Die Glocken der Kreuzkirche zu Aidenbach haben die Andacht zum heutigen Sonntag "Palmarum" eingeläutet. In vielen Gemeinden schweigen sie fortan bis zum Beginn des Auferstehungsfesttages. Ihnen ein herzliches "Grüß Gott" zuvor.
Ein Orgelstück zum Choral "O Haupt voll Blut und Wunden" von Karl Karow, der von 1790 bis 1863 lebte, stimmt uns in die heute beginnende Karwoche ein.
Wir feiern unsere Andacht im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. -AMEN-
Der Mondmonat ADár BeJT ist ein Schaltmonat, den es nur alle 2 oder 3 Jahre gibt. Wir sahen in der letzten Nacht schon fast einen Vollmond, denn der 14. seiner 29 Tage dieses Monats ist da.
Bild: de.tutiempo.net - 14.ADáR BeJT
Das Kirchenjahr hat den 6. Sonntag der Passionszeit Palmarum = Palmsonntag erreicht. Warum Palmensonntag? Darum:
Bild: Jesu Einzug in Jerusalem - Paula Jordan.
Als ... die große Menge, die aufs Fest gekommen war, hörte, dass Jesus nach Jerusalem käme, nahmen sie Palmzweige und gingen hinaus ihm entgegen und riefen: "Hosianna! Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn, der König von Israel!" (So steht`s in Johannes 12,12-13).
Reformationsgedenken
Im März 1523 kam aus Nürnberg ein junger Mann nach Wittenberg, um sich dort in die Universität einzuschreiben: Veit Dietrich ist sein Name. Am 8. Dezember 1506 in Nürnberg als Sohn eines Schuhmachers geboren, hatte schon bald ein wohlhabender Gönner sein Talent erkannt und ermöglichte ihm ein Universitätsstudium.
Auch da blieb seine Begabung nicht unerkannt. Luther und Melanchthon förderten ihn. 1529 erwarb er den akademischen Grad eines Magister. Veit wurde engster Vertrauter Luthers und weilte 1530 während des Augsburger Reichstags bei Luther auf der Veste Coburg.
Kupferstich aus dem 16. Jhd.: Veit Dietrich - Quelle: Wikipedia.
1535 ging er zurück in seine Heimatstadt Nürnberg, wo er eine Pfarrstelle an der Sebaldus-Kirche bekam und als beliebter Prediger wirkte. Seine Art blieb schlicht, eindringlich ud bestimmt. In seiner geraden und offenen Art sagte Dietrich, was die Stunde erforderte und stärkte die geschwächten Glieder in den angefochtenen Nachbargemeinden.
Sebaldus-Kirche Nürnberg um 1700 - Foto: Wikipedia.
Seine Arbeiten konzentrieten sich neben seiner erbaulichen Wirksamkeit zuerst auf die Veröffentlichung einiger reformatorischer Texte Luthers und Melanchthons. Am weitesten ging die Verbreitung seiner eigenen Sumaria über die Bibel. Dieses Buch hat bis ins 19. Jahrhundert als Erbauungsbuch in vielen Gemeinden gedient. Seine Vorzüge sind Einfachheit und Lehrhaftigkeit.
Er nahm 1537 an der Zusammenkunft des Schmalkaldischen Bundes teil und auch 1546 am Regensburger Religionsgespräch. Nach der Niederlage der Protestanten im Schmalkaldischen Krieg 1547 beugte er sich nicht und rief auch andere zum Bekennen auf. Bekenntnishaft sind auch seine Liedtexte.
Hier ein Beispiel:
HERR, es seind Heiden in dein Erb/
mit grossem grim gefallen,
Die haben dein Tempel verderbt,
und ihn verunreint allen.
Dan wo vor dein Wort hat gewohnt
das selb jetzund nichts anders dohnt
dann lauter Deufels lehre:
ach Gott, steht auff und wehre!
Das machte ihn politisch verdächtig; daraufhin entzog ihm der Rat das Vertrauen, und er wurde im selben Jahr vom Dienst suspendiert. Veit Dietrich starb am 25. März im Alter von nur 42 Jahren in Nürnberg. Aber heute, am 24. März, ist sein Gedenktag. Sein Grab befindet sich auf dem dortigen Johannesfriedhof.
