Die typische Glocke der alten Welt ist die kleine Bronzeglocke mit eisernem Klöppel. Sie klingt dann, wenn sie angeschlagen oder vom Wind bewegt wird. Schon im 8. Jahrhundert vor Christus finden sich im Hochland von Armenien etwa frühe Klöppelglocken, die - von Ägypten aus - den Mittelmeerraum erobert haben. Schon um 700 vor Christus waren sie den Etruskern bekannt.
Zuerst wohl als Pferdeschmuck verwendet, dienten Glocken auch als Behang von Mensch und Tier, gleichsam als Schmuck wie als Amulett, als Erkennungszeichen wie auch zur Abschreckung.
Zur Abschreckung dienen unsere Kirchenglocken gewiss nicht, sondern als Erkennungszeichen und als Rufzeichen: "Kommt zum Gottesdienst." In unseren Andachten erklingen sie als Ankündigungszeichen: "Hier folgt jetzt eine Andacht." Heute waren es die Glocken des Katharina-von-Bora Gemeindezentrums Eging am See.
Und wir begrüßen Sie alle sehr herzlich zu unserer Andacht und wünschen, dass sie Ihnen zum Segen gereicht!
Orgelmusik aus dem 19. Jahrhundert von Paul Roloff ist heute dran, zunächst ein Andante D-Dur.
Wir feiern unsere Andacht im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. -AMEN-
Ein neuer Mondmonat ist da. Es ist der mit dem Namen ADáR BeJT, welcher immer 29 Tage hat. In der vergangenen Nacht sind wir beim 7. Tag dieses Monats angekommen.
Bild: de.tutiempo.net - 7.ADáR BeJT
Das Kirchenjahr zeigt mit dem 5. Sonntag der Passionszeit den Namen Judika. Der lateinische Name geht zurück auf Psalm 43,1 wo es heißt: "Gott, schaffe mir Recht..." "Judika" heißt also "Recht".
Gedenken
Der heilige Patrick von Irland war ein christlicher Missionar und gilt in Irland als Nationalheiliger. Von ihm ist Folgendes überliefert:
"Ich bin Patrick, ein Sünder, sehr ungebildet, der Geringste unter den treuen und von vielen äußerst verachtet." Mein Vater war als Diakon geweiht, Sohn eines Dorfpriesters. Er besaß in der Nähe einen Landsitz. Dort wurde ich gefangen genommen.
Ich war damals etwa 16 Jahre alt und kannte den wahren Gott nicht. Ich wurde mit mehreren tausend Leuten in die Gefangenschaft nach Irland verschleppt und das mit Recht, weil wir uns von Gott abgewandt und seine Gebote nicht befolgt hatten."
Dies ist eine Abschrift des Bekenntnisses des heiligen Patrick, Zeugnis eines Mannes, der als berühmtester Ire aller Zeiten gilt. Doch Mythen und Sagen verschleiern oft seine wahre Identität.
Patrick kam um das Jahr 400 in Schottland in einer keltisch-christlichen Kultur zur Welt. Wir wissen nicht genau, wer die ersten keltischen Christen waren. Es ist auch unklar, wer ihnen das Christentum gebracht hat.
Wir sind nicht einmal sicher, wann es geschah. Aber wir wissen genau, was sie glaubten, weil wir die Schriften von Patrick und den anderen besitzen. Wir wissen, dass ihr Glaube auf ihrerm Verständnis der Heiligen Schrift beruhte. Die Treue zur Bibel trennte die keltischen Christen von der viel größeren römischen christlichen Gemeinde.
Und Patrick stützte sich bei allem, was er glaubte, praktizierte und verkündigte, allein auf die Schrift. Es war dieser Glaube, den er zu den Iren bringen sollte.
Patrick, von Räubern entführt, mit mehreren Tausend anderen nach Irland verschleppt und dort wie Vieh verkauft, blieb dort 6 lange Jahre als Sklave im Dienst eines Bauern.
