Herzlich willkommen zur Internet-Andacht der Kirchengemeinden Vilshofen-Eging und Aidenbach am heutigen Sonntag Sexagesimae! Wir feiern Sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. -AMEN-
Den regelmäßigen Hörern sind sie schon bekannt, die beiden Glocken des Eginger Katharina-von-Bora Gemeindezentrums, welche alle 3 Wochen die Andacht einläuten.
Wussten Sie schon, dass die Ursprünge der Glocken in Asien zu suchen sind? In China beherrschte man als Erstes eine höchst vollendete Kunst in der Gusstechnik wie auch bei der künstlerischen Formgebung. Über die Wege der Völkerwanderungen und Kulturströmungen sollen die Glocken von asiatischen Raum nach Europa und bis hin in unseren Raum gekommen sein.
Nach dem Glockengeläut hörten wir ein Bicinium, also ein zweistimmiges Stück von Caspar Othmayr zum Lied "Wo Gott zum Haus nicht gibt sein´ Gunst", wobei die Melodie in der Unterstimme ist.
Das Lied steht leider nicht im Evangelischen Gesangbuch. Im früheren Evangelischen Kirchengesangbuch finden wir es unter Nr. 194. Es ist die Verdichtung und Vertonung des Psalms 127 von Paul Kolrose.
1. Wo Gott zum Haus nicht gibt sein Gunst,
So arbeit`jedermann umsonst;
Wo Gott die stadt nicht selbst bewacht,
So ist umsonst der Wächter Macht.
2. Vergebens, dass ihr früh aufsteht,
Dazu mit Hunger schlafen geht
Und esst eur Brot mit Ungemach;
Denn wems Gott gönnt, gibt ers im Schlaf.
Othmayr war ein deutscher evangelischer Geistlicher: Theologe und Komponist der Renaissance. Geboren am 12. März 1515 in Amberg, wissen wir von ihm, dass er 1531 nach Heidelberg ging und zusammen mit 3 anderen jungen Männern den Kreis der "Heidelberger Liedmeister" bildete. Ab 1533 studierte er daselbst. Weitere Lebensstationen waren das Direktorenamt der kleinen Lateinschule in Kloster Heilsbronn und Probst an der St.-Gumbertus-Kirche in Ansbach. Er wurde sehr krank und zog nach Nürnberg.
Bild: Michael Ostendorfer 1547.
Am 4. Februar 1553, also heute vor 471 Jahren, starb er dort im Alter von nur 38 Jahren. Viele weltliche und geistliche Lieder und andere Kompositionen, sowie auch einige Instrumentalstücke umfassen sein musikalisches Lebenswerk.
Bild de.tutiempo.net - 24.ScheWaTh
Der Halbmond hat abgenommen, die Mondsichel ist am Entstehen und wird immer schmaler. Der 24. Tag des 11. biblischen Mondmonats ScheWaTh ist da, vom Mondjahr der 5. Monat.
Die Epiphanias-Zeit ist vorbei. Es beginnt die sogenannte "Vorfastenzeit". Dieselbe kann bis zu 5. Sonntage und bis zum Aschermittwoch demzufolge 4 1/2 Wochen dauern. 2024 ist sie sehr kurz: Nur 1 1/2 Wochen mit 2 Sonntagen. Der Name dieses Sontages "Sexagesimae" bedeutet, auch wenn weder die Übersetzung noch die Zahl genau stimmt, "60 Tage bis zum Auferstehungsfest" - jedenfalls ungefähr.
Der heutige 4. Februar, gilt seit 2021 übrigens als "Tag der menschlichen Geschwisterlichkeit" - ein sehr schöner Name - doch wie wir mit Sicherheit feststellen können, hindert dieser Tag nicht daran, weiter Kriege zu führen, andere Menschen schamlos auszubeuten, ihre Unwissenheit zu Manipulationszwecken auszunutzen und sie gefügig zu machen, und wenn sie nicht parieren, sie mit furchtbaren Etiketten zu versehen.
Und die religiöse Überheblichkeit kommt noch dazu, eine der größten Gefahren, Menschen auszugrenzen. So etwas gibt es in manchen Religionen. Auch das Christentum ist in seiner Geschichte und zum Teil bis in die Gegenwart davon befleckt. Gott sei`s geklagt.
Aber zum Wesen des biblisch begründeten christlichen Glaubens gehört nicht die Ausgrenzung und Vorverurteilung eines Menschen aufgrund seiner Herkunft und seiner aktuellen Situation, sondern die Einladung Jesu, teilzunehmen an dem, was Jesus das "Reich Gottes" nennt.
"Macht Euer Herz nicht zu, wenn Ihr die Einladung Jesu hört!" Darauf kommt alles an.
Liebe Schwestern und Brüder!
