Das waren die Glocken der Aidenbacher Kreuzkirche. Ein solches weithin hörbares Signal wie der Glockenklang setzt ein christliches Umfeld voraus oder zumindest eines, dass den Christen nicht feindlich gesonnen ist.
Beinahe feindselig stand das DDR-Regime den Christen gegenüber, aber dennoch war etwa ein Verbot des Glockenläutens niemals auf der Tagesordnung, jedenfalls nach meinem bisherigen Kenntnisstand. Immerhin. Und damit:
Herzlich willkommen zur Internet-Andacht der Kirchengemeinden Vilshofen-Eging und Aidenbach am heutigen Sonntag Estomihi!
Wir feiern unsere Andacht im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. -AMEN-
"Ein feste Burg ist unser Gott". Die Melodie ist unverkennbar zu hören gewesen. Der dreistimmige Orgelsatz stammt vom früheren Landeskirchenmusikdirektor Herbert Peter, der von 1926 bis 2010 lebt.
Bild: de.tutiempo.net - 1.ADaR ALePh
Es ist Neumond für den 12. Monat ADaR, und zwar gibt`s diesen Monat gleich zweimal hintereinander, den ADaR AlePh und danach den ADaR BeJT. Das hängt damit zusammen, dass der Mondmonat immer aus 29 oder 30 Tagen besteht. So haben wir in diesem Jahr also demnächst einen Schaltmonat und der heißt ADaR BeJT. Danach beginnt die biblische Monatszählung von Neuem.
Wir sind mitten in der kürzesten Vorfastenzeit, die heuer nur 1 1/2 Wochen dauert. Der heutige Sonntag heißt "Estomihi", auf Deutsch: "Sei mir". So beginnt nämlich der Satz aus Psalm 31, Vers 3: "Sei mir ein starker Fels und eine Burg, dass du mir helfest."
Erinnert sei heute an Blasius von Sebaste. Der war Bischof von Sebaste, der Hauptstadt der römischen Provinz Kleinarmeniens im Nordosten der heutigen Türkei. Blasius starb als Märtyrer während einer Christenverfolgung. In der katholischen und orthodoxen Kirche wird er als Heiliger verehrt und zählt zu den "Vierzehn Nothelfern". Sein Gedenktag in der katholischen Kirche ist der 3. Februar, in den orthodoxen Kirchen der 11. Februar.
Sankt Blasius von Sebaste auf einen Altrag von 1491 - Foto: Wikipedia.
Zunächst soll er Arzt in Sebaste gewesen sein und wegen seiner unermüdlichen Hilfsbereitschaft gegenüber Arm und Reich und seiner Toleranz gegenüber Heiden zum Bischof gewählt worden sein. Zahlreiche Legenden erzählen von seinen Heilungen. Vielleicht ist es ein Zufall, aber dazu passt, dass in der EU der 11.2. als Tag des Notrufs 112 begangen wird. Und 1993 wurde vom Papst Johannes Paul II. der 11. Februar als "Welttag der Kranken" ausgerufen.
Liebe Schwestern und Brüder!
In der Vergangenheit kam es nicht selten vor, dass Machthaber, als sie merkten, dass ihre Zeit zu Ende geht, immer brutaler wurden. Sie setzten alle nur denkbaren Mittel des Kampfes, die in Wahrheit Zeichen der Schwäche waren, gegen einen neuen Konkurrenten ein: Verleumdung, üble Nachrede, Lügen, Aufhetzung der Massen gegen ihn, schließlich Ausgrenzung und Vernichtungsabsicht. Letztere kennen wir von König Herodes, der in Bethlehem ein Massaker an Kleinkinder anrichtete, weil er sich vor einem Baby namens Jesus fürchtete.
Lange vor ihm regierte in Israel als erster König im wahrsten Sinne des Wortes "überhaupt" ein gewisser Saul aus dem Stamm Benjamin. Der war - wie es in der Bibel heißt - "eines Hauptes länger als alles Volk."
Aber er war vor Gott in Ungnade gefallen, weil er Gottes Anweisung nicht befolgt hatte und eigenmächtig gehandelt hatte. So wurde während seiner Regierungszeit David vom Propheten Samuel zum König gesalbt und dieser Prophet kündigte dem Saul das Ende seiner Herrschaft an.
Die Folge war, dass Saul dem David immer wieder nachstellte, ja ihn mit vielen Soldaten suchte und zu Tode bringen wollte. Damals ereignete sich auch Folgendes, nachzulesen im 1. Buch Samuel, Kapitel 24:
David verschont Saul in der Höhle von En-Gedi.
Dem Saul wurde angesagt: "Siehe, David ist in der Wüste En-Gedi". Und Saul nahm dreitausend auserlesene Männer aus ganz Israel und zog hin, David samt seinen Männern zu suchen, in Richtung auf die Steinbockfelsen.
Nun begab es sich, dass Saul in einer Höhle übernachtete, nicht ahnend, dass hinten in der Höhle David samt seinen Männern dort saß. David hatte nun Gelegenheit, seinen Verfolger zu töten, was ihm seine Männer auch rieten und dies sogar mit einem angeblichen Gotteswort begründeten, welches lautet: "Siehe, ich will deinen Feind in deine Hände geben, dass du mit ihm tust, was dir gefällt."
