Glockengießer ist ein sehr alter Beruf. Seine soziale Stellung erfuhr im 15. Jahrhundert einen tiefgreifenden Einschnitt durch die Erfindung der Kanonen. Dieselben wurden nämlich wie Glocken gegossen. Viele Glockengießer wurden so auch zu Stückgießern. Immer wieder ist davon zu hören gewesen, dass nach einer Belagerung die Glocken einer gefallenen Stadt der Artillerie des Belagerers übergeben werden mussten, und bis ins 20. Jahrhundert hinein wurden Glocken im Kriegsfall eingeschmolzen, um Kanonen zu gießen.
So betraf es auch eine Glocke der 1937 eingeweihten Erlöserkirche: Der Kirchenvorstand bat 1942 in einem Schreiben an den Landrat Vilshofen:
"Die Glocken der evangelischen Kirche Vilshofen haben heute mehr denn je ihre ursprüngliche Aufgabe zu erfüllen: die Gemeindeglieder zum Gottesdienst zu rufen. Daher bittet die Gemeinde, ihr die an sich nicht großen Glocken zu belassen."
Ungeachtet dessen musste die größere der beiden Glocken mit einem Gewicht von 250 kg abgeliefert werden, was am 22. Januar 1943 geschah. Zum Glück haben wir wieder 2 Glocken, die zum Gottesdienst rufen und immer wieder eine unserer Andachten einläuten, so auch heute.
"Jesu, meine Freude". Dieses Lied steht im Evangelischen Gesangbuch unter 396. Dazu hat der Wolfenbütteler Musiker Selmar Müller aus dem 19. Jahrhundert das folgende Choralvorspiel komponiert.
Wir feiern unsere Andacht im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. -AMEN-
Der Mond ist nicht zu sehen, denn dieser Mondmonat ist mit dem 29.ADáR Áleph fast zu Ende. Es folgt nach dem 30. der neue Mondmonat ADár BeJT.
Bild: de.tutiempo.net - 29.ADáR ÁLePh
Und im Kirchenjahr sind wir beim 4. Sonntag der Passionszeit mit dem lateinischen Namen Lätare angelangt. Der lateinische Name heißt übersetzt: "Freuet euch!" Was für ein Name mitten in der Passionszeit!
Eine Aufforderung, sich auch mitten in einer liturgischen Leidenszeit, ja sogar mitten im Leid zu freuen, und Gott zu loben, das ist schon tatsächlich seltsam; denn so etwas gibt es in keiner Religion, aber bei uns im christlichen Glauben durchaus. So werde ich auch nachher eine biblische Geschichte davon erzählen.
Reformationsgedenken
Das heutige Gedenken möchte ich mit einem Spruch beginnen: Holzauge, sei wachsam!
Das sogenannte Regensburger Religionsgespräch, das am 27. Januar 1546 begonnen hatte, endete am 10. März desselben Jahres erwartungsgemäß ohne Ergebnis.
Foto: Wikipedia
Das Gespräch fand in den Räumen der sogenannten "Neuen Waag" statt. Im Innenhof des Gebäudekomplexes erinnert seit 1960 ein Wandfresko, auf dem die Teilnehmer Eck und Melanchthon dargestellt sind, an das Religionsgepräch.
Es ist von Kaiser Karl V. nur einberufen worden, um seine Kriegsvorbereitungen gegen den Schmalkaldischen Bund zu verschleiern. Dieser Bund evangelischer Reichsstände war ja aus der Reformation gleichsam als politisches Kind entstanden, die durch den Tod Martin Luthers kurz zuvor am 18. Februar 1546 ihren geistigen Führer verloren hatte.
Es ging um das strittige Thema der Rechtfertigungslehre, also ob der Mensch auch durch seine Werke gerecht würde oder nicht. Die klare Haltung der evangelischen Seite: Gemäß der Bibel wird kein Mensch durch gute Werke gerecht. Das wollte man auf römisch-katholischer Seite nicht wahrhaben.
