Glocken als Instrumente der Magie, als Heilmittel gegen Dämonen. Das war ihre ursprüngliche Bedeutung. Vielleicht sind sie deshalb erst relativ spät in den christlichen Gebrauch gekommen und ihr Zweck wurde ein völlig anderer. Denn das Christentum, welches aus dem alten Judentum entsprungen ist, steht mit diesem in krassem Widerspruch zu jeder Art von Magie.
Glocken im Christentum laden immer zum Gebet ein, sei es, weil eine Gebetszeit gekommen ist, oder ein Gottesdienst stattfindet, früher läuteten die Glocken auch bei großen Gefahren, um diese anzuzeigen, aber auch um für deren Abwehr zu beten.
Für diese Andacht läuteten die Glocken der Vilshofener Erlöserkirche. Ihr Klang ist via Internet so weit zu hören, wie Menschen, wo auch immer die Andacht eingeschaltet haben.
So begrüßen wir unsere Hörer und Leser deutschlandweit und auch darüber hinaus mit herzlichem Neujahrsgruß und hoffen, sie hatten einen guten RoSch, also einen guten Anfang.
Wir feiern unsere Andacht im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. -AMEN-
Bild: de.tutiempo.net - 25. TeWeT
Das Mondbild zeigt eine Mondsichel, die stark im Abnehmen begriffen ist. Woran erkennt man das? An der Form des Buchstabens C. Wir haben den 25. TeWeT.
Im Kirchenjahr sind wir nach Advent und Weihnachten seit dem gestrigen 6. Januar in der Epiphaniaszeit. Eine "Epiphanie" ist eine Erscheinung, ein Aufleuchten. Es leuchtet etwas auf, damit es einleuchtet. Ich erinnere mich noch an meinen Mathematiklehrer, der gelegentlich fragte: "Leuchtet das ein?"
Wenn man ihn nur öfter sehen würde, den nächtlichen Sternenhimmel! Dann leuchteten nämlich nachts die Sterne und vor dem Morgengrauen der Morgenstern. In Liedern wird manchmal Gottes Wort als Morgenstern bezeichnet, manchmal auch Christus.
Im Hauptteil des Evangelischen Gesangbuchs finden wir die Rubrik "Epiphanias". Das sind die Lieder 66 bis 74. Und Nr. 70 ist das bekannteste und am weitesten verbreiteste: "Wie schön leuchtet der Morgenstern", darin Jesus als solcher besungen und verehrt wird.
Philipp Nicolai hat es 1599 gedichtet und komponiert. Die Melodie beginnt mit einem Sprung vom 1. bis zum 5. Ton und dann im Dreiklang wieder nach unten. Nicolai liebte solche Dreiklang-Anfänge. Hören wir nun eine kleine Fughette, die mit dem Anfangsmotiv in drei Stimmen spielt:
Liebe Schwestern und Brüder!
Von Magie war schon anfangs die Rede. Von "Magiern" ist die Rede im Originaltext einer der bekanntesten Erzählungen der Bibel: Die Geschichte von den Weisen aus dem Morgenland. Sie steht im Matthäus-Evangelium, Kapitel 2, Verse 1-12. Ihr ist sogar ein christliches Fest gewidmet ist: Das Epiphanias-Fest, in katholischer Tradition auch und fälschlicherweise "Heilige drei Könige" genannt.
Denn diese Magier waren mitnichten Könige, sondern hochrangige und hochgebildete Staatsbeamte des Parther-Reiches. Das lag südöstlich des kaspischen Meeres etwa auf dem Gebiet des heutigen Iran, u.a. mit dem Euphrat als Grenze zum Römischen Reich und war dessen ernsthaftester Gegner.
Und König Herodes, von dem gleich die Rede sein wird, war ein Vasall Roms, speziell des Kaisers Augustus. Er war der berühmteste Bauherr seiner Zeit, hatte mehrere Burgen gebaut und ja auch den neuen Tempel zu Jerusalem.
