Glocken aus Eging am See in Niederbayern nördlich der Donau waren das eben, eine mittelgroße und eine kleine. Glocken erinnern immer an`s Beten, sei es für sich allein oder in der Gemeinschaft der Christen in einem Gottesdienst oder in einer gemeinsamen Andacht, wo man sozusagen auch physisch beieinander ist.
Wem das nicht immer möglich ist oder wer zusätzlich eine Andacht zu Hause hören und gegebenenfalls mitlesen möchte, der ist bei uns richtig angekommen in dieser Internet-Andachtsreihe, und wir heißen Sie dazu heute und in Zukunft recht herzlich willkommen. Sie mögen wissen, dass mehr als 50, manchmal mehr als 100 andere Menschen zu unserer unsichtbaren Andachtsgemeinde gehören, und wir sind im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe miteinander verbunden, vor allem aber mit unserem Herrn Jesus Christus, auf dessen Leiden wir uns in diesen Wochen konzentrieren.
Ballenstedt ist eine Kleinstadt im Landkreis Harz in Sachsen-Anhalt. Die Stadt wird auch "Wiege Anhalts" genannt. Durch den Ort führt die sogenannte "Straße der Romantik". Zu Recht, denn dort lebte und wirkte der Sohn eines Hofmalers, Anton Karl Theodor Kehrer, geboren 1811, gestorben 1850. Derselbe war also in der Zeit der Romantik Hoforganist und Komponist. Orgelmusik von ihm ist heute dran: Zunächst ein Stück in d-Moll mit der Tempobezeichnung "Langsam".
Wir feiern unsere Andacht im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. -AMEN-
Haben Sie in der vergangenen Woche den Mond beobachten können? Er ist bis heute zum Vollmond angewachsen. Der 12. von heuer 13 Mondmonaten trägt den hebräischen Doppelnamen "ADàR Àleph". Will man diesen Namen richtig aussprechen, ist der Buchstabe mit dem Strich darüber zu betonen.
Bild: de.tutiempo.net - 15.ADaR ALePH
Und weil wir gerade bei Namen sind: Der heutige 2. Sonntag der Passionszeit heißt lateinisch Reminiszere=Gedenke. Ursprung dieses Namens ist ein Psalm 25, Vers 6:
"Gedenke, Herr, an deine Barmherzigkeit und an deine Güte!"
Als ob man Gott wie einen Menschen an etwas erinnern müsste, so hört sich dieser Vers an. Wie es der Psalmendichter meint, zeigt der nächste Vers:
"Gedenke nicht der Sünden meiner Jugend und meiner Übertretungen, gedenke aber meiner nach deiner Barmherzigkeit, HERR, um deiner Güte willen!"
Nicht meine Jugendsünden und meine Übertretungen mögen Gottes Beziehung zu mir bestimmen, sondern seine Barmherzigkeit. An diese erinnert sich der Psalmendichter vor allem selbst und bittet Gott um Leitung und Bewahrung und das Gott ihn seine Wege lehren möge. Das ist das Hauptthema dieses Sonntag.
Von Gott zu lernem, das war gewiss auch ein Hauptanliegen jenes Mannes, der heute vor 144 Jahren, am 25. Februar 1880, in Bad Boll starb: Johann Christoph Blumhardt, der am 16. Juli 1805 als Sohn eines Bäckers in Stuttgart geboren war.
Johann Christop Blumhardt - Bild: Blumhardt-Gesellschaft.
In ärmlichen, aber christlichen Verhältnissen aufgewachsen, wurde er als begabter Schüler unterstützt und studierte Theologie.
Möttlingen Blumhardt-Kirche - Foto: Wikipedia.
