"Seht Ihr den Turm dort stehen,
er ist ganz grün zu sehen,
als wär`s ein Efeu-Wald.
Ganz oben sind zwei Glocken,
die woll`n die Leute locken,
dass sie zur Kirchen kommen bald."
Foto: Greinke - Kreuzkirche Aidenbach.
So hätte vielleicht Matthias Claudius dieses Bild der Aidenbacher Kreuzkirche mit Ihrem hohen Turm in Gedichtform gebracht. Wir haben soeben diese Glocken als Auftakt zur letzten Andacht des Jahres 2023 klingen lassen, zu der wir Sie auf das Allerherzlichste begrüßen.
Wir feiern unsere Andacht im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. -AMEN-
Bild: de.tutiempo.net - 18.TeWeT
Der Vollmond ist vorüber. Wir sind bei 18.TeWeT angelangt. Es ist der 10. Mondmonat in der biblischen Reihenfolge und der 4. im Mondkalenderjahr.
Und im Kirchenjahr ist dieser Sonntag der 1. nach dem Christfest und heißt gleichzeitig "Silvester", genannt nach dem Bischof von Rom Silvester I., der am 31. Dezember 335 gestorben ist. Aus römisch-katholischer Sicht war er Papst.
Silvester gilt als der erste Papst, der nicht mehr unter einer Verfolgung der Christen in Rom zu leiden hatte; denn der römische Kaiser Konstantin der Große hatte im Jahr 313 allen Bürgern des Römischen Reiches das Recht auf freie Religionsausübung gewährt.
Damit vollzog sich während des 21-jährigen Pontifikats von Silvester I. die entscheidende Wende von einer christenfeindlichen zu einer christenfreundlichen Staatspolitik.
Im evangelischen Kalender aber wird dieser Tag "Altjahresabend" genannt. Passend dazu ist das Lied 59 im Evangelischen Gesangbuch:
Das alte Jahr vergangen ist;
wir danken dir, Herr Jesu Christ,
dass du uns in so großer G`fahr
so gnädiglich behüt`dies Jahr.
Johann Sebastian Bach hat die Melodie in einem wunderschönen Orgelvorspiel geradezu und sozusagen bis zur Unkenntlichkeit verziert. Es erklingt jetzt:
Liebe Schwestern und Brüder!
Der 10. Mondmonat, wird in der Lutherbibel "Tebet" genannt und erstmalig am Ende der Sintflut-Geschichte aus dem 1. Mose-Buch erwähnt. Davon will ich heute erzählen:
Da gedachte Gott an Noah und an alles wilde Getier und an alles Vieh, das mit ihm in der Arche war, und ließ Wind auf Erden kommen und die Wasser fielen. Und die Brunnen der Tiefe wurden verstopft samt den Fernstern des Himmels, und dem Regen vom Himmel wurde gewehrt. Da verliefen sich die Wasser von der Erde und nahmen ab nach hundertundfünfzig Tagen.
Es wird erzählt, dass sich die Arche auf dem Berg Ararat niederließ. Er liegt im östlichsten Zipfel der Türkei, in der historisch "Westarmenien" genannten Region.
Berg Ararat - Foto: Wikipedia.
Dann heißt es im Vers 5: "Es nahmen aber die Wasser immer mehr ab bis auf den zehnten Monat. Am ersten Tage des zehnten Monats sahen die Spitzen der Berge hervor."
Weiter wird erzählt, dass Noah nach vierzig Tagen das Fenster auftrat und ließ einen Raben ausfliegen, dann zweimal hintereinander eine Taube. Die zweite nach sieben Tagen hatte ein Ölblatt im Schnabel. Als er aber nach weiteren sieben Tagen wieder eine Taube fliegen ließ, kam sie nicht mehr zurück. Noah sah, dass die Erde wieder trocken war.
Da redete Gott mit Noah und sprach: "Geh aus der Arche, du und deine Frau, deine Söhne und die Frauen deiner Söhne mit dir und alles Getier, das bei dir ist."