In den vergangenen Jahren habe ich mit meiner Frau und oft auch mit interessierten Leuten Reisen in Länder der Bibel und der frühen Kirchengeschichte unternommen und jeweils dort den Bibeltext gelesen, wo das Ereignis stattfand oder wo der Adressat eines Briefes war. Wenn ich später solch einen Bibeltext gepredigt habe, dann war ich immer mit den inneren Augen an diesem Ort. So geht es mir heute, wenn ich die Geschichte erzähle von der Überfahrt des Paulus und Silas im Jahre 50 oder 51 von Kleinasien über die kleine Insel Samothrake bis Mazedonien, das ist die heutige Nordprovinz Griechenlands.
Paulus war mit seinem Freund Silas und weiteren Begleitern auf seiner 2. Missionsreise: Sie zogen durch Kleinasien, durch das Gebiet der heutigen West-Türkei bis an die Westküste. Was sie dann erlebten, lesen wir in der Apostelgeschichte 16, Verse 9-15, in drei kurzen Abschnitten:
Der Ruf nach Mazedonien: Paulus sah eine Erscheinung bei Nacht: Ein Mann aus Mazedonien stand da und bat ihn: Komm herüber nach Mazedonien und hilf uns! Als er aber die Erscheinung gesehen hatte, da suchten wir sogleich nach Mazedonien zu reisen, gewiss, dass uns Gott dahin berufen hatte, ihnen das Evangelium zu predigen.
Paulus nahm alles, was er unterwegs erlebte sehr genau wahr und achtete immer auf gewisse Zeichen sozusagen "von oben", dass sie den Weg gehen, den Gott für sie vorgesehen hatte. So nahme er also die Erscheinung mit dem Hilferuf ernst.
Die Überfahrt und in Philippi: Da fuhren wir von Troas ab und kamen geradewegs nach Samothrake, am nächsten Tag nach Neapolis und von da nach Philippi, das ist eine Stadt des ersten Bezirks von Mazedonien, eine römische Kolonie. Wir blieben aber einige Tage in dieser Stadt.
Blick auf die Insel Samothrake - Foto: Greinke.
Samothrake ist eine sehr kleine bewohnte, bergige Insel in der nördlichen Ägais mit etwa 30 km Umfang. Dort gibt es auch eine besondere Heilquelle. Neápolis heißt heute Kavála und ist eine Hafenstadt in der griechischen Porvinz Mazedonien. Nur genau 15 km nördlich davon liegt die damalige sehr wichtige Stadt Philippi, wo auch viele römische verdiente Veteranen mit vielen Privilegien wohnten. Heute ist die Stadt ein Freilandmuseum mit vielen Ruinen. Eine Asphaltstraße teilt dasselbe in zwei Teile. Ganz in der Nähe fließt der kleine Fluss Zigágti.
Am Sabbattag gingen wir hinaus vor die Stadt an den Fluss, wo wir dachten, dass man zu beten pflegte, und wir setzten uns und redeten mit den Frauen, die dort zusammenkamen.
Ganz selbstverständlich war für Paulus und seine Begleiter, dass es in der Stadt Juden und Sympathisanten des Judentums und des wahren Gottes gab, sogenannte "Gottesfürchtige", dass diese sich am 7. Tag der Woche, am SchaBaT zum Gebet trafen. Wie Paulus auf den Gedanken kam, dass sie sich am Fluss trafen, weiß ich nicht genau.
Aber Gebetsstätten unter freiem Himmel außerhalb der Ortschaften waren früher oft auf einem Berg und gelegentlich auch an einem Fluss, nicht zuletzt auch wegen der Möglichkeit einer rituellen Waschung. Warum nur Frauen dort waren, könnte ein Hinweis darauf sein, dass sich Männer und Frauen zum Gebet an unterschiedlichen Stellen am Flussufer trafen. Genaues aber bleibt uns vorenthalten.
Was aber für alle nachfolgenden Christengenerationen wichtig ist, steht auch geschrieben. So auch.
Die Bekehrung der Lydia: Und eine gottesfürchtige Frau mit Namen Lydia, eine Purpurhändlerin aus der Stadt Thyatira, hörte zu: der tat der Herr das Herz auf, sodass sie darauf Acht hatte, was von Paulus geredet wurde.
Thyatira war damals schon in gewissem Sinne eine Industriestadt in der Landschaft Lydien in der heutigen Westtürkei und war für ihre gefärbte Wolle bekannt. Lydia war offensichtlich als Purpurhändlerin eine sehr wohlhabende Frau, die der Mittelschicht angehörte. Denn Purpurhandel brachte sehr viel Geld ein. Sie war keine Jüdin, sondern eine, die diesem Glauben sehr nahestand.