Als mutiger Christus-Bekenner gegen widerliche Anpassung an eine böse Obrigkeit ging er sowohl in die Geschichte als auch in die Ewigkeit ein. Gott sei`s gelobt!
Liebe Schwestern und Brüder!
Hosianna hatten die Leute gerufen, als Jesus in Jerusalem einzog. Wer weiß, ob welche davon nicht lange danach "Kreuzige ihn!" gerufen haben?
Von den Jüngern Jesu hatten wohl alle schon einen heimlichen Plan B, wie sie sich davonstehlen könnten, falls die Nähe zu ihm lebensgefährlich werden könnte. Und sie waren ja dann auch alle abgehauen.
Vielleicht war Petrus ja sogar noch der Mutigste, denn er war wenigstens bis dahin gefolgt, wo ganz in der Nähe das erste Verhör Jesu stattfand. Und vom Jünger Johannes wird immerhin bezeugt, dass er unter dem Kreuz Christi stand, obwohl er zunächst geflohen war. Feigheit und widerliche Anpassung an die Feinde Gottes auf der einen Seite und tapferes Bekennen zum lebendigen Gott und seinen Christus.
Das sind die beiden Antipoden, zwischen denen Menschen des Gottesvolkes vor und nach Christus zu finden sind. Die Bibel ist voll davon. Einer der frühesten und tapfersten Bekenner war Josua, der auf dem Landtag zu Sichem die Stämme Israels in die klare Entscheidung rief:
,,So fürchtet nun den HERRN und dient ihm treulich und rechtschaffen und lasst fahren die Götter, denen eure Väter gedient haben..., und dient dem HERRN. Gefällt es euch aber nicht, dem HERRN zu dienen, so wählt euch heute, wem ihr dienen wollt: ... Ich aber und mein Haus wollen dem HERRN dienen."
Foto: www.pinterest.jp - Mein Haus.
Das Volk aber sprach zu Josua: ,,Nein, sondern wir wollen dem HERRN dienen."
Das und noch mehr steht ausführlich im Buch Josua, Kapitel 24, Selten in der Geschichte hat das Gottesvolk sich als Ganzes wirklich so eindeutig und willentlich zu Gott bekannt. Aber hielt es auch stand? Offenbar nicht lange.
Und wie oft wurden Gruppeninteressen, persönliche Vorteile und das willfähige Sich-Beugen unter einem Loyalitätsdruck der Herrschenden einem klaren Bekenntnis übergeordnet! Das ist die Tragik der Geschichte des gesamten Gottesvolkes bis in unsere Tage. Wie lange denn noch? Und zu wem bekennen Sie sich tatsächlich?
Ein Josua und ein Veit Dietrich wussten, zu wem sie gehörten. Wenn auch Sie eine klare Entscheidung zu Gott und damit auch zum Leiden Jesus treffen, werden Ihnen womöglich ungeahnte Erkenntnisse über den Sinn des Leidens und Sterbens Christi kommen. -AMEN-
Ein Singspruch, den ich in meiner Kindheit gelernt habe, hat mich nie losgelassen: Erwählet euch heute, wem ihr dienen wollt! Ich aber und mein Haus wollen dem HERRN dienen.
Lasset uns beten:
Kyrie eleison, Christe eleison, Kyrie eleison.
Lieber himmlischer Vater!
Du bist der wahre Gott in allem Leide. In dir wohnt die Kraft der Auferstehung. Dafür danke ich dir und bitte dich für diese Karwoche um deinen Trost und Segen, um neue Erkenntnisse und um Mut und Kraft, Leid zu überwinden. Das bitte ich im Namen Jesu für mich und für alle, die an ihn glauben, mit dessen Worten wir zu dir rufen:
VATER UNSER IM HIMMEL...-AMEN-
Mit einem Adagio von John Stanley, der von 1703-1758 lebte, beenden wir nach dem Segen unsere heutige Andacht.
Gute Vorbilder stärken den Glaubensmut und die Bekenntnistreue mehr als noch so laute Opportunisten. Es grüßen herzlich: Ihr Pfarrer Manfred Greinke, Gabriele Kerstan und Ulrike Lau-Hartl.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. -AMEN-