Obwohl König der Juden, war er selbst doch kein Jude, sondern Idumäer - wir würden heute sagen "Palästinenser". Er wusste, dass die Juden ihn niemals als König anerkennen würden und hatte große Angst um seine Macht. Deshalb ließ er auch zwei seiner Söhne, die er mit seiner jüdischen Frau Mariamne hatte, umbringen, als sie erwachsen und hochgebildet aus Rom zurückgekehrt waren.
Er fürchtete sie als Konkurrenten, die ja eine jüdische Mutter hatten und so für das Volk akzeptabel waren. Dem nicht genug: Er ließ auch seine heißgeliebte Frau umbringen, nachdem seine Schwester sie einer Affäre bezichtigt hatte.
Im Morgenland, dort wo morgens die Sonne aufgeht, waren sehr kluge und weise Männer. Die beobachteten nachts die Sterne. Sie kannten jeden einzelnen und ihre Bahnen. Eines nachts sahen sie einen Stern, der leuchtete viel heller als all die anderen. Es war aber in Wahrheit nicht nur ein Stern, sondern zwei, die ganz dicht beieinander zu sehen waren: Der Jupiter, der Königsstern und der Saturn, ein Stern der Juden.
So dachten sie: Da muss im jüdischen Land ein neuer König geboren werden oder sein, den Gott geschickt hat für die ganze Welt. Und sie sagten zueinander: "Kommt, lasst uns ins jüdische Land reisen damit wir den neuen König suchen und ihn begrüßen und ihm Geschenk bringen".
Die Weisen aus dem Morgenland unterwegs. -Foto: pinterest.com-
Und so machten sie sich auf und waren viele Tage unterwegs, über 1300 km. Und der Stern ging vor ihnen her. Dann dachten sie: Er muss in der Hauptstadt geboren sein. So kamen sie eines Abends in Jerusalem an.
Und so erzählt es Matthäus:
Als Jesus geboren war in Bethlehem in Judäa zur Zeit des Königs Herodes, siehe, da kamen Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem und sprachen: "Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenland und sind gekommen, ihn anzubeten."
Die Weisen aus dem Morgenland bei König Herodes dem Großen. -Foto: slavaguide
Ein neugeborener König? Was für eine Frage! Die hätte damals sich niemand getraut zu stellen.
Als das der König Herodes hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem. Klar, dass er erschrak. Er hatte ja solche Angst um seine Macht.
Aber vor den Parthern hatte er auch großen Respekt. Er wusste nämlich: Wenn die so eine weite Reise machen, dann stimmt das, was sie sagen. Aber antun konnte er ihnen nichts, sonst hätte er nämlich Ärger mit dem Kaiser bekommen, der froh war, dass es keinen Krieg gab im Osten. Vielleicht steht ja etwas in den alten Prophetenschriften über einen König, der von Gott kommt, dachte er.
Und Herodes ließ zusammenkommen alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes und erforschte von ihnen, wo der Christus geboren werden sollte. Und sie sagten ihm: "In Bethlehem in Judäa: denn so steht geschrieben durch den Propheten (Micha 5,1):
"Und du, Bethlehem im jüdischen Lande, bist keineswegs die kleinste unter den Städten in Juda: denn aus dir wird kommen der Fürst, der mein Volk Israel weiden soll."
Die Schriftgelehrten wussten es also. Aber sie gingen nicht hin. Mit Magiern, mit Sterndeutern wollten sie nichts zu tun haben. ´Hab ich`s doch geahnt`, dachte Herodes bei sich: ´Da steht`s geschrieben. Was mache ich jetzt bloß? Ich hab`s.
Da rief Herodes die Weisen heimlich zu sich und erkundete genau von ihnen, wann der Stern erschienen wäre, und schickte sie nach Bethlehem und sprach: "Zieht hin und forscht fleißig nach dem Kindlein; und wenn Ihr`s findet, so sagt mir`s wieder, dass auch ich komme und es anbete."
So ein Lügner! In Wahrheit wollte er das Kind nicht anbeten, sondern töten. Doch das wussten die Sterndeuter nicht. Als sie nun den König gehört hatten, zogen sie hin. Und siehe, der Stern, den sie im Morgenland gesehen hatten, ging vor ihnen her, bis er über dem Ort stand, wo das Kindlein war.