Bild: Paula Jordan
Noah aber baute dem HERRN einen Altar und opferte Brandopfer auf dem Altar. Und der HERR roch den lieblichen Geruch und sprach in seinem Herzen: "Ich will hinfort nicht mehr die Erde verfluchen um der Menschen willen; denn das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf. Und ich will hinfort nicht mehr schlagen alles, was da lebt, wie ich getan habe. Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht."
Das Ende der Sintflut gibt dem 10. Monat TeWeT oder Tebet eine große Bedeutung, wegen der Hoffnung, die aufkam, als die Spitzen der Berge zu sehen waren.
Die derzeitigen Überschwemmungen sollen ja auch schon ihren Höhepunkt überschritten haben. Und wie schlimm sie auch überall sind, sind sie doch bei weitem nicht so schlimm wie die Sintflut: denn Gott hatte ja einen Beschluss gefasst, dass es nie wieder so schlimm kommen werden. Das ist sehr beruhigend.
Und dennoch: Es ist nur zu hoffen, dass sich die Schäden in engen Grenzen halten und noch mehr, dass nicht wieder die Geschädigten im Stich gelassen werden, wie es schon geschehen ist.
Gesegnet sei jeder Mensch, der den von Unglück - welcher Art auch immer - Betroffenen Zeichen echter Hoffnung gibt auch in ganz praktischer Hinsicht. Denn Jesus lehrt in Matthäus 5, Vers 7: "Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen."
Und die Jahreslosung für das kommende Jahr 2024 aus dem 1. Brief an die Korinther lautet:
"Alle eure Dinge lasst in der Liebe geschehen!"
Es geht also darum, auf die wahren Bedürfnisse der Menschen zu achten und diese zu stillen suchen. Das ist das geistliche Hauptthema des Jahres 2024 für uns Christen. -AMEN-
Hören wir nun eine Liedstrophe zur Jahresloung 2024, gesungen von Nicole den Uijl, begleitet von Hannes Greinke.
Zum Jahreswechsel möchte ich mit folgenden Worten beten:
Herr, unser Gott, lieber himmlischer Vater! Du hast uns in diesem Jahr gnädig beschirmt und in Gutem und Schweren deine erbarmende Liebe erwiesen. Ich bitte dich: Vergib mir und allen Menschen die Schuld des vergangenen Jahres um Christi willen. Sei mit deiner Hilfe nahe allen, die unter den Überschwemmungen und anderen Nöten leiden. Erbarme dich unseres Vaterlandes. Bewahre deine arme Christenheit hier und auf dem ganzen Erdkreis. Erfülle uns mit deinem Geist, dass wir deine Wege erkennen und am Ende unserer Tage aufgenommen werden in deine Herrlichkeit, durch Jesum Christum, deinen Sohn, unseren Herrn, der mit dir und dem Heiligen Geiste lebet und regieret von Ewigkeit zu Ewigkeit. Mit seinen Worten rufen wir weiter zu dir:
VATER UNSER IM HIMMEL........-AMEN-
Mit dem heutigen 1. Sonntag nach dem Christfest begann eine neue Woche. Morgen beginnt das neue Kalenderjahr 2024. Und am kommenden Samstag ist das Epiphanias-Fest, an welchem traditionsgemäß der Weisen aus dem Morgenland gedacht wird. Diese Geschichte ist im Matthäus-Evangelium überliefert. Ich freue mich schon darauf, sie in der Andacht am kommenden Sonntag zu erzählen und zu interpretieren.
Unsere Andacht schließt wie immer mit Orgelmusik, heute mit einem Orgelchoral von Samuel Scheidt aus dem Jahre 1650, dessen Text aus dem Jahre 1569 stammte und dessen Melodie aus dem Jahre 1575:
Helft mir Gotts Güte preisen,
ihr Christen ingemein,
mit G´sang und andern Weisen
ihm allzeit dankbar sein,
vornehmlich zu der Zeit,
da sich das Jahr tut enden,
die Sonn sich zu uns wenden,
das neu Jahr ist nicht weit.
Ein gesundes und gesegnetes neues Jahr des Herrn 2024 wünschen Ihnen mit herzlichen Grüßen Ihr Pfarrer Manfred Greinke, Duo Pepper, Gabriele Kerstand und Ulrike Lau-Hartl.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. -AMEN-