Die Glocken der Aidenbacher Kreuzkirche läuteten soeben unsere heutige Internet-Andacht ein, zu der wir Sie alle recht herzlich begrüßen, und wir wünschen Ihnen dazu ein hohes Maß an Neugierde, Lernbereitschaft und Freude.
Kleine Glocke Große Glocke
Das Glockenläuten muss heutzutage einem Gerichtsurteil zufolge auch in einer verweltlichten Gesellschaft geduldet werden. Glockengeläut "im Rahmen des Herkömmlichen" sei deshalb "auch in einer säkularisierten Gesellschaft als eine zumutbare sozialadäquate Einrichtung unter dem Gebot gegenseitiger Toleranz hinzunehmen". Da kann man nur hoffen, dass das auch so bleibt.
Ein kleines Präludium - wahrscheinlich eines Sohnes oder Schülers von Johann Sebastian Bach - steht in g-Moll und nun auf dem Programm. Die dazugehörige Fuge erklingt zum Beschluss unserer Andacht.
Wir feiern unsere Andacht im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. -AMEN-
Abnehmender Halbmond war letzte Nacht, das letzte Viertel des Mondmonats hat mit dem 22. ADàR Àleph begonnen.
Bild: de.tutiempo.net - 22.ADaR ALePh.
Ebenso begonnen hat der 3. Sonntag der Passionszeit, der bei uns Evangelischen den lateinischen Namen Òkuli trägt. Das ist ein Lehnwort aus dem Lateinischen und bedeutet "Augen", abgeleitet von Psalm 25, 4:
"Meine Augen sehen stets auf den HERRN."
Wer kann das schon ehrlichen Herzens von sich sagen, ohne die Wahrheit zu ignorieren? Vielleicht meint es der Psalmdichter so:
"Meine Augen sehen immer wieder auf den HERRN."
Das wäre schon sehr viel. Dieser Psalm 25 hat Gebets-Charakter und ist auch angereichert mit Weisheitssprüchen. Es ist empfehlenswert, ihn mehrmals hintereinander laut sich selbst vorzulesen.
Gedenken:
Am 3. März 1554, als genau vor 470 Jahren, starb in Weimar Herzog Johann Friedrich der Großmütige. Geboren am 30. Juni 1503 in Torgau war er der Sohn von Kurfürst Johann dem Beständigen und seiner ersten Frau Sopie von Mecklenburg, die 12 Tage nach seiner Geburt starb.
Bild: Lucas Cranach - Johann Friedrich der Großmütige.
Im September 1526 heiratete er Sibylle von Jülich-Kleve-Berg (1512-1554), die ihm 3 Söhne gebar. Johann Friedrich förderte die Reformation wie vor ihm schon sein Onkel Friedrich der Weise und sein Vater Johann der Beständige. Er konsolidierte die Landeskirche und förderte die Universität Wittenberg.
Bild: Volker Pohlenz 2012: Einweihung der Schlosskirche zu Torgau.
Im Oktober 1544 hatte Martin Luther die von ihm in Auftrag gegebene Schlosskirche zu Torgau eingeweiht, die Teil des erweiterten und größten Renaissance-Schlosses Hartenfels war. Man nennt diesen Teil des Schlosses auch "Johann-Friedrich-Flügel".
Als Führer des Schmalkaldischen Bundes stand er an der Spitze der Protestanten und hatte die Reformation gegen Kaiser Karl V. auch militärisch zu verteidigen versucht. Im April 1547 war er in der Schlacht bei Mühlberg gefangen genommen worden und wurde sogar zum Tode verurteilt.
Das Todesurteil wurde nach Fürbitte einflussreicher Fürsten in lebenslanges Gefängnis umgewandelt. Johann Friedrich verlor die Kurwürde und einen Großteil seiner Länder an Moritz von Sachsen.
Er blieb trotz dieser Niederlage optimistisch und ließ noch während seiner kaiserlichen Gefangenschaft ein Jagdschloss in Thüringen mit dem Namen "fröhliche Wiederkunft" errichten. Ebenso während seiner Gefangenschaft hatte Johann Friedrich als Ersatz für die verlorene Landesuniversität Wittenberg die Hohe Schule in Jena gründen lassen, die aber erst 1558, nach seinem Tod, zur Universität Jena erhoben wurde.
Nach fünf Jahren Gefangenschaft, dank des "Passauer Vertrages" seit dem 1. September 1552 wieder in Freiheit, residierte Johann Friedrich während seiner letzten 1 1/2 Lebensjahre als Herzog von Weimar ohne Kurwürde in Weimar.
Er gehörte zu den wenigen unbeugsamen Regenten, die konsequent den christlichen Glauben, speziell den Protestantismus, verteidigten - ohne Rücksicht auf drohende eigene Verluste und notfalls auch unter Einsatz ihres Lebens. Er war ein Regent mit Gottvertrauen. Wer wünschste sich nicht einen solchen Regenten in unserem Land?!
Der Jenaer "Hanfried" Fotoquelle: Wikipedia.
In Jena auf dem Marktplatz wurde ihm 1858 ein Denkmal gesetzt, eine Bronzefigur mit dem Namen "Hanfried". Und im Evangelischen Namenskalender ist am heutigen 3. März sein Gedenktag.
Liebe Schwestern und Brüder!
Gott mit den inneren Augen suchen und auf ihn schauen, bedeutet aufmerksam sein auf das, was er zukunftweisend uns vor die inneren und auch äußeren Augen stellt, darauf kommt es im Leben an.
Das erinnert mich an Abraham, der damals noch Abram hieß. Gott hatte ihn berufen, ein Segen für alle Völker zu sein und ihm zugesagt, dass er ihn zu einem großen Volk machen will.
Wörtlich heißt es in 1.Mose 12,1: Und der HERR sprach zu Abram: "Geh aus deinem Vaterland und von deiner Verwandtschaft und aus deines Vaters Hause in ein Land, das ich dir zeigen will." Man beachte die Reihenfolge: Vaterland, Verwandtschaft, Vaterhaus.
Müsste es nicht in umgekehrter Reihenfolge heißen? Es sollen wohl damit die Beziehungsebenen deutlich gemacht werden. Diese Reihenfolge ist eine Steigerung; denn den größten Schmerz verursacht die Trennung von Menschen der engsten und wichtigsten Gemeinschaft. So war Abram auf Gottes Geheiß und Verheißung aufgebrochen, noch nicht wissend, wohin die Reise gehen werde, nur mit der Zusage Gottes im Herzen: "Gott wird mir das Land schon zeigen, wohin er mich haben will."
Das werden seine Gedanken gewesen sein. Natürlich war Abram auch nur ein schwacher Mensch wie Du und ich. Und es überkamen ihn auch Zweifel. Drum erneuerte Gott mehrmals seine Zusage, um ihn zu stärken: einmal, als sein quasi Adoptivsohn Lot sich von ihm getrennt hatte, ein andermal zu einer nächtlichen Stunde. Da verhieß ihm Gott einen Sohn. So können wir im Kapitel 15 lesen:
Nach diesen Geschichten begab sich`s, dass zu Abram das Wort des HERRN kam in einer Offenbarung: "Fürchte dich nicht, Abram! Ich bin dein Schild und dein sehr großer Lohn." Abram sprach aber: "HERR, mein Gott, was willst du mir geben? Ich gehe dahin ohne Kinder und mein Knecht Elieser von Damaskus wird mein Haus besitzen."
Und Abram sprach weiter: "Mir hast du keine Nachkommen gegeben; und siehe, einer von meinen Knechten wird mein Erbe sein." Und siehe, der HERR sprach zu ihm: "Er soll nicht dein Erbe sein, sondern der von deinem Leibe kommen wird, der soll dein Erbe sein."
Und er hieß ihn hinaus gehen und sprach: "Sieh gen Himmel und zähle die Sterne; kannst du sie zählen?" Und sprach zu ihm: "So zahlreich sollen deine Nachkommen sein!"
Gott stärkt Abraham das Vertrauen - Foto: pinterest.de
Wir sehen hier, dass dem Abraham große Zweifel aufgekommen waren. Ja, er machte Gott schon zum Vorwurf, dass er bisher keinen einzigen Nachkommen hatte.
Aber diese Zweifel machte Gott ihm nicht auch zum Vorwurf, sondern stärkte mit dem Bild von den unzählbaren Sternen am Himmel, worauf dann dieser schöne Satz folgt: Abram vertraute dem HERRN und das rechnetet er ihn zur Gerechtigkeit.
In der Luther-Übersetzung steht zwar: Abram glaubte dem HERRN... Gemeint ist damit aber vom hebräischen Urtext her vertraute. Und tatsächlich hatte Gott ja seine Verheißungen und Zusagen an Abram erfüllt, wenn auch, als es schon zu spät und aussichtslos schien. Aber Gott verpasst keinen Zeitpunkt.
Was können wir von Abram, dem späteren Abraham lernen? Als er zweifelte, schaute er nicht wehmütig zurück wie einer, der pflügt und dabei nach hinten sieht, sondern er sprach Gott gegenüber seine Zweifel aus. Er ging auch einen Weg weiter und absolvierte alle Widrigkeiten. Er ging den Weg des Vertrauens bis zum Ziel. -AMEN-
Am besten passt zu all dem das Lied im Evangelischen Gesangbuch 395 "Vertraut den neuen Wegen". Ich lade Sie ein zum Mitsingen.
1.Vertraut den neuen Wegen, / auf die der Herrr uns weist, / weil Leben heißt: sich regen, / weil Leben wandern heißt. / Seit leuchtend Gottes Bogen / am hohen Himmel stand, / sind Menschen ausgezogen / in das gelobte Land.
2.Vertraut den neuen Wegen / und wandert in die Zeit! / Gott will, dass ihr ein Segen / für seine Erde seid. / Der uns in frühen Zeiten / das Leben eingehaucht, / der wird uns dahin leiten, / wo er uns will und braucht.
3.Vertraut den neuen Wegen, / auf die uns gott gesandt! / Er selbst kommt uns entgegen. / Die Zukunft ist sein Land. / Wer aufbricht, der kann hoffen / in Zeit und Ewigkeit. / Die Tore stehen offen. / Das Land ist hell und weit.
Wer möchte bete mit mir:
Lieber himmlischer Vater!
Ich danke dir von Herzen für alle Vorfahren, die Vorbild geworden sind für uns durch ihr Vertrauen auf dich, der du deine Verheißungen und Zusagen immer zum rechten Zeitpunkt erfüllst. Nun bitte ich dich für mich und alle Christen: du mögest unser Vertrauen stärken und immer wieder deutliche Zeichen geben, dass wir auf dem rechten Weg bleiben und schließlich zu den Zielen gelangen, wo du uns hinhaben willst. Hilf uns dazu auch in dieser Passionszeit. Das bitte ich durch Jesus Christus, unseren Herrn, der uns also beten gelehrt hat:
VATER UNSER IM HIMMEL....-AMEN-
Nach dem Segen erklingt, wie schon angekündigt, die Fuge zu dem eingangs erklungenen Präludium in g-Moll.
Gott erhalte Sie auf seinen neuen Wegen im Vertrauen auf Ihn! Das wünschen Ihnen mit herzlichen Grüßen, Ihr Pfarrer Manfred Greinke, Gabriele Kerstan und Ulrike Lau-Hartl.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. -AMEN-