Slemish im county Antrim, wo Patrick als Hirte gearbeitet haben soll, als er ein Sklave war. -Foto: Wikipedia-
Jeden Tag musste ich die Schafe hüten und oft habe ich tagsüber gebetet. Ich liebte und fürchtete Gott immer mehr und mein Glaube wurde stärker, auch im Wald und auf den Bergen. Gewöhnlich stand ich vor Tagesanbruch auf, um zu beten, auch bei Schnee, Frost und Regen. Doch eines Nachts hörte ich im Schlaf eine Stimme, die zu mir sagte: >Bald wirst du in dein Land zurückkehren.<Und kurze Zeit darauf sagte eine Stimme zu mir: >Schau, dein Schiff liegt bereit.< Aber es lag nicht in der Nähe, sondern in einer Entfernung von etwa 300 km.
Ich war weder je dort gewesen, noch kannte ich nur einen Menschen dort. Ich unternahm die Flucht und verließ den Mann, bei dem ich 6 Jahre lang gewohnt hatte. Ich ging in der Kraft Gottes, der mich zu meinem Wohl führte. Ich hatte keine Angst und erreichte das Schiff."
Patrick glaubte immer, dass seine Flucht aus Irland von einer göttlichen Hand geführt war. Sein eigenes Volk empfing ihn mit der Bitte, nie mehr wegzugehen. Doch Gottes Plan für Patricks Leben sollte sich nicht in seiner Heimat erfüllen. In einer Vision hörte er die Stimme der Iren:
"Wir bitten Dich: Komm und wandle noch einmal unter uns!"
Als Reaktion darauf ging Patrick zurück nach Irland. Dort brachte ihm seine Laufbahn als Prediger und Lehrer schließlich den Titel eines Heiligen und einen Platz unter den bekanntesten christlichen Missionaren ein. Doch was nur wenige wissen, ist folgendes: St. Patrick hielt den von Gott verordneten Ruhetag, den 7. Tag, den SchaBaT.
Giovanni Battista Tiepolo: Patrick predigt, 1746, in den Städtischen Museen in Padua.
Wir wissen nicht genau, in welchem Jahr in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts Patrick starb. Sein Todestag allerdings ist überliefert und wurde zum Gedenktag und zum irischen Nationalfeiertag: der 17. März. Patrick soll die Dreifaltigkeit anhand des Kleeblattes (Trifolium) erklärt haben, das infolgedessen zum irischen Nationalsymbol wurde.
Liebe Schwestern und Brüder!
Um es gleich vorweg zu nehmen: die Gerechtigkeit unter den Menschen ist die Grundlage für den Frieden unter den Menschen. So gehören Recht und Gerechtigkeit zu den absolut wichtigsten Themen der Bibel. Und es ist ja auch ein ganzes Buch der TORaH dem israelischen Recht gewidment, das 3. Buch Mose, welches auch Levitikus heißt.
Davon abgeleitet ist ja der Spruch: "Ich werde dir die Leviten lesen." Will heißen: "Ich werde dir die Gesetze vorlesen, an die du dich zu halten hast." Und irgendwie schwingen die Fragen um Recht und Gerechtigkeit in der Bibel immer mit.
Heute möchte ich an eine weithin unbekannte Geschichte erinnern, wo es um das Erbrecht geht. Man sagt ja auch: "Teilen sich die Güter, teilen sich die Gemüter". In dieser Geschichte geht es um das Erbrecht der Töchter eines Mannes, der keine Söhne hatte. Sie steht im 4. Buch Mose 27,1-11:
Und die Töchter Zelofhads, des Sohnes Hefers,..., von den Geschlechtern Manasses, des Sohnes Josefs, mit Namen Machla, Noa, Hogla, Milka und Tirza kamen herzu und traten vor Mose und vor Eleasar, den Priester, und vor die Stammesfürsten und die ganze Gemeinde vor der Tür der Stiftshütte und sprachen:
... Warum soll denn unseres Vaters Name in seinem Geschlecht untergehen, weil er keinen Sohn hat? Gebt uns auch ein Erbgut unter den Brüdern unseres Vaters."
Das waren erstaunlich selbstbewusste und mutige Töchter, die nicht einsahen, auf ein Erbteil verzichten zu müssen, weil sie weiblich waren. Offenbar hat auch niemand unter den Männern ihrer Umgebung dafür sorgen wollen, dass es ihnen gut geht. Wir können uns heute kaum noch vorstellen, was das für Konsequenzen hätte haben können, wenn sie nach dem Tode ihres Vaters mit leeren Händen dagestanden hätten.
Ich lese weiter: Mose brachte ihre Sache vor dem HERRN. Und der HERR sprach zu ihm: "Die Töchter Zelofhads haben recht geredet. Du sollst ihnen ein Erbgut unter den Brüdern ihres Vaters geben und sollst ihres Vaters Erbe ihnen zuwenden.
