechten mit dem Gottlosen, sodass der Gerechte wäre gleich wie der Gottlose! Das sei ferne von dir! Sollte der Richter aller Welt nicht gerecht richten?"
Der HERR sprach: "Finde ich fünfzig Gerechte zu Sodom in der Stadt, so will ich um ihretwillen dem ganzen Ort vergeben." Abraham antwortete und sprach: "Ach siehe, ich habe mich unterwunden, zu reden mit dem Herrn, wiewohl ich Erde und Asche bin. Es könnten vielleicht fünf weniger als fünfzig Gerechte darin sein; wolltest du denn die ganze Stadt verderben um der fünf willen?"
Er sprach: "Finde ich darin fünfundvierzig, so will ich sie nicht verderben."
Und er fuhr fort mit ihm zu reden und sprach: "Man könnte vielleicht vierzig darin finden." Er aber sprach: "Ich will ihnen nichts tun um der vierzig willen." Und so feilschte Abraham weiter bis er sagte: "Man könnte vielleicht zehn darin finden. "Der HERR sprach: Ich will sie nicht verderben um der zehn willen."
Auffällig ist schon, dass Gott hier fast wie ein Mensch redet, der erst herunterfahren muss, um nachzuschauen und dann von dem Ort, an dem Abraham war, wegging. Aber entscheidend ist, dass dieses Gebet, wenn wir es so nennen wollen, tatsächlich ein Dialog mit Gott ist und nicht nur ein Monolog eines Beters.
Abraham wurde im Laufe dieser Zwiesprache mit Gott - wenn man so will - immer unverschämter. Aber Gott ließ sich darauf ein und versprach ihm sofort alles, was Abraham erbat.
Was können wir daraus für unser Beten lernen? Nun, dass Gott gerne gibt, wenn es das ist, was wir oder andere Menschen wirklich brauchen, sofern er nicht etwas Besseres für den Beter oder für diejenigen vorgesehen hat, für die der Beter betet.
Abraham feilschte im Gebet - aber nicht für sich oder gar für egoistische Zwecke. Nein, sondern er setzte sich im Gebet für andere Menschen ein. Das zeigte die Herzenseinstellung von Abraham. Wie ging die Geschichte aus? Die erforderlichen 10 Menschen wurden nicht gefunden.
Paula Jordan: Lot wird aus Sodom gerettet.
So ließ der HERR Lot und sein Familie aus Sodom retten.
Wichtig scheint mir zu betonen, dass Gott gerne unser Gebet hört, wie er es aber erhört, das mögen wir seiner Allweisheit überlassen. Er wird`s auf jeden Fall wohl machen, auch dann, wenn wir es augenscheinlich anders wahrnehmen. -AMEN-
Es folgt nun das Lied im Bayrischen Anhang des Evangelischen Gesangbuchs Nr. 596 "Harre, meine Seele".
1. Harre, meine Seele, harre des Herrn;
alles ihm befehle, hilft er doch so gern!
Sei unverzagt, bald der Morgen tagt
und ein neuer Frühling folgt dem Winter nach.
In allen Stürmen, in aller Not,
wird er dich beschirmen, der treue Gott.
2. Harre, meine Seele, harre des Herrn;
alles ihm befehle, hilft er doch so gern!
Wenn alles bricht, / Gott verlässt uns nicht;
größer als der Helfer ist die Not ja nicht.
Ewige Treue, Retter in Not,
rett´ auch unsre Seele, du treuer Gott!
Lasset uns beten: Kyrie eleison, Christe eleison, Kyrie eleison.
Lieber himmlischer Vater,
ich freue mich über solche Nähe zu dir, dass sich meine Seele bei dir gleichsam einkuscheln kann und bei dir geborgen ist. Ich danke dir, dass du dich mir immer wieder zuwendest. Lehre mich, das wertzuschätzen. Und ich will dir alles anvertrauen, was mein Herz bewegt, und dir immer vertrauen, auch wenn meine Wünsche nicht in Erfüllung gehen. Lehre uns Menschen, unsere Wünsche mit deinem Willen in Übereinstimmung zu bringen. Das bitte ich dich heute durch Jesus Christus, unsern Herrn, der so beten gelehrt hat:
VATER UNSER IM HIMMEL......-AMEN-
Frohe Zuversicht ausstrahlend bewegt sich die Bassstimme des Choralvorspiels von Georg Philipp Telemann (1681-1767) zum Lied "Vater unser im Himmelreich". Damit beschließen wir nach dem Segen unsere Andacht.
Seien Sie ruhig vielbittend beim Beten, wenn es dem Wohle anderer dient! Nur Mut! Herzlich grüßen Ihr Pfarrer Manfred Greinke, Hannes Greinke, Gabriele Kerstan und Ulrike Lau-Hartl.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. -AMEN-