Die beiden Glocken des Eginger Katharina-von-Bora Gemeindezentrums zu Eging am See läuteten soeben die Andacht zum 1. Sonntag nach dem Auferstehungsfest "Quasimodogeniti" ein. Der Name bedeutet: "Wie die neugeborenen Kindelein". Und man nennt ihn auch den "Weißen Sonntag" in Erinnerung daran, dass wir Christen alle, ohne Ausnahme, getauft sind. So bedeutet der Klang der kleinen Glocke immer: "Denke daran: Du bist getauft."
Wir heißen Sie alle, die Sie die Andacht angeklickt haben, auf das Allerherzlichste willkommen! Sie befinden sich in guter Gemeinschaft mit allen anderen, die diese Andacht hören und lesen.
Für sein "Görlitzer Tabulaturbuch" von 1650 hat Samuel Scheidt, der von 1584 bis 1654 lebte, auch einen Orgelchoral zum Lied EG 106 "Erschienen ist der herrlich Tag" komponiert. Den hören wir jetzt.
Wir feiern unsere Andacht im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. -AMEN-
Der in der biblischen Zählung letzte Mondmonat neigt sich seinen Ende zu: Der 28. ADár BeJt ist erreicht. Darum sieht man die äußert schmale Mondsichel fast gar nicht. Übermorgen schon beginnt der Frühlingsmonat NISaN.
Bild: de.tutiempo.net - 28. ADáR BeJT.
Gedenken
Viele Menschen kennen ihn namentlich nicht, aber sie kennen eine seiner beliebtesten Erfindungen: den Adventskranz. Sein Name ist Johann Hinrich Wichern. Er wurde am 21. April 1808 als ältestes von 7 Kindern eines Hamburger Übersetzers und Notars geboren.
Als Kind besuchte er eine Privatschule, dann ein traditionsreiches Gymnasium. Schon mit 15 Jahren musste er für den Lebensunterhalt seiner Familie sorgen, weil sein Vater 1523 gestorben war.
Durch die Unterstützung einflussreicher Persönlichkeiten aus der Hamburger Erweckungsbewegung konnte er ein Studium der Theologie in Göttingen und Berlin absolvieren.
Otto Speckter Lithographie 1858 - Bild: Johann Hinrich Wichern.
1832 wurde er Oberlehrer an der Sonntagsschule für arme Kinder in der Hamburger Vorstadt St. Georg. Die Not der Kinder führte 1833 zur Gründung des "Rauhen Hauses", welches ihm ein Hamburger Senator zur Verfügung stellte.
Das Rauhe Haus jpg.
Das "Rauhe Haus" und dann weitere Häuser stellten sich als "Rettungsdorf" dar, in dem familienähnliche Gruppen von Kindern und Erziehern lebten. In eigenen Werkstätten erhielten die Jugendlichen eine handwerkliche Ausbildung. Für die Ausbildung der Erzieher gründete Wichern eine Brüderanstalt.
Mit seinen seit 1844 in der "Agentur des Rauhen Hauses" erschienenen "Fliegenden Blättern" verbreitete er seine pädagogischen und volksmissionarischen Ideen im gesamten deutschsprachigen Raum. Sein Ziel war die Re-Christianisierung der kirchlich entfremdeten Unterschichten, die Schaffung einer lebendigen Volkskirche. Sein Programm der "inneren Mission" verbindet Volksmission und soziale Tat und setzt auf moderne Organisationsstrukturen in Vereinen.
Wichern wurde 1857 auch Reformer der Gefängnisse und gründete 1858 in Berlin das Evangelische Johannesstift. In den Kriegen sammelte Wichern eine große Zahl von Freiwilligen zur pflegerischen und geistlichen Betreuung von Soldaten. Das war seine "Felddiakonie". Nach einem Schlaganfall übergab er 1873 die Leitung des Rauhen Hauses an seinen Sohn Johannes und schied 1874 aus seinen Ämtern aus.
Als erster und bedeutendster Theoretiker und Organisator der Inneren Mission gilt er zu Recht als Wegbereiter der christlich-sozialen Bewegung und Gründer der modernen Diakonie. Wichern starb nach langem Leiden am 7. April 1881 in Hamburg.
Zahlreiche Kirchen und Häuser, ein Verlag und ein Seelsorgeschiff tragen seinen Namen, der heute auch im Evangelischen Namenskalender steht.
Liebe Schwestern und Brüder!
Wenn ein Mensch getauft wird, gilt das nach christlichem Verständnis als eine Wiedergeburt. Und wer sich seiner Taufe wirklich bewusst wird mit allen Konsequenzen, fühlt sich tatsächlich wie neugeboren. Und es beginnt gleichsam das neue Leben, das mit der Taufe von Gott schon angelegt ist.
Bei vielen Christen trifft dieses Tauf-Bewusstsein leider niemals ein. Das ist sehr schade und führt zwangsläufig zu vielen Konflikten bis hin zu Kriegen. Das beweisen Geschichte und Gegenwart.
Schon lange, bevor es diesen Ritus der Taufe gab, fand ein in der Bibel überliefertes Ereignis statt, welches man als die Wurzelgeschichte einer Wiedergeburtserfahrung bezeichnen kann. Eine sehr eigenartige und einzigartige Geschichte, die es sonst nirgendwo gibt. Sie steht im 1. Buch Mose, Kapitel 32.