David und Saul in der Höhle En-Gedi - Bild: Paula Jordan.
Aber David tat das nicht, sondern es heißt: Und David stand auf und schnitt leise einen Zipfel vom Rock Sauls. Aber danach schlug ihm sein Herz, dass er den Zipfel vom Rock Sauls abgeschnitten hatte, und er sprach zu seinen Männern: "Das lasse der HERR ferne von mir sein, dass ich das tun sollte und meine Hand legen an meinem Herrn, den Gesalbten des HERRN; denn er ist der Gesalbte des HERRN." Und David wies seine Männer von sich mit harten Worten und ließ sie sich nicht an Saul vergreifen.
Als aber Saul sich aufmachte aus der Höhle und seines Weges ging, machte sich auch David auf, ihm nach und ging aus der Höhle und rief Saul nach und sprach: "Mein Herr und König!" Saul sah sich um. Und David neigte sein Antlitz zur Erde und fiel nieder.
Und David sprach zu Saul: "Warum hörst du auf das Geschwätz der Menschen, die da sagen: David sucht dein Unglück? Siehe, heute haben deine Augen gesehen, dass dich der HERR in meine Hand gegeben hat in der Höhle, und man hat mir gesagt, dass ich dich töten sollte. Aber ich habe dich verschont; denn ich dachte: Ich will meine Hand nicht an meinen Herrn legen; denn er ist der Gesalbte des HERRN."
Mein Vater, sieh doch hier den Zipfel deines Rocks in meiner Hand! Dass ich den Zipfel von deinem Rock schnitt und dich nicht tötete, daran erkenne und sieh, dass meine Hände rein sind von Bosheit und Empörung. Ich habe mich nicht an dir versündigt; aber du jagst mir nach, um mir das Leben zu nehmen. Der HERR wird Richter sein zwischen mir und dir und mich an dir rächen, aber meine Hand soll dich nicht anrühren: wie man sagt nach dem alten Sprichwort: Von Bösen kommt Böses; aber meine Hand soll dich nicht anrühren. Der HERR führe meine Sache, dass er mir Recht schaffe wider dich!"
Als nun David diese Worte zu Saul geredet hatt, sprach Saul: "Ist das nicht deine Stimme, mein Sohn David?" Und Saul erhob seine Stimme und weinte und sprach zu David: "Du bist gerechter als ich, du hast mir Gutes erwiesen: ich aber habe dir Böses erwiesen. Und du hast mir heute gezeigt, wie du Gutes an mir getan hast, als mich der HERR in deine Hände gegeben hatte und du mich doch nicht getötet hast.
Wo ist jemand, der seinen Feind findet und lässt ihn mit Frieden seinen Weg gehen? Der HERR vergelte dir Gutes für das, was du heute an mir getan hast! Nun siehe, ich weiß, dass du König werden wirst und das Königtum über Israel durch deine Hand Bestand haben wird."
David hat sich nicht auf das Niveau von Saul herunterziehen lassen. Sein starker Fels war Gott. Er nutze nicht die Situation, seinen Gegner zu töten, beschämte ihn aber, so dass Saul seine eigene Bosheit zuzugeben und die Friedfertigkeit Davids anzuerkennen bereit war.
So sehr sich auch Saul versündigt hatte mit seinen Nachstellungen - eins muss man ihm lassen: Er kam schließlich zur Einsicht. Darin ist er vielen späteren unheilvollen Machthabern überlegen.
Chanchen der Rache umzuwandeln in Chancen zur Umkehr und zur Versöhnung, das ist die Botschaft dieser Geschichte, die in ihrer Tendenz schon auf Christus hinweist. Zu gratulieren ist dem, der sie beherzigt. -AMEN-
Es folgen nun einige Strophen aus dem Lied von Paul Gerhard "Befiehl du deine Wege", im Evangelischen Gesangbuch Nr. 361.
Wer möchte, bete mit mir:
Lieber himmlischer Vater!
Ich danke dir für dein Wort, für deine Weisungen, die zum Leben führen und schließlich zum ewigen Leben. Segne und erfülle mit Freude alle Menschen, die sie annehmen. Schenke uns allen viele Erkenntnisse in der kommenden Passionszeit und befreie uns von allen Vergeltungswünschen. Das bitte ich durch Christus, unsern Herrn, der den Leidensweg vorangegangen ist. Mit seinen Worten rufen wir:
VATER UNSER IM HIMMEL..........-AMEN-
Übrigens: Alle unsere Andachten werden lange aufgehoben. Die der vorigen beiden Jahre befinden sich in unserem Internet-Archiv. Zum Beschluss dieser Andacht hören wir nach dem Segen einen zweistimmigen Orgelsatz mit verzierter Melodie des Liedes "Befiehl du deine Wege".
"Rache ist süß" heißt es zwar, aber der Verzicht darauf schmeckt am Ende noch viel besser, weil man damit Wunderwirksames ausstrahlt. Dazu verhelfe uns allen Gott!
Mit herzlichen Grüßen, Ihr Pfarrer Manfred Greinke, Gabriele Kerstan und Ulrike Lau-Hartl.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. -AMEN-