Die beiden Glocken der Erlöserkirche in Vilshofen - Foto: Greinke.
Als im Jahr 615 die Burgundische Stadt Sens durch den Frankenkönig Chlothar II. belagert wurde, ließ Bischof Lupus alle Glocken der Stephanskirche läuten, was die Feinde derart in Schrecken versetzte, dass sie Reißaus nahmen. Es war ihnen ein Zeichen zum Aufbruch. Für die dort wohnenden Christen war es ein Rufzeichen zum Gebet.
In diesen Zeiten wäre mir lieber, wenn die Feinde des Christentums, die es ja durchaus auch in unserem Land gibt, Glockenläuten als Rufzeichen zur inneren Umkehr verstehen würden. Aber auch für Christen gilt es immer als Rufzeichen zum Gebet und Bereitschaft umzukehren von einem falschen Weg.
Wir heißen Sie auf das Allerherzlichste willkommen zur inneren Einkehr, gemeinsam mit uns und allen Hörern und Lesern neue Kraft zu schöpfen, Kraft, die nur einer geben kann: Gott.
Wir feiern unsere Andacht im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. -AMEN-
Soeben erklang eine kleine Fughette zum Lied EG 275 "In dich hab ich gehoffet, Herr". In diesem Lied - es ist die Verdichtung und Vertonung des Psalm 31 - ist auch von "der Feinde Heer" die Rede, die von beiden Seiten her den Beter anficht. Das können äußere wie auch innere Feinde sein, gegen die es "ritterlich" zu "streiten" gilt.
Hören wir in dieses Lied hinein! Es erklingen die Strophen 1, 3 und 4 (Lied 275).
1. In dich hab ich gehoffet, Herr;
hilf, dass ich nicht zuschanden werd
noch ewiglich zu Spotte.
Das bitt ich dich: Erhalte mich
in deiner Treu, mein Gotte.
3. Mein Gott und Schirmer, steh mir bei;
sei mir ein Burg, darin ich frei
und ritterlich mög streiten,
ob mich gar sehr der Feinde Heer
anficht auf beiden Seiten.
4. Du bist mein Stärk, mein Fels, mein Hort,
mein Schild, mein Kraft - sagt mir dein Wort,
mein Hilf, mein Heil, mein Leben,
mein starker Gott in aller Not;
wer mag mir widerstreben?
Bild: de.tutiempo.net- 8. ADaR ALePh
Letzte Nacht war Halbmond. Wir sind im ersten der beiden Monate mit dem Namen ADáR, dieser trägt den Zunamen ÀLePh. Das biblische Frühjahr fängt heuer ziemlich spät an, während der nächste Mondmonat im Christentum schon quasi als Frühlingsmonat gilt.
Im Kirchenjahr sind wir seit vergangenem Aschermittwoch in der Passionszeit. Während wirkliche Christen wissen, dass der Aschermittwoch sozusagen ein Impulstag dafür ist, in sich zu gehen und über die eigenen Verfehlungen nachzudenken, haben die prominenten Vertreter der politischen Parteien erneut die Grundidee dieses Tages dafür missbracht, sich gegenseitig mit dem eigenen Dreck zu bewerfen. Sie zeigen damit, was sie vom christlichen Glauben und seiner Kultur in Wirklichkeit halten: Nämlich nichts.
Der erste Sonntag der Passionszeit heißt "Invokavit". Der lateinisch Name bedeutet: "Er ruft (mich) an." - Das ist der Anfang des Psalmenwortes Psalm 91,15: "Er ruft mich an, darum will ich ihn erhören, ich bin bei ihm in der Not; ich will ihn herausreißen und zu Ehren bringen." Zwei Zusagen und zwei Verheißungen für Beter.
Heute vor 478 Jahren, am 18. Februar 1546 starb Martin Luther in seiner Geburtsstadt Eisleben. Das war wohl ein Zufall. Martin Luther stand den Eislebener bzw. besser gesagt den 3 Grafen der Grafschaft Mansfeld, sehr nahe, von denen zwei der Reformation folgten, einer blieb katholisch.