Jakob, der letzte der 22 biblischen Pariarchen, war ja vor seinem Bruder und Verfolger Esau zu seinem Onkel Laban geflohen und hatte ihm viele Jahre gedient, auch dessen beide Töchter geheiratet, war zu Reichtum und Wohlstand gekommen, nun aber erneut auf der Flucht, und zwar vor seinem Onkel, und auf dem Wege zurück in seine Heimat. Er musste dazu einen Fluss überqueren. Und er wusste, dass sein Bruder in kriegerischer Absicht ihm entgegenzieht. Sich mit Esau zu versöhnen, war eines seiner Hauptziele.
Jakobs Kampf am Jabbok. Sein neuer Name. Und Jakob stand auf in der Nacht und nahm seine beiden Frauen und die beiden Mägde und seine elf Söhne und zog an die Furt des Jabbok und nahm sie und führte sie über das Wasser, sodass hinüberkam, was er hatte, und blieb allein zurück.
Paula Jordan: Jakobs Kampf am Jabbok.
Da rang ein Mann mit ihm, bis die Morgenröte anbrach. Und als er sah, dass er ihn nicht übermochte, schlug er ihn auf das Gelenk seiner Hüfte, und das Gelenk der Hüfte Jakobs wurde über dem Ringen mit ihm verrenkt.
Und er sprach: "Lass mich gehen, denn die Morgenröte bricht an." Aber Jakob antwortete: "Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn." Er sprach: "Wie heißt du?" Er antwortete: "Jakob". Er sprach: "Du sollst nicht mehr Jakob heißen, sondern Israel; denn du hast mit Gott und mit Menschen gekämpft und hast gewonnen."
Und Jakob fragte ihn und sprach: "Sage doch, wie heißt du?" Er aber sprach: "Warum fragst du, wie ich heiße?" Und er segnete ihn daselbst. Und Jakob nannte die Stätte Pnu-EL; denn, sprach er, ich habe Gott von Angesicht gesehen, und doch wurde mein Leben gerettet.
Und als er an Pnu-EL vorüberkam, ging ihm die Sonne auf; und er hinkte an seiner Hüfte. Daher essen die Israeliten nicht das Muskelstück auf dem Gelenk der Hüfte bis auf den heutigen Tag, weil er auf den Muskel am Gelenk der Hüfte Jakobs geschlagen hatte.
Diese Erzählung bleibt uns geheimnisvoll. Fragen an sie bleiben unbeantwortet. Aber sie spricht von einem Segen und einem neuen Namen, einer neuen gesegneten Identität. Bis ein Mensch innerlich zu seiner wahren Identität gelangt, bedarf es meist auch eines Ringens und Kämpfens. Aber es winkt ein grundlegender Sieg des Lebens, den Gott schenkt, dem ein siegreiches Leben folgt trotz aller Unvollkommenheiten. Gott machts möglich. -AMEN-
Lied 108 im Evangelischen Gesangbuch will uns dazu in Schwung bringen:
1.Mit Freuden zart zu dieser Fahrt
lasst uns zugleich fröhlich singen,
beid, Groß und Klein, von Herzen rein
mit hellem Ton frei erklingen.
Das ewig Heil wird uns zuteil,
denn Jesus Christ erstanden ist,
welchs er lässt reichlich verkünden.
2. Er ist der Erst, der stark und fest
all unsre Feind hat bezwungen
und durch den Tod als wahrer Gott
zum neuen Leben gedrungen,
auch seiner Schar verheißen klar
durch sein rein Wort, zur Himmelspfort
desgleichen Sieg zu erlangen.
3. Singt Lob und Dank mit freiem Klang
unserm Herrn zu allen Zeiten
und tut sein Ehr je mehr und mehr
mit Wort und Tat weit ausbreiten:
So wird er uns aus Lieb und Gunst
nach unserm Tod, frei aller Not,
zur ew`gen Freude geleiten.
Lasset uns beten: Kyrie eleison, Christe eleison, Kyrie eleison.
Lieber Vater im Himmel.
Du willst, dass ich ein Segen bin. Darum hast du mich errettet. Du hast auch mich wiedergeboren zu einer lebendigen Hoffnung. Du machst alles neu. Dafür preise ich deinen herrlichen Namen und bitte dich: Erhalte mir diese lebendige Auferstehungshoffnung, dass ich in ihr lebe. Lass sie ansteckend wirken, damit andere auch dazu kommen. Schenke und erhalte mir und vielen den Mut und die Freiheit der Kinder Gottes. Das bitte ich im Namen des Auferstandenen. Mit seinen Worten bringe ich vor dich, was mich bewegt:
VATER UNSER IM HIMMEL......-AMEN-
Wir beschließen unsere Andacht nach dem Segen mit einem Andante in D-Dur von Felix Mendelsohn-Bartholdy, der von 1809-1847 lebte.
Siegen, ohne zu verletzen, das ist eine wahrhaft große Kunst. Viel Freude beim Erlernen derselben wünschen mit herzlichen Grüßen Ihr Pfarrer Manfred Greinke, Hannes Greinke, Gabriele Kerstan und Ulrike Lau-Hartl.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. -AMEN-