Die Weisen aus dem Morgenland finden das Jesuskind. Bild: Paula Jordan
Gott hatte ihnen mit dem doppelten Stern das Zeichen gegeben, dass sie gut verstanden. Als sie den Stern sahen, wurden sie hocherfreut. Und gingen in das Haus und fanden das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe.
Weihrauch, Gold, Myrrhe. Foto: NDR
Gold macht reich und kann auch als Heilmetall verwendet werden. Weihrauch macht lieblichen Duft. Es ist sogar als ein desinfizierenden und entzündungshemmendes Heilmittel in Gebrauch. Und aus Myrrhe, der Heilpflanze des Jahres 2021, kann man feine Salbe herstellen. Und kann auch innerlich viele Krankheiten vorbeugen und heilen. Das waren also sehr wertvolle Geschenke.
Die Geschichte geht zwar insgesamt noch weiter, aber unser heutiger Abschnitt endet so:
Und Gott befahl ihnen im Traum, nicht wieder zu Herodes zurückzukehren: und sie zogen auf einem anderen Weg wieder in ihr Land, dort, wo morgens die Sonne aufgeht.
Was können wir aus dieser Geschichte lernen? Einiges will ich zeigen: Machthaber sind sehr ängstliche Menschen. Darum sichern sie ihre Macht mit Grausamkeiten aller Art ab. Das sind die "Herodes-Typen".
Manche Menschen, die die Bibel besser kennen als die anderen, weisen denen sogar den Weg zu Jesus, gehen aber selbst in Wahrheit nicht hin. Ihre Scheu vor anderen Menschen und ihre Einbildung hindern sie daran. Sie sind nicht bereit, unter bisher nicht geahnten Bedingungen Jesus neu kennenzulernen. Das sind die "Pseudo-Geistlichen".
Und es gibt wirklich und lernbereite Menschen aller Art und Herkunft, die bereit sind, sich auf die Suche zu machen und keine Strapazen scheuen, den Weg der Wahrheit und ihren Herzenskönig zu finden. Sie haben eine Verheißung: "Wenn ihr mich von ganzem Herzen sucht, will ich mich finden lassen." Sagt Gott durch den Propheten Jeremia. Das sind die weisen Menschen. Leuchtet das ein?
Gewiss, jeder von uns hat unterschiedlich große Anteile von allen. Ich wünschte jedem die meisten Anteile von den Weisen zu haben. Denn nur darauf ruht Segen. -AMEN-
Dazu Lied 73 Strophe 3:
Gib acht auf diesen hellen Schein,
der aufgegangen ist:
Er führet dich zum Kindelein,
das heißet Jesus Christ.
Wer möchte, bete mit mir:
Lieber Vater im Himmel!
Ich danke dir von Herzen für alles, was mich zu Jesus führt, der für uns der wahre Christus ist: Dein Wort der Heiligen Schrift und alles, was du in mein Herz sprichst, für alle Zeichen, die du gibst. Ich bitte dich für mich und andere Menschen um große Aufmerksamkeit. Bewahre uns vor den bösen Umtrieben der Machthungrigen und vor aller Scheinfrömmigkeit und Heuchelei. Du wollest die Herodes-Anteile und die Pseudo-Geistlichen-Anteile aus unseren Herzen reißen und sie weise machen. Durch ihn, unseren Herrn; mit seinen Worten rufen wir:
VATER UNSER IM HIMMEL.....-AMEN-
Mit einer Choralfughette zum Lied "Wie schön leuchtet der Morgenstern" begann unsere Andacht. Mit einer weiteren dazu von Johann Christoph Bach aus dem 17. Jahrhundert endet sie.
Eine gesegnete Epiphaniaszeit 2024 wünschen mit herzlichen Grüßen Ihr Pfarrer Manfred Greinke, Gabriele Kerstan und Ulrike Lau-Hartl.
Es segne und behüte dich der allmächtige ud barmherzige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. -AMEN-