Überall, wo der Mensch die Metallbearbeitung beherrschte, finden sich Glocken jeder Art. Dennoch ist das Christentum jedenfalls in den ersten 4 Jahrhunderten ohne Glocken ausgekommen. Freilich, wir kämen theoretisch auch ohne Glocken aus, aber es sind die Glockenklänge sehr vertraute Klänge, die regelmäßig wiederkehren.
Als einmal unsere Vilshofener Glocken nicht zu den üblichen Tageszeiten läuteten, weil irgendetwas nicht richtig eingestellt war, rief eine Dame aus der Nachbarschaft an: "Ich vermisse das Läuten. Danach richte ich mich immer in meinem Tagesablauf."
Für manche Leute zumindest ist es also wichtig, den Klang der Glocken regelmäßig zu hören. Das ist auch in unserer Andachtsreihe möglich, obgleich es 3 Glockenpaare sind: die von der Aidenbacher Kreuzkirche, welche in der vorigen Andacht läuteten, die der Erlöserkirche Vilshofen, die heute dran sind und die des Eginger Katharina-von-Bora Gemeindezentrums.
Auch wenn Sie es schon wissen: Alle drei Orte befinden sich im Landkreis Passau in Niederbayern. Es steigt nämlich die Zahl derer, die diese Andachtsreihe hören oder lesen, auch außerhalb unserer Gemeinden.
Mit einem herzlichen "Grüß Gott" richten wir uns an Sie, freuen uns, dass Sie mit Augen oder Ohren und vor allem mit dem Herzen dabei sind.
Wir feiern unsere Andacht im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. -AMEN-
D. Meyer heißt der Komponist des nun folgenden Präludiums in h-Moll. Wir wissen nichts über ihn, gar nicht. Aber seine Musik spricht, dass sie aus dem ausgehenden 17. Jahrhundert und aus Norddeutschland stammt.
Bild: de.tutiempo.net - 17.ScheWath
Wenn man genau hinschaut, sieht man, dass der Vollmond schon vorbei ist. Wir sind nämlich bei 17. SchWath, so heißt der 11. Mondmonat in der biblischen Zählung. Im Mondjahr, das im Spätsommer oder Frühherbst anfängt, ist es der 5. Monat.
Das vom Mondkalender abhängige Kirchenjahr zeigt uns heute den letzten Sonntag nach Epiphanias an. Das große Hauptthema der Epiphanias-Zeit ist ja das Licht, welches die Finsternis besiegt.
Bild: feb-ffg.de
"Über dir geht auf der HERR, und seine Herrlichkeit erscheint über dir." So lautet der Wochenspruch für die heute beginnende Woche.
Der heutige Sonntag als letzter im Januar hat mehrere wichtige Bedeutungen: Er ist der Bibelsonntag, der Weltlepratag und auch der Karlstag.
Bibelsonntag: Der weltweiten Verbreitung von Gottes Wort in Form der Bibel, der Heiligen Schrift, ist dieser Tag in besonderem Maße gewidmet, und zwar bei Christen nicht nur der evangelischen, sondern auch der katholischen, orthodoxen und freikirchlichen Gemeinden. Er erinnert - bei allen konfessionellen Unterschieden - an das Gemeinsame und Verbindende: die Bibel als Grundlage des Christlichen Glaubens. Ausgehend von einer Initiative der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen Baden-Württemberg wurde 1976 der erste gemeinsame Bibelsonntag gefeiert. Seit 1982 findet er in Deutschland regelmäßig statt.
Welt-Lepratag: Diese schrecklich Krankheit ist noch immer nicht ausgerottet, ja sie nimmt wieder zu, obwohl sie mit relativ sehr wenig Geld weltweit längst hätte beseitigt werden können. Warum? Weil die Regierungen mutnaßlich bewusst nichts dagegen tun. Es gab und gibt aber immer wieder Ärzte, die den betroffenen Menschen helfen und ihre Krankheit zum Stillstand bringen. Die Ansteckungsgefahr ist - anders als oft befürchtet - relativ gering, weil nur etwa 5% aller Menschen eine sogenannte Andockstelle für diese Krankheit haben.