Luther war ja in Mansfeld auch aufgewachsen und er liebte sein Heimat. Er hat immer das Mansfeldische Essen genossen. Dort ist der Wein rein, in Wittenberg sei er verpanscht. Alles war in der Grafschaft Mansfeld seiner Meinung nach besser.
Wenn es Konflikte zwischen den Grafen gab, trat er als Streitschlichter auf, so auch letztmalig im Februar 1546, in einem bitterkalten Winter. Von Wittenberg aus führte der Weg über Bitterfeld und Halle/Saale nach Unterrißdorf bei Eisleben, wo er einen Herzanfall erlitt. Noch einen Tag vor seinem Tod predigte er in der Eislebener Andreaskirche.
Es kam die Nacht zum 18. Februar 1546. Der hallenser Pfarrer und Reformator Justus Jonas hatte Luther auf seinen letzten Weg begleitet.
Luther: "Herr Gott! Dr. Jonas, wie ist mir so übel, mich drückt`s so hart um die Brust. Oh, ich werde in Eisleben bleiben."
Die Anwesenden ließen ihn nicht sterben. Immer wieder wurde er wachgerüttelt und angeschrien, mit kalten Tüchern abgerieben. Man verabreicht ihm Alkohol, um ihn wieder ins Leben zu holen und um Gebete mit ihm zu sprechen.
Bild: Gemälde um 1600 - Luther stirbt. Foto: Greinke.
Luthers letztes Gebet:
Vertrauen in Gottes Gnade: "Nimm mein Seelchen zu dir!"
Danach sprach Luther noch dreimal das Sterbepsalmwort aus Psalm 31, Vers 6:
"In deine Hände befehle ich meinen Geist, du hast mich erlöst, HERR, du treuer Gott!"
Daran schloss er an: "Ja, also hat Gott die Welt geliebt."
Sodann starb Luther.
Dermaßen aufgewühlt war Justus Jonas, dass er am Sterbebett von Martin Luther keine einzige Zeile selbst zu Papier bringen konnte. Den handschriftlichen Bericht über den Tod des Reformators am 18. Februar 1546 um 2.45 Uhr in Eisleben musste er anderen überlassen. Der enge Freund Luthers habe den Brief - wie es heißt: "eilends in die Feder von Graf Albrechts Sekretär diktiert um vier Uhr, als wir vor lauter Betrübnis selbst nicht alles haben schreiben können".
Sterbehaus-Museum Eisleben - Foto: Greinke.
Am vermeintlichen Sterbehaus oberhalb des Marktplatzes in Eisleben, am Andreas-Kirchplatz, verkündet eine Tafel:
Tafel über den Eingang des Sterbehaus-Museums - Foto: worksheets.de
"In diesem Hause starb Dr. Martin Luhter am 18. Februar 1546".
Ein historischer Irrtum: Man hatte eine Urkunde falsch interpretiert und dann wurde in diesem Haus Ende des 19. Jahrhunderts eine Gedenkstätte eingerichtet, die 2012 sorgsam restauriert und wesentlich erweitert wurde und zu besuchen sich lohnt. Das tatsächliche Sterbehaus befand sich am Markt, fast in Höhe des Rathauses.
(Lied 275 Strophe 6:)
Herr, meinen Geist befehl ich dir;
mein Gott, mein Gott, weich nicht von mir,
nimm mich in deine Hände.
O wahrer Gott, aus aller Not
hilf mir am letzten Ende.
Liebe Schwestern und Brüder!
Heute möchte ich noch an die letzten Lebensstunden eines anderen, eines biblischen Mannes erinnern: Jakob. Derselbe war ja von seinem zweitjüngsten Sohn Josef, der inzwischen Kanzler in Ägypten war, dahin gerufen. Auf dem Sterbebett segnete er dessen beide Söhne Ephraim und Manasse, aber mit gekreuzten Händen.
Jakob segnet Ephraim und Manasse (Ausschnitt) - Bild: Benjamin West 1768.