Dasselbe Thema war bereits in mehreren Religionsgesprächen ergebnislos diskutiert worden, so dass der Kaiser davon ausgehen konnte, dass es auch diesmal nicht zu einem Konsens kommen würde. Aber in Wahrheit war ihm das völlig egal. Was lernen wir daraus?
Wenn vonseiten der Machthaber irgendetwas allzu sehr in den Vordergrund gerückt wird und die Aufmerksamkeit sehr vieler Menschen bindet, empfiehlt es sich, genau hinzuschauen, ob das nicht ein Ablenkungsmanöver ist, damit andere Dinge vertuscht werden. Darum: "Holzauge, sei wachsam!"
Liebe Schwestern und Brüder!
In der Andacht zum Sonntag Sexagesimae am 4. Februar 2024 erzählte ich von der Ankunft des Paulus und seinen Begleitern in Philippi, in der griechischen Provinz Mazedonien und wie sie betenden Frauen am nahegelegenen Flüsschen begegneten und dass eine gewisse Lydia sich taufen ließ und den Männern ihre Gastfreundschaft gewährte.
Was aber geschah danach in Philippi? Zunächst nichts Gutes: Paulus und seine Leute blieben noch eine Zeit lang in der Stadt. Da erlebten sie, dass ein junges Mädchen, eine Sklavin, die ihren Herren viel Geld einbrachte, von einem Wahrsagegeist besessen war, die ihnen Tage lang überall hin folgt und hinterherschrie: "Diese Menschen sind Knechte des allerhöchsten Gottes, die euch den Weg des Heils verkündigen."
Paulus war darüber so aufgebracht, dass er sich umwandte und zu dem Geist sprach: "Ich gebiete dir im Namen Jesu Christi, dass du von ihr ausfährst. Und er fuhr aus zu derselben Stunde." Als aber ihre Herren sahen, dass damit ihre Hoffnung auf Gewinn ausgefahren war, ergriffen sie Paulus und Silas, schleppten sie auf den Markt vor die Oberen und führten sie den Stadtrichtern vor und sprachen: "Diese Menschen bringen unsre Stadt in Aufruhr; sie sind Juden und verkünden Ordnungen, die wir weder annehmen noch einhalten dürfen, weil wir Römer sind".
Und das Volk wandte sich gegen sie; und die Stadtrichter ließen ihnen die Kleider herunterreißen und befahlen, sie mit Stöcken zu schlagen. Nachdem man sie hart geschlagen hatte, warf man sie ins Gefängnis und befahl dem Aufseher, sie gut zu bewachen. Als er diesen Befehl empfangen hatte, warf er sie in das innerste Gefängnis und legte ihre Füße in den Block.
Foto: Greinke. -Philippi: Steinreliefs mit Paulus und Silas im Block-.
Um Mitternacht aber beteten Paulus und Silas und lobten Gott. Und die Gefangenen hörten sie. Plötzlich aber geschah ein großes Erdbeben, sodass die Grundmauern des Gefängnisses wankten. Und sogleich öffneten sich alle Türen und von allen fielen die Fesseln ab. Als aber der Aufseher aus dem Schlaf auffuhr und sah die Türen des Gefängnisses offenstehen, zog er das Schwert und wollte sich selbst töten; denn er meinte, die Gefangenen wären entflochen.
Paulus aber rief laut: Tu dir nichts an; denn wir sind alle hier! Da forderte der Aufseher ein Licht und stürzte hinein und fiel zitternd Paulus und Silas zu Füßen. Und er führte sie heraus und sprach: Liebe Herren, was muss ich tun, dass ich gerettet werde? Sie sprachen: Glaube an den Herrn Jesus, so wirst du und dein Haus selig!