Nach Vikariat und anderen Stationen wurde er 1838 Pfarrer in Möttlingen bei Bad Liebenzell, Dort ereignete sich Folgendes: Eine junge Frau aus der Gemeinde litt an einer unerklärlichen Krankheit: sie wurde von Krämpfen geplagt, fremde Stimmen redeten aus ihr. Zwei Jahre lang - 1842 und 1843 - begleitete er diese Frau seelsorgerlich, indem er sie immer wieder an Gottes Verheißungen erinnerte und mit ihr betete. An Weihnachten 1843 endete ihr Leiden. Der laute Ruf der Geheilten "Jesus ist Sieger" wurde zum Losungswort Johann Christoph Blumhardts. Diese Heilung löste eine Buß- und Erweckungsbewegung aus.
1844 eröffnete er seinen Kindergarten und setzte die Geheilte als erste Kindergärtnerin ein. In den Hungerjahren und den Zeiten großer Armut richtete er zusammen mit seiner Frau eine Suppenküche ein und gründete einen Wohltätigkeitsverein mit einer "Viehleihkasse".
1852 zog er mit seiner Familie nach Bad Boll, wo er bis zu seinem Tod am 25. Februar 1880 ein Seelsorgezentrum leitete, das Gäste aus ganz Europa und aus allen gesellschaftlichen Schichten anzog und aufnahm.
Blumhardt schrieb Melodien zu Kirchenliedern, dichtete Texte und gab auch ein Gesangbuch heraus. In unserem Evangelischen Gesangbuch Nr. 375 steht sein berühmtestes Lied mit dem berühmten Titel: "Dass Jesus siegt, bleibt ewig ausgemacht." Nach seinem Tod führte sein gleichnamiger Sohn das Werk des Vaters weiter.
Liebe Schwestern und Brüder!
Lange, lange, bevor die vorhin genannten Psalmenverse aufgeschrieben wurden, sind sie schon Wirklichkeit geworden in einer biblischen Geschichte:
Josef, der zweitjüngste Sohn Jakobs, von dem in der vorigen Andacht die Rede war, wurde offenbar von seinem Vater ziemlich verhätschelt: er wurde immer bevorzugt, bekam mehr als seine älteren 10 Brüder und Besseres. Jakob war ein ausgesprochen schlechter Pädagoge - jedenfalls nach unserem modernen Verständnis.
Eines Tages erzählte Josef seinen Brüdern und seinen Eltern sogar 2 Träume, die er hatte. Der eine, dass seine Garben aufrecht auf dem Felde standen, während die seiner Brüder sich vor seinen verneigten. Der andere, dass sich sogar Sonne, Mond und Sterne vor ihm verneigten. So wundert es nicht, dass sich im Laufe der Jahre ein gewisser Groll der Brüder gegen Josef entwickelte und sie ihn sogar zu hassen begannen, ja sie überlegten sogar, ihn umzubringen.
Josefs Brüder verkaufen ihn an eine ägyptische Karawanne - Bild: Paula Jordan.
Bei einer Gelegenheit - weit weg von zu Hause entfernt - verkauften sie ihn an eine ägyptische Karawane und tränkten sein Kleid in Blut, ließen es dem Jakob bringen mit den Worten: "Ein wildes Tier hat deinen Sohn gefressen." Das brach Jakob schier das Herz.
Josef indessen kam als Sklave an den Hof eines königlichen Beamten, wo er wegen seiner außergewöhnlichen Begabungen immer beliebter wurde. Aber nicht nur das, sondern die Frau jenes Hofbeamten verliebte sich in Josef. Als der jedoch sich von der Frau fernzuhalten versuchte, ergriff sie ihn bei seinem Kleidungsstück. Josef ließ es fahren und floh. Ergebnis: die Frau verklagte Josef, er hätte seinen Mutwillen mit ihr treiben wollen und zeigte dessen Kleid als Beweisstück.
So landete Josef im Gefängnis. Natürlich ahnte er nicht, was Gott noch mit ihm vorhatte. Aber da hatte er Gelegenheit, über sich und sein Schicksal nachzudenken. Ich spekuliere jetzt mal: Vor allem wird ihm bewusst geworden sein, dass er nicht ganz schuldlos daran war wegen seiner Überheblichkeit.