So wie er selbst, der jüngere, dem älteren Esau voraus war, so sollte auch Ephraim seinem älteren Bruder Manasse voraus sein. Dann berief er alle anderen Söhne:
Und Israel sprach zu Joseph: "Siehe, ich werde sterben, und Gott wird mit euch sein und wird euch wieder bringen in das Land eurer Väter." (1. Mose 48,21)
Und Jakob berief seine Söhne und sprach: "Versammelt euch, dass ich euch verkündige, was euch begegnen wird in künftigen Zeiten. Kommt zu hauf und hört zu, ihr Kinder Jakobs, und hört euren Vater Israel!" (1. Mose 49,1-2) Dann sprach er klare Worte über den Charakter seiner Söhne, ihre Stärken und Schwächen und segnete sie.
Das sind die zwölf Stämme Israels alle, und das ist`s das ihr Vater mit ihnen geredet hat, da er sie segnete, einen jeglichen mit seinem besonderen Segen (1. Mose 49,28): Ruben, Simeon, Levi, Juda, Sebulon, Isaschar, Dan, Gad, Asser, Naphtali, Joseph und Benjamin.
Aus dem Segensspruch der 5 folgenden Stämme ergaben sich so etwas gleichsam wie Wappentiere:
Juda: Löwe - Isachar: Esel - Dan: Schlange - Naphtali: Hirsch - Benjamin: Wolf.
Und da Jakob vollendet hatte die Gebote an seine Kinder, tat er sein Füße zusammen auf`s Bett und verschied und war versammelt zu seinem Volk. (1. Mose 49,33) Das alles und noch mehr ist nachzulesen im 1. Buch Mose, Kapitel 48-49.
Mich beeindruckt, wie geordnet es damals zuging, und wie wichtig es offenbar dem Jakob war, jeden seiner Söhne und dazu die beiden Enkeln Ephraim und Manasse, die Josefs Söhne waren, mit je einem besonderen Segen zu segnen.
Segen bedeutet Weitergabe von Kraft und Weitergabe einer großen Aufgabe, ja Weitergabe einer Tradition und eines Vermächtnisses. Jakob war der letzte der 22 sogenannten Patriarchen und der Vater der 12 Stämme, die nach seinem zweiten Namen "Israel" benannt sind.
Wir Christen stehen in dieser Tradition der Israel-Nationen. Und der Segen hat seinen Ursprung in Gott, der ihn Jakobs Großvater Abraham verheißen und auf ihn gelegt hatte.
Sogar einen Hinweis, den wir auf Jesus Christus deuten können, finden wir in Kapitel 49,10: Es wird das Zepter von Juda nicht entwendet werden,.... bis dass der Held komme ; und demselben werden die Völker anhangen.
Ja, Jesus Christus ist dieser Held, dessen Leidenskraft wir in dieser Passionszeit zu würdigen gedenken. -AMEN-
Wer möchte, bete mit mir:
Lieber himmlischer Vater!
In einem Psalm steht, dass du erhören willst, wer dich anruft. Du bist nahe denen, die in Not sind. Darum rufe ich dich an und bitte dich: Sieh an die Not vieler Menschen, auch derer die zu schwach sind, dich anzurufen. Erbarme dich ihrer. Sieh an die Not deiner schwachen Christenheit. Segne diese Passionszeit und hilf uns allen zu mehr Mut und Bereitschaft, deinen lieben Sohn Jesus Christus zu bekennen und zu bezeugen. Mit seinen Worten rufen wir:
VATER UNSER IM HIMMEL........-AMEN-
Die Andacht klingt aus mit einem Orgelstück in d-Moll vom englischen Komponisten Willam Walond, der im 18. Jahrhundert lebte.
Wir wünschen Ihnen eine gesegnete Passionszeit und verbleiben mit herzlichen Grüßen, Ihr Pfarrer Manfred Greinke, Gabriele Kerstan und Ulrike Lau-Hartl.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. -AMEN-