Und sie sagten ihm das Wort des Herrn und allen, die in seinem Hause waren. Und er nahm sie zu sich in derselben Stunde der Nacht und wusch ihnen die Striemen. Und er ließ sich und alle die Seinen sogleich taufen und führte sie in sein Haus und deckte ihnen den Tisch und freute sich mit seinem ganzen Hause, dass er zum Glauben an Gott gekommen war.
Als es aber Tag geworden war, sandten die Stadtrichter die Amtsdiener und ließen sagen: Lass diese Männer frei! Und der Aufseher überbrachte Paulus diese Botschaft: Die Stadtrichter haben hergesandt, dass ihr frei sein sollt. Nun kommt heraus und geht hin in Frieden!
Paulus aber sprach zu ihnen: Sie haben uns ohne Recht und Urteil öffentlich geschlagen, da wir doch römische Bürger sind, und in das Gefängnis geworfen, und sollten uns nun heimlich fortschicken? Nein! Sie sollen selbst kommen und uns hinausführen!
Die Amtsdiener berichteten diese Worte den Stadtrichtern. Da fürchteten sie sich, als sie hörten, dass sie römische Bürger seien, und kamen und redeten ihnen zu, führten sie heraus und baten sie, die Stadt zu verlassen.
Da gingen sie aus dem Gefängnis und gingen zu der Lydia. Und als sie die Brüder gesehen und sie getröstet hatten, zogen sie fort.
Liebe Leute!
Hätten wir nicht vollstes Verständnis dafür, wenn Paulus und Silas nach den Stockschlägen und im Block eingezwängt, geschimpft, geklagt oder gar geflucht hätten? Sie haben stattdessen gleichsam sich selbst vergessend Gott gelobt, was die anderen Gefängnisinsassen gewiss verwundert zur Kenntnis nahmen.
Ihr Lobgesang löste wohl bei Gott etwas aus, was zum Beben der Erde führte. Ja noch viel mehr: Es führte dazu, dass der Gefängnisdirektor ein neuer Mensch wurde, Jesus Christus in sein Herz aufnahm und sich und die Seinen taufen ließ. Darum: Es lohnt sich allemal, Gott auch mitten im Leid zu loben. Wer weiß, was Gott daraus macht! -AMEN-
Lied 398 in unserem Evangelischen Gesangbuch lädt zum Singen ein:
1. In dir ist Freude in allem Leide, o du süßer Jesu Christ!
Durch dich wir haben himmlische Gaben, du der wahre Heiland bist;
Hilfest von Schanden, rettest von Banden.
Wer dir vertrauet, hat wohl gebauet, wird ewig bleiben. Halliluja.
Zu deiner Güte steht unser G`müte, an dir wir kleben im Tod und Leben;
Nichts kann uns scheiden. Halleluja.
2. Wenn wir dich haben, kann uns nicht schaden Teufel, Welt, Sünd oder Tod;
du hast`s in Händen, kannst alles wenden, wir nur heißen mag die Not.
Drum wir dich ehren, deine Lob vermehren mit hellem Schalle, freuen uns alle
zu dieser Stunde. Halleluja.
Wir jubilieren und triumphieren, lieben und loben dein Macht dort droben
mit Herz und Munde. Halleluja.
Wer möchte, bete mit mir:
Lieber himmlischer Vater!
Ich danke dir von Herzen, dass du damals Paulus und Silas so viel Leidenskraft gegeben hast. Ich bitte dich: Gib auch mir solche Kraft, damit ich dich immer loben kann auch in schweren Zeiten. Du kannst Wunderbares daraus machen. Drum preise ich deinen heiligen Namen.
VATER UNSER IM HIMMEL...........-AMEN-
Nach dem Segen erklingt noch einmal der Orgelchoral "In dir ist Freude".
"Danken schützt vor Wanken, Loben zieht nach oben." Mit diesem Reim wünschen wir Ihnen gute Erfahrungen in der Freude-Woche der Passionszeit!
Es grüßen herzlich: Ihr Pfarrer Manfred Greinke, Gabriele Kerstan und Ulrike Lau-Hartl.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. -AMEN-