Hinweisschild: Taufstelle der heiligen Lydia - Foto: Greinke
Jetzt aber kommt das Wichtigste: ....der tat der Herr das Herz auf, sodass sie darauf Acht hatte, was von Paulus geredet wurde."
Die anderen Frauen hörten ja auch, was Paulus sagte. Und viele Menschen hören viele Predigten. Damit eine Predigt aber wirkt, bedarf es, dass das Herz eines Menschen offen ist. Wie viele Herzen bleiben in Wahrheit verschlossen, sogar die Herzen von Menschen, die sich für fromm halten, ihre selbstgemachte Ideologie aber dem überordnen, was Gott zu sagen hat! Möglicherweise ist die Herzenstür - um im Bilde zu reden - eine, die nur von außen geöffnet werden kann und der Schlüssel dazu bei Gott ist.
Taufstelle der Lydia: Vorne ein kleiner Kanal um den Insel-Platz - Foto: Greinke.
Taufstelle der Lydia: Blick auf die Sitzstufen - Foto: Greinke.
Als sie aber mit ihrem Hause getauft war, bat sie uns und sprach: Wenn ihr anerkennt, dass ich an den Herrn glaube, so kommt in mein Haus und bleibt da. Und sie nötigte uns.
Das Ergebnis dessen, was Paulus predigte, war, dass Lydia sich taufen ließ, aber nicht nur sie, sondern "mit ihrem ganzen Hause", also Ehemann, Kinder, Bedienstete, vielleicht sogar Eltern.
In der Antike ist es nämlich unmöglich, dass Glieder einer Familie verschiedenen Religionen angehörten. Was in dieser Geschichte ungewöhnlich ist: Nicht ihr Ehemann - von dem ist direkt gar nicht die Rede - sondern sie als Frau bestimmte den Wechsel der Religion, oder sagen wir es im Hinblick darauf, dass sie gottesfürchtig war: sie hatte sich im Glauben weiterentwickelt und das bestimmte nun ihr ganzes Haus. Man sprach früher nie von "Familie", sondern immer vom "Haus". "Haus" ist eine Lebens-und Erwerbsgemeinschaft".
Wenn Gott ein Herz öffnet, erleuchtet und mit seinem Geist dort einzieht, hat das unmittelbare, auch nach außen hin wirksame Folgen. Die erste bei Lydia war die Philoxenia, die Gastfreundschaft.
Interessant ist auch, dass sie wenigstens im griechisch-orthodoxen Raum als Heilige verehrt wird und auch "Apostelgleiche" genannt wird. Sie gilt auch als "erste Christin in Europa", obwohl es möglicherweise schon vor ihr in Rom schon Christinnen gab.
Erst im Jahre 1973 wurde ihr Gedächtnis in den liturgischen Kalender aufgenommen. Und nur wenige Meter oberhalb des Lydia-Gedächtnisplatzes am Flüsschen Zigagti steht eine Taufkapelle, die ihren Namen trägt.
Taufkapelle "Agia Lydia" in Philippi - Foto: Greinke.
Geht man in die Taufkapelle hinein, steht ein Taufstein in der Mtte und an der Seite sind Ikonen von Lydia und Paulus zu sehen.
Lydia Taufkapelle Lydia-Ikone - Foto: Greinke.
Lydia-Taufkapelle Apostel Paulus - Foto: Greinke.
Möge Gott vielen Menschen die Herzenstüre öffnen, wo sie noch verschlossen sind. Möge Gott uns Weisheit schenken im Umgang mit verschlossenen Herzen, damit wir einer Öffnung nicht im Wege sind, sondern eher Öffnungsassistenten. -AMEM-
Wir wollen singn ein Lobgesang/ Christus dem Herrn zu Preis und Dank, / Lydia`s Herz er aufgetan, / was wissen sollte jedermann.
Ich lade ein zum Gebet:
Lieber himmlischer Vater!
Du hast einst der Lydia das Herz geöffnet und sie zum großen Vorbild gemacht für viele. Dafür preise ich dich und bitte dich: Erbarme dich der vielen Menschen mit verschlossenem Herzen und mache auch mich zu einem Öffungsassistenten. Schenke mir dazu Einfühlungsvermögen und viel Weisheit. Das bitte ich im Namen Jesu Christi.
VATER UNSER IM HIMMEL.......-AMEN-
Mit einem Andante in A-Dur von Maurice Greeene, der von 1696 - 1755 lebte, klingt unsere Andacht nach dem Segen aus.
Helfen, dass liebevoll Herzenstüren geöffnet werden - was für eine wundervolle Aufgabe für uns Christen! Auch diese Andacht möge dazu beitragen. Sie können Sie gerne weiterempfehlen.
Mit herzlichen Grüßen Ihr Pfarrer Manfred Greinke, Hannes Greinke, Gabriele Kerstan und Ulrike Lau-Hartl.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. -AMEN-