Karlstag: 28.01.814 starb Karl der Große. Er erlangte am 25. Dezember 800 als erster westeuropäischer Herrscher seit der Antike die Kaiserwürde und war der bedeutendste Herrscher aus dem Geschlecht der Karolinger. Karl gelang es, seine Macht im Frankenreich zu sichern und es in einer Reihe von Feldzügen nach außen erheblich zu erweitern.
Politischer Höhepunkt seines Lebens war die Kaiserkrönung durch Papst Leo III. zu Weihnachten des Jahres 800. Seine Hauptresidenz Aachen blieb bis ins 16. Jahrhundert Krönungsort der römisch-deutschen Könige.
Bild: Karl der Große - Quelle: mauritius images.
1165 wurde er heiliggesprochen. Karl gilt als einer der bedeutendsten mittelalterlichen Herrscher und als einer der wichtigsten Herrscher im europäischen Geschichtsbewusstsein; bereits zu Lebzeiten wurde er Pater Europae ("Vater Europas") genannt.
Bei aller Wertschätzung: Wer Feldzüge veranstaltet, wann und wo auch immer, verhält sich nicht als Heiliger, denn Gott hat das Töten von Menschen eindeutig verboten. Und Jesus hatte dem Petrus gesagt: "Stecke dein Schwert in die Scheide, denn wer zum Schwert greift, soll durch dasselbe umkommen." (Matthäus 26,52)
Damit lehrte er, dass man weder Gott noch die christliche Botschaft nicht mit Waffengewalt verteidigen oder gar ausbreiten kann. Wer als Christ an Waffengewalt glaubt oder diese propagiert, macht sich in dieser Sache bewusst oder unbewusst zum Diener der Finsternis und damit Antichristen.
Liebe Schwestern und Brüder!
Ich habe gehört, dass die Zarathustrier, das sind die Anhänger der von Zarathustra mindestens 400 Jahre vor Christus gestifteten asiatischen Religion ihre heranwachsenden Kinder fragen: "Willst Du dem Licht oder der Finternis dienen?" Das hat mich tief beeindruckt.
Das Licht ist das Symbol auch für Wahrheit, Gerechtigkeit, Respekt, Wohltätigkeit, Gewaltlosigkeit, Tierliebe, ja Bewahrung der Schöpfung. Insofern steht diese Religion der Bibel, dem jüdischen und christlichen Glauben sehr nahe.
Und gewiss waren auch die berühmten "Weisen aus dem Morgenland" Vertreter dieser Religion. Sie hofften, dass mit dem Stern von Bethlehem, der ja eine Konjunktion vom "Königsstern" Jupiter und vom "Judenstern" Saturn war, über sie tatsächlich der HERR aufgeht und seine Herrlichkeit erscheint. Das motivierte sie zu der sehr langen Reise bis nach Bethlehem.
Vom Licht ist viel die Rede in der Bibel, es ist ja auch das erste Schöpfungswerk die Trennung von Licht und Finsternis. So wenig wie das Licht als solches wissenschaftlich ergründbar und menschlich begreifbar ist, so sind auch göttliche Lichterscheinungen dem menschlichen Zugriff vorenthalten. Aber sie geschehen hin und wieder.
So auch dem Mose, der die Schafe seines Schwiegervaters hütete - eigenlich eine Aufgabe für heranwachsende Kinder. Da sah er plötzlich einen brennenden Dornbusch, der nicht vom Feuer verzehrt wurde. Das erregte sein Interesse. Übrigens: Auch was einen Menschen interessiert kann er nicht vorher selbst bestimmen.