Und sage den Israeliten: >>Wenn jemand stirbt und keinen Sohn hat, so sollt ihr sein Erbe seiner Tochter zuwenden. Hat er keine Tochter, sollt ihr`s seinen Brüdern geben. Hat er keine Brüder, sollt ihr`s den Brüdern seines Vaters geben. Hat sein Vater keine Brüder, sollt ihr`s seinen nächsten Verwandten geben, die ihm angehören in seinem Geschlecht, damit sie es in Besitz nehmen. << Das soll den Israeliten Gesetz und Recht sein, wie der HERR dem Mose geboten hat."
Hier ist also ein Präzedenzfall entstanden für alle auch nur annähernd ähnlichen Fälle: Das Erbrecht soll ein für alle Mal geregelt sein. Und diese Regelung hat bis heute ihre Gültigkeit und findet sich in den Gesetzen vieler Länder wieder. Gott sei Dank!
Aber Recht haben und Recht bekommen, sind nach wie vor zwei verschiedene Dinge. Und schaut man sich in unserem Land in der Rechtsprechung um, kann einen das Entsetzen packen: Je nach gewissen Interessen laufen Verbrecher frei herum oder werden Menschen für Kleinigkeiten oder wegen ihrer Haltung zu bestimmten Dingen ziemlich hart bestraft und man hat den Eindruck, dass es immer schlimmer wird. Allerdings - wie schon gesagt - ist das Erbrecht bei uns relativ gut geregelt. Wenigstens etwas!
Wir sind ja in der Passionszeit und bedenken auch die fast überall herrschende große Ungerechtigkeit. Das unschuldige Leiden von Menschen erfährt in keiner Religion soviel Wertschätzung wie bei uns im christlichen Glauben, und zwar im Hinblick und in Zusammenhang mit dem unschuldigen Leiden Christi, dem kein fairer Prozess gemacht wurde, sondern der Opfer von religiöser und politischer Willkür wurde.
Dass Gott ausgerechnet diesen Justizmord zur Grundlage für eine neue Beziehung von uns Menschen macht, ist schon erstaunlich. Gott ist und bleibt ein Bereiter und Befreier. -AMEN-
Lied 345 in unserem Evangelischen Gesangbuch "Auf meinen lieben Gott" lädt zum singen ein. Nach dem Vorspiel folgen die Strophen 1, 4 und 5.
1. Auf meinen lieben Gott / trau ich in Angst und Not; / der kann mich allzeit retten / aus Trübsal, Angst und Nöten, / mein Unglück kann er wenden, steht alls in seinen Händen.
4. O mein Herr Jesu Christ, / der du geduldig bist / für mich am Kreuz gestorben: / Hast mir das Heil erworben, / auch uns allen zugleiche / das ewig Himmelreiche.
5. Amen zu aller Stund / sprech ich aus Herzensgrund; / du wollest selbst uns leiten, / Herr Christ, zu allen Zeiten, / auf dass wir deinen Namen / ewiglich preisen. -AMEN-
Lasset uns beten:
Kyrie eleison, Christe eleison, Kyrie eleison.
Lieber himmlischer Vater!
Du bist ein Gott der Gerechtigkeit. Durch Christi Leid, Sterben und Auferstehung schenkst du uns Deine Gerechtigkeit ganz neu. Dafür preise ich deinen heiligen Namen. Ich bitte dich für die vielen Menschen, die unter Ungerechtigkeit leiden müssen, um deine Nähe, um dein Erbarmen. Befrei sie aus aller ihrer Not. Hilf deiner armen Christenheit, dich mehr und mehr in allen Lebensbereichen zu bezeugen .Das und noch mehr bitte ich durch Jesus Christus, mit dessen Worten wir immer wieder zu dir rufen:
VATER UNSER IM HIMMEL......-AMEN-
Nach dem Segen erklingt von Paul Roloff ein Larghetto in G-Dur.
Wenn jeder Mensch die Rechte des anderen achtet, verschwindet die Ungerechtigkeit wie von selbst. Was Halten Sie davon?
Es grüßen herzlich: Ihr Pfarrer Manfred Greinke, Gabriele Kerstan und Ulrike Lau-Hartl.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. -AMEN-