Die beiden Glocken des Aidenbacher Kreuzkirchenturmes rufen am heutigen Sonntag Miserikordias Domini zu Besinnung und Gebet. Es ist der Sonntag mit dem längsten Namen, welcher bedeutet: "Die Barmherzigkeit des HERRN". Man nennt ihn auch den "Hirten-Sonntag". Dabei geht es um Jesus Christus, der gesagt hat: "Ich bin der gute Hirte." Und es geht auch um die lange Erkenntnis-Tradition, dass unser guter Hirte ist, wie es David im Psalm 23 treffend beschreibt.
Und damit: Herzlich willkommen zu unserer 120. Internet-Andacht im Hörformat. Ja, unsere Internetandachten gibt es seit Mitte Januar 2022 zum Anhören und Lesen. Nur zum Lesen gibt es sie schon seit Mitte Januar 2021.
Orgelmusik ziemlich zu Anfang und auch zum Beschluss gehört selbstverständlich dazu. Die heutige hat Georg Friedrich Händel komponiert. Wir hören jetzt eine Pastorale, also eine Hirtenmusik aus seinem berühmten Oratorium "Messias".
Wir feiern unsere Andacht im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. -AMEN-
Der erste biblische Frühlingsmonat NISaN ist da. Heute haben wir den 6. Tag dieses Mondmonats. Der Name stammt ursprünglich aus dem Babylonischen und bedeutet "Knospe".
Bild: de.tutiempo.net - 6. NISaN
Gedenken
von Georg Friedrich Händel war soeben die Rede. Heute ist nämlich sein Gedenktag.
Thomas Hudson 1749: Georg Friedrich Händel.
Es war am 5. März 1685 in Halle an der Saale geboren. Sein Vater war ein Leibchirurg und geheimer Kammerdiener und strebte für ihn eine juristische Kariere an. Anders seine Mutter, die aus einem Haus mit reicher musikalischer Tradition stammte. Sie sorgte gegen anfänglichen Widerstand ihres Ehemannes dafür, dass Georg Friedrich eine gute muskikalische Ausbildung erhielt.
Während eines Besuchs auf Schloss Neu-Augustusburg spielte der damals kaum 8jährige auf einer Orgel. Herzog Christian von Sachsen-Weißenfels erkannte sein Talent und überzeugte seinen Vater, ihn als Musiker ausbilden zu lassen. So wurde er Schüler von Friedrich Wilhelm Zachau, dem Musikdirektor an der Hallenser Marktkirche. Wir haben schon so manche seiner Orgelstücke in dieser Andachtsreihe veröffentlicht.
Georg Friedrich Händel wurde schon in seiner Jugend Domorganist und wurde einer der ganz großen Barockkomponisten und Musiker wirkte zunächst ab 1703 in Hamburg, dann ab 1706 in Italien und ab 1710 in London, schrieb viele Opern, Oratorien vor allem zu alttestamentlichen Texten, so auch das berühmte Oratorium "Messias", außerdem Kantaten u. a. m..
Händel war, als er 1741 den Text des "Messias" bekam, innerlich ziemlich ausgebrannt, wollte ihn am liebsten gar nicht in Klänge umsetzten. Aber als er die Titelseite umblätterte und die ersten beiden Worte "Sei getrost!" las, spürte er, dass von ihnen eine Kraft auf ihn ausging, als seien sie an niemand anders gerichtet als an ihn selbst, wie ein Ruf des himmlischen Hirten mitten in sein Herz.
Er konnte es nicht fassen, wie diese beiden Worte in ihm wirkten, seine verschüchterte Seele erwärmten. schaffende, ja erschaffende Worte. Kaum gelesen, hörte er sie in Musik. Wie weggefegt war auf einmal die Schwermut aus seiner Seele. Man spricht davon, dass das Händels Auferstehung war, die ihn zu diesem großen Werk befähigte.
Am 14. April 1759 war Georg Friedrich Händel in London gestorben. Von ihm ist die Melodie des Liedes "Tochter Zion" in unserem Evangelischen Gesangbuch.
Liebe Schwestern und Brüder!
Der Beruf des Hirten ist einer der ältesten, die es gibt. Schon im Rahmen der älteren Schöpfungserzählung wird Abel erwähnt, der von den Erstlingen seiner Herde und von ihrem Fett opferte. Erstmals werden Hirten im 1. Buch Mose 13 ausdrücklich genannt, als es zwischen denen von Abraham und den seines Neffen Lot Streit um gute Weideplätze gab.
Auch Abrahams Sohn Isaak hatte Hirten, die mit anderen Hirten in Zank gerieten wegen eines Brunnes, den man dann sogar "Zank" nannte. In Jakobs überlieferten Mahn- und Verheißungsworten am Ende seines Lebens und im Zusammenhang mit Josef sprach er vom "Hirten und Fels Israels". Da ist erstmalig indirekt von Gott als einem Hirten die Rede. Später im 4. Buch Mose und dann von den Propheten wird das Volk Israel mehrmals mit einer "Herde ohne Hirten" verglichen.
Und über die Verantwortlichen des Volkes, den "Hirten Israels", wurden Weh-Rufe ausgesprochen, weil sie nicht die Herde weiden, sondern sich selbst. Überhaupt werden sie bei den Propheten scharf kritisiert.
Im Prophetenbuch Hesekiel finden wir eine Verheißung Gottes, die auf Christus hin gedeutet wird: "Und ich will ihnen einen einzigen Hirten erwecken, der sie weiden soll, nämlich meinen Knecht David. Der wird sie weiden und soll ihr Hirte sein,..."
Im Neuen Testament lesen wir bei Markus 6, 34: Und Jesus stieg aus und sah die große Menge; und sie jammerten ihn, denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben.
Offensichtlich zieht dieses "Herde ohne Hirten" geradezu sprichwörtlich durch die Bibel als eines der wichtigsten Diagnosen das ganze Volk Israel und später das jüdische Volk betreffend. Und überhaupt gibt es keinen anderen Beruf in der Bibel, der so oft und viel bildhaft verwendet wird wie der des Hirten.
Aber wie schon eingangs erwähnt, haben sich im allgemeinen christlichen Bewusstsein 2 Bildreden am tiefsten eingeprägt: Der Psalm 23, wo David, der selbst ein Hirte war und die Aufgaben des Hirten genau kannte, Gott als seinen Hirten beschrieb und würdigte.
Foto: www.slideserve.com
Und: Wo Jesus Christus im Johannes-Evangelium, Kapitel 10, sich offenbart mit den Worten: "Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe."
Auch spricht Christus vom Mietling: "Der Mietling aber, der nicht Hirte ist, dem die Schafe nicht gehören, sieht den Wolf kommen und verlässt die Schafe und flieht - und der Wolf stürzt sich auf die Schafe und zerstreut sie-, denn er ist ein Mietling und kümmert sich nicht um die Schafe."
Woran erkennt man aber einen guten Hirten? Dass er dafür sorgt, dass die Schafe sich gut ernähren können: grüne Weide, frisches Gras und reichlich Wasser. Und das er verlorene Schafe sucht und rettet, zurückbringt zur Herde und ihre Wunden heilsam behandelt. Damit aber nicht genug: Er gebraucht seinen Stock, zum einen, um damit immer wieder aufzuschlagen und zu signalisieren, dass er in der Nähe ist, zum anderen, um ihn dazu zu benutzen, die Wölfe zu verjagen.
Wie würden wohl die Propheten und Christus über den Zustand der Herden names "christliche Kirchen und Gemeinden" und ihrer "Hirten" sprechen? Möge der große himmlische Hirte treue irdische Hirten einsetzen, die der Zerstreuung der Christenheit ein Ende bereiten, die Herde sammeln, weiden und schützen. Denn Wölfe gibt´s genug und offenbar sind der Mietlinge auch zu viel. -AMEN-
Das Lied EG 274 "Der Herr ist mein getreuer Hirt" ist eine Verdichtung und Vertonung des 23. Psalms aus der Reformationszeit:
1. Der Herr ist mein getreuer Hirt, / hält mich in seiner Hute, / darin mir gar nicht mangeln wird / jemals an einem Gute. / Er weidet mich ohn Unterlass, / da aufwächst das wohlschmeckend Gras / seines heilsamen Wortes.
2. Zum reinen Wasser er mich weist, / das mich erquickt so gute, / das ist sein werter Heilger Geist, / der mich macht wohlgemute; / er führet mich auf rechter Straß / in seim Gebot ohn Unterlass / um seines Namens willen.
3. Ob ich wandert im finstern Tal, / fürcht ich doch kein Unglücke / in Leid, Verfolgung und Trübsal, / in dieser Welte Tücke: / denn du bist bei mir stetiglich, / dein Stab und Stecken trösten mich, / auf dein Wort ich mich lasse.
4. Du b`reitest vor mir einen Tisch / vor mein` Feind`allenthalben, / machst mein Herz unverzaget frisch; /mein Haupt tust du mir salben mit deinem Geist, der Freuden Öl, / und schenkest voll ein meiner Seel / deiner geistlichen Freuden.
5. Gutes und viel Barmherzigkeit / folgen mir nach im Leben, / und ich werd bleiben allezeit / im Haus des Herren eben / auf Erd in der christlichen G`mein, / und nach dem Tode werd ich sein / bei Christus, meinem Herren.
Lasset uns beten:
Kyrie eleison, Christe eleison, Kyrie eleison.
Lieber Herr Jesus Christus, du bist mein guter Hirte. Du führst mich, du schützt mich, du nährst mich mit deinem Wort, du bereitest mir die Zukunft. Dafür danke ich dir. Ich bitte dich: Rufe mich immer wieder, dass ich deine Stimme hören und ihr folgen lerne. Hilf auch den vielen verirrten Menschen, die noch nicht wissen, dass ein guter Hirte auch für sie da ist. Erbarme dich ihrer und bringe sie zu deiner Herde. Und schenke und erhalte deinen Gemeinden gute und verantwortungsvolle Hirten. Mit deinen Worten rufe ich zum Vater:
VATER UNSER IM HIMMEL......-AMEN-
Mit einer kleinen Händel-Fuge in C-Dur klingt unsere Andacht nach dem Segen aus.
Seien und bleiben Sie vom großen himmlischen Hirten gut behütet. Das wünschen Ihnen mit herzlichen Grüßen Ihr Pfarrer Manfred Greinke, Gabriele Kerstan und Ulrike Lau-Hartl.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. -AMEN-