Zeichnung: Paula Jordan
Mose ging also hin und hörte aus diesem Dornbusch eine Stimme, die ihn beim Namen rief und ihm befahl, die Schuhe auszuziehen. Sodann stellte sich Gott ihm vor: "Ich bin der Gott deines Vater, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs", woraufhin Mose sein Angesicht verhüllte aus Scheu vor dem Lichtglanz Gottes.
Das war keine zufällige Begegnung wie die zweier Menschen Irgendwo. Der heilige Gott hatte sich den Mose auserkoren, das Volk der Hebräer, der Kinder Israel aus der Knechtschaft Ägyptens zu führen. Eine Wahnsinnsaufgabe, würden wir sagen, der sich Mose nicht sofort gewachsen fühlte und die er nicht anzunehmen bereit war.
So ging es zwischen Gott und Mose immer hin und her, bis Mose fragte: "Siehe, wenn ich zu den Israeliten komme und spreche zu ihnen: "Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt!", und sie mir sagen werden: "Wie ist sein Name?", was soll ich ihnen sagen?" Gott sprach zu Mose: `Ich werde sein, der ich sein werde. Das ist mein Name auf ewig."
Wir können den hebräischen Gottesnamen mit den 4 Buchstaben JHWH, deren Aussprache als Wort kein Mensch genau kennt, auch so übersetzen: ´Ich werde für Euch da sein`. In den Bibelübersetzungen steht dafür immer das Wort `HERR´, mit Großbuchstaben gedruckt.
Ja, Gott ist der Gott des Lichts, für uns Menschen da. Psalm 97 bekennt im Vers 11: "Dem Gerechten muss das Licht immer wieder aufgehen und Freude dem aufrichtigen Herzen."
Gewiss, solch eine spektakuläre Licht- und Gotteserscheinung, die die ganze Weltgeschichte veränderte, ist wohl einmalig. Es gab auch andere, die in der Bibel überliefert sind.
Was wir aber daraus lernen können ist dies: Licht hat eine äußere und eine innere Dimension, ebenso, wenn Gott einem Menschen begegnet, hat es innere und danach auch äußere Auswirkungen. Jede Gottesbegegnung ist etwas ganz Besonderes und Seltenes und verändert Menschen. Man kann sie auch nicht herbeisteuern.
Aber die Erfahrung des eben zitierten Psalmverses enthält eine wichtige Verheißung, nämlich, dass dem Gerechten, also dem, der sich in Gerechtigkeit übt, der aufrichtig und liebevoll ist, das Licht der Erkenntnis immer wieder über ihm aufgeht und auch da, wo es dunkel um ihn herum ist, wohltuend hineinleuchtet zu dessen Freude. -AMEN-
Gerne bete ich mit Ihnen:
Herr Gott, Du Schöpfer des Lichtes und unser himmlischer Vater! Ich danke dir dafür, dass ich licht werden kann, dass Jesus mein Licht des Lebens ist und für deine wunderbare Verheißung. Lass es licht werden in mir, um mich herum, lass deine Herrlichkeit wirken über mir und alle noch dunkle Welt.
VATER UNSER IM HIMMEL..........-AMEN-
Mit welchem Orgelstück endet unsere heutige Andacht? Mit einer Choralbearbeitung zum Lied EG 347 "Ach bleib mit deiner Gnade". Die komponierte der Wolfenbütteler Musikdirektor Selmar Müller, der von 1819-1888 lebte.
Vom Lichtglanz ist in der 3. Strophe die Rede, in der 4. vom Segen:
3. Ach bleib mit deinem Glanze/ bei uns, du wertes Licht; / dein Wahrheit uns umschanze, / damit wir irren nicht.
4. Ach bleib mit deinem Segen / bei uns, du reicher Herr; / dein gnad und alls Vermögen / in uns reichlich vermehr.
Tun Sie, was sie im Namen Gottes, der Licht ist und für uns Menschen da ist, tun können, nur das und nicht mehr!
Mit herzlichen Grüßen, Ihr Pfarrer Manfred Greinke, Gabriele Kerstan und Ulrike Lau-Hartl.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. -AMEN-