Und da könnte es sogar dazu gekommen sein, dass er ähnlich zu Gott gebetet hat, wie es in den genannten Versen des Psalms 25 geschrieben steht. Ich wiederhole den Vers 7: "Gedenke nicht der Sünden meiner Jugend und meiner Übertretungen, gedenke aber meiner nach deiner Barmherzigkeit, HERR, um deiner Güte willen!"
Das hatte Gott dann auch getan, wörtlich, wie es im Psalm 91, Vers 15, steht: "Er ruft mich an, darum will ich ihn erhören; ich bin bei ihm in der Not, ich will ihn herausreißen und zu Ehren bringen."
Ja, Gott hatte sogar realisiert, was er in seiner Jungend geträumt hatte. Er kam nämlich nicht nur frei, sondern die denkbar steilste Karriere wurde ihm beschert: vom Gefangenen zum ägyptischen Kanzler, nachdem er die Träume des Pharaos richtig gedeutet und für die Notwendigkeiten der Zukunft interpretiert hatte.
Josef spricht zum Pharao - Bild: Paula Jordan.
Und so steht`s von Josefs Erhöhung geschrieben:
Die Rede Josefs gefiel dem Pharao und allen seinen Großen gut. Und der Pharao sprach zu seinen Großen: "Wie könnten wir einen Mann finden, in dem der Geist Gottes ist wie in diesem?" Und der Pharao sprach zu Josef: "Weil dir Gott dies alles kundgetan hat, ist keiner so verständig und weise wie du. Du sollst über mein Haus sein, und deinem Wort soll all mein Volk gehorsam sein; allein um den königlichen Thron will ich höher sein als du."
Ich empfehle sehr, diese Josef-Geschichte nachzulesen im 1. Buch Mose, die Kapitel 37 ab 39 bis 41. Was wir daraus lernen können, möchte ich ihnen vorsingen:
Und die Moral von der Geschichte:
Gräm` Dich ob Deiner Jugend nicht.
Sieh nur ein, was du falsch gemacht,
wo du die Folgen nicht bedacht.
Denn was auch immer da passiert:
Wird alles gut, wenn Gott dich führt.
Dein Herz, wenn es ihm zugeneigt,
wird schmecken die Barmherzigkeit.
An Josefs Beispiel wir es sahn.
Das für uns Beste ist sein Plan.
Er will mit uns die Zukunft baun.
So lernen wir auf Gott vertraun.
In diesem Sinne soll es sein und drum spreche ich das AMEN fein.
Wer möchte, bete mit mir:
Lieber himmlischer Vater! Du bist von Anfang her ein Bereiter und Befreier. Du kannst aus den Scherben der Vergangenheit Neues machen zum Wohle aller. Dafür danke ich dir, preise ich deinen heiligen Namen und bitte dich: Hilf uns, immer wieder deine Barmherzigkeit und Güte zu erkennen, befreie Menschen aus den inneren Gefängnissen böser Vergangenheit, erbarme dich der vielen orientierungslosen und leidenden Menschen, öffne die verschlossenen Herzentüren für deine Zukunft. Lass Frieden einziehen in unsere friedlose Welt. Das und noch mehr bitte ich durch Christus, unseren Herrn, der für uns alle sein Leben gelassen hat. Mit seinen Worten rufen wir:
VATER UNSER IM HIMMEL.........-AMEN-
Nach dem Segen erklingt noch ein Orgelstück von August Karl Theodor Kehrer, diesmal in G-Dur, und es trägt die Bezeichnung "Mit Würde".
Gott hat immer Größeres und Besseres mit Ihnen vor, als Sie sich vorstellen können. Bleiben Sie also in froher Erwartungshaltung! Das wünschen Ihnen mit herzlichen Grüßen, Ihr Pfarrer Manfred Greinke, Gabriele Kerstan und Ulrike Lau-Hartl.